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Forscherin June Almeida 5 Fakten über die vergessene Coronavirus-Entdeckerin

Obwohl die britische Virologin June Almeida in den 1960er Jahren die ersten Coronaviren entdeckte, ist sie für viele bis heute eine Unbekannte. Zeit, das zu ändern.

Als June Almeida in den 1960er-Jahren als erste Forschende Coronaviren unter dem Mikroskop entdeckte, waren Frauen in der Wissenschaft die Ausnahme. Doch die Karriere der britischen Virologin war nicht nur in dieser Hinsicht aussergewöhnlich:

1. Bei der Entdeckung hatte sie keinen Uniabschluss

Die 1930 geborene June musste sich nach der obligatorischen Schulzeit einen Job suchen, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Sie kam aus der schottischen «working class» – ihr Vater war Busfahrer, ihre Mutter Verkäuferin. Für ein Studium reichte das Geld nicht. So begann sie eine Ausbildung als Laborantin im Spital.

Erst mit 40 Jahren – sechs Jahre nach der Entdeckung der Coronaviren – machte June Almeida neben ihrem Vollzeitjob als Forscherin einen Masterabschluss an der London University. Später erhielt sie wegen ihrer herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten einen Doktortitel.

2. Es war nicht ihre einzige wissenschaftliche Leistung

Der Virologin gelang es zum Beispiel 1967, erstmals das Rötelnvirus sichtbar zu machen. Die Erkrankung hatte in den 1960er-Jahren bei tausenden Neugeborenen Fehlbildungen ausgelöst.

Auch ihre Arbeit an Hepatitis-B-Viren half, deren Struktur aufzuklären und zu beweisen, dass es Infizierte ohne Symptome gibt. Insgesamt hat June Almeida in ihrer Karriere an über hundert wissenschaftlichen Publikationen in Journalen wie «Science» oder «Lancet» mitgeschrieben.

3. Ihre Arbeit wurde zuerst nicht ernst genommen

Als June Almeida 1964 ihre Bilder der Coronaviren in einer wissenschaftlichen Zeitschrift publizieren wollte, wurde ihr Artikel zunächst abgelehnt. Die Gutachter hielten die Partikel schlicht für schlecht aufgelöste Grippeviren.

Einige Jahre später wurden die Aufnahmen dann doch veröffentlicht – notabene in einem Artikel , den Almeida gemeinsam mit einem männlichen Kollegen verfasste.

Mikroskopaufnahme des Coronavirus.
Legende: Das Aussehen der Viren erinnerte Almeida an die Sonne mit ihrer Korona, darum gab sie ihnen den Namen «Coronavirus». Wikimedia / Microbiologyresearch

4. Ohne Auswanderung wäre aus der Karriere nichts geworden

Gemeinsam mit ihrem Ehemann zog June Almeida mit 26 Jahren nach Kanada. Dort arbeitete sie in einem modernen Krebsforschungszentrum, wo sie die Technologie kennenlernte, mit der sie später grosse Forschungserfolge in der Virologie feierte: die Elektronenmikroskopie.

June Almeida tüftelte an Methoden, um Viren im Elektronenmikroskop sichtbar zu machen und wurde schnell zu einer der besten in diesem Gebiet.

Eine solche Karriere wäre in anderen Ländern für eine Frau ohne Uniabschluss undenkbar gewesen. In Kanada hingegen wurde auf formelle Qualifikationen weniger Wert gelegt. Ein Glücksfall für June Almeida.

5. June Almeidas Methode ist bis heute aktuell

Bereits in einer der ersten Publikationen zu SARS-CoV-2 im Januar 2020 publizierten chinesische Forschende Elektronenmikroskopie-Aufnahmen – hergestellt mit June Almeidas Methode.

Diese Bilder zeigten, dass das neue Virus den anderen Mitgliedern der Coronavirus-Familie stark ähnelt. Das Elektronenmikroskop kann auch helfen, herauszufinden wie das Virus in Zellen eindringt und welche Gewebe betroffen sind.

Aufnahme des neuen Coronavirus, gelb eingefärbt.
Legende: Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2, mit Hilfe von June Almeidas Methoden sichtbar gemacht. Auf diesem Bild sind die Viren gelb eingefärbt, damit sie besser erkennbar sind. flickr / NIAID

Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 22.08.2020, 12:40 Uhr

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