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Neue Therapieansätze Long Covid: Die Wissenschaft ist der Heilung auf der Spur

Noch gibt Long Covid Rätsel auf. Doch es gibt auch erste Erkenntnisse, die eine gezieltere Behandlung ermöglichen könnten.

Für Betroffene ist es, als wenn die Krankheit Covid-19 einfach nicht mehr aufhören würde.

Bei den meisten äussert sich das zwar nicht mehr akut, etwa mit Fieber und Bettruhe. Dafür mit Kurzatmigkeit, mit Wahrnehmungsstörungen, mit Kopfschmerzen. Oder auch mit viel zu wenig Energie und rascher Erschöpfung, die Fachwelt spricht von «Fatigue» und «Brain Fog».

Geht das Virus ins Gehirn?

Ganz am Anfang dachten Forschende, das SARS-CoV-2 Virus könne auch das Gehirn angreifen. Etwas, was man von anderen Viren durchaus kennt. Das könne zwar schon vorkommen, aber sich so richtig festklammern im Gehirn und die Gehirnzellen infizieren könne das Coronavirus nicht, sagt Serena Spudich. Sie forscht an der US-amerikanischen Yale School of Medicine über Long Covid.

Der Körper macht es selber

Es gibt Patienten, bei denen sich eine akute Covid-19-Erkrankung sehr stark im Gehirn bemerkbar macht. Durch sehr starke Kopfschmerzen, aber auch Verwirrtheit oder ein Delirium bis hin zu einem Schlaganfall.

Das seien jedoch nur indirekte Folgen des Coronavirus, sagt Serena Spudich : «Bei diesen Patienten haben wir gesehen, dass es offenbar nicht das Virus selber ist, das diese Symptome verursacht, sondern oft das Immunsystem». Teilweise seien es auch Veränderungen in den Blutgefässen, die sich auf die Hirnfunktion auswirkten.

Wichtige Erkenntnisse

Mit diesem Wissen könne man versuchen, Patienten gezielter zu behandeln. «Und vor allem gibt uns das wichtige Hinweise, dass solche Immunreaktionen auch für Long Covid verantwortlich sein könnten», sagt Spudich.

Netzwerk für Betroffene:

Aber vieles verstehen die Forscherinnen und Forscher noch nicht. Etwa, warum es Menschen gibt, die keinen schweren Krankheitsverlauf hatten und dennoch an Long Covid leiden. Wieso ihr Immunsystem im Gehirn für Entzündungen sorgt, während das Gehirn von Patienten mit schwerem Verlauf nicht automatisch betroffen ist.

Ein Verdacht

Eine Hypothese ist, dass es Menschen betreffen könnte, die bestimmte genetische Risikofaktoren für Autoimmunerkrankungen in sich tragen. Gerade laufen grössere Studien mit Long Covid-Betroffenen an, die Aufschluss geben sollen.

Doch Long Covid ist komplex, denn es gibt nicht nur eine Ursache.

Das Virus, das nicht mehr weg geht

So gibt es auch Patienten, die das Virus nicht mehr ganz aus ihrem Körper eliminieren können. Das braucht wiederum andere Therapieansätze.

Jan Fehr ist Infektiologe und Professor an der Universität Zürich und Leiter des Referenzimpfzentrums. «Es gibt Versuche mit einer therapeutisch verabreichten Impfung und da hat man gesehen, dass das einen gewissen Effekt haben kann».

Wie viele Menschen leiden an Long Covid?

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Genaue Zahlen, wie oft nach einer Covid-19-Infektion Long Covid entsteht, gibt es nicht, weil es schwierig ist, das genau zu erfassen. Laut Infektiologe Jan Fehr reichen die Schätzungen von 10 bis 30 Prozent. Gerade weil noch so vieles unklar ist, plädiert Jan Fehr dafür, die Long Covid Fälle in der Schweiz systematisch wissenschaftlich zu erfassen. Derzeit geschieht das noch nicht.

Eine noch nicht begutachtete französische Studie hat gezeigt, dass ein Teil der Long Covid Patienten von solch einer Impfung profitieren könnte, bis hin zur vollständigen Genesung. Aber es gab auch Patienten, welche die Behandlung nicht gut vertragen hatten, das Bild ist also noch diffus.

Die gute Nachricht ist: Die meisten Long Covid Patienten erholen sich mit der Zeit von selber. Liesse sich dieser Heilungsprozess aber beschleunigen, wäre so manchem Menschen damit sehr geholfen.

Hier finden Sie Hilfe in der Coronazeit

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Corona beschäftigt uns alle. Unten finden Sie eine Liste mit Hotlines und Ratgebern rund um Corona.

BAG Infoline Coronavirus : 058 463 00 00 (täglich 6 bis 23 Uhr)

BAG Infoline Corona-Impfung : 058 377 88 92 (täglich 6 bis 23 Uhr)

Dureschnufe : Plattform für psychische Gesundheit rund um das neue Coronavirus

Angst und Panikhilfe Schweiz , Hotline: 0848 801 109 (10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr)

Eltern-Notruf Schweiz , Hotline: 0848 35 45 55 (24x7)

Pro Juventute , Hotline für Kinder- und Jugendliche: 147 (24x7)

Schweizer Sorgen-Telefon : 143 (24x7)

Suchthilfe Schweiz : Hotline für Jugendliche im Lockdown 0800 104 104 (Di. bis Do. 9 bis 12 Uhr)

Branchenhilfe.ch : Ratgeberportal für Corona betroffene Wirtschaftszweige

Wissenschaftsmagazin, 22.01.2022, 12:40 Uhr

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