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Hirnbypass – Neue Technik senkt Operations-Risiko
Aus Puls vom 17.06.2013.
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Aneurysma-OP – Gesund durch Umwege

Ein Aneurysma im Hirn ist eine tickende Zeitbombe: Die Aussackung des Blutgefässes kann jederzeit platzen. Die Folge: eine Hirnblutung. Die Lösung: das Blut umleiten. Eine spezielle Bypass-Operationsmethode stimmt hoffnungsvoll.

Ein Aneurysma ist keine Bagatelle – vor allem, wenn es gross ist und für das Gehirn wichtige Blutgefässe betrifft. Es kann angeboren sein, sich aber auch im Laufe der Zeit entwickeln. In letzterem Fall ist zu fast 80 Prozent Arteriosklerose, also eine Gefässverkalkung, dafür verantwortlich. Bluthochdruck ist ein weiterer Risikofaktor. Nach und nach dehnt sich das Gefäss immer weiter aus. Wie bei einem übermässig aufgeblasenen Luftballon, dessen Haut zunehmend dünner wird, kann das auch die Gefässwände schwächen. Im schlimmsten Fall kommt es irgendwann zu einem Riss und zu inneren Blutungen. Ist ein wichtiges Blutgefäss betroffen, kann so sehr schnell sehr viel Blut austreten. Ein solcher Notfall endet für 60 bis 70 Prozent der Betroffenen tödlich. Nur einer von zehn Überlebenden trägt keine Langzeitfolgen davon.

Das Tückische: Aneurysmen im Hirn sind oft Zufallsbefunde, die durch MRT- oder CT-Aufnahmen entdeckt werden, die aus einem ganz anderen Grund angefertigt worden sind. Oft verursacht das Aneurysma lange Zeit keinerlei Probleme.

Lebenswichtige Blutzufuhr 

Im Wissen um die Gefahren wünschen sich Patienten wie Ärzte meist nur eines: nichts wie weg mit dieser tickenden Zeitbombe – und standen bislang vor dem Dilemma: Das Aneurysma entfernen und die Gefahr eingehen, dass der Patient durch die OP möglicherweise Hirnschäden davonträgt, oder das Aneurysma unbehandelt belassen und das Risiko eingehen, dass es irgendwann reisst – mit möglicherweise tödlichen Folgen.

Eine spezielle OP-Methode macht die Entscheidung nun leichter. Sie gewährleistet, dass das Gehirn – anders als bislang – während des Eingriffs dauerhaft durchblutet ist und das Risiko für bleibende Hirnschäden so deutlich gesenkt wird.

Lasertechnik im Gehirn

Die Besonderheit der neuen Methode ist die Arbeit mit einem Laserkatheter. Zunächst entnehmen die Chirurgen ein Stück der Beinvene eines Patienten, die als Bypass dienen soll. Das Venenstück wird hinter dem Aneurysma im Gehirn auf die Arterie genäht. Der Chirurg führt nun den Laserkatheter durch das eine noch offene Ende der Bypass-Vene ein, bis er an der Gehirnarterie ankommt. Dort schneidet der Laser eine Öffnung in die Arterie, während das Blut weiterhin ungehindert fliesst.

Nach dem Zurückziehen des Katheters kann zum ersten Mal Blut in den noch abgeklemmten Bypass einströmen. Das zweite Ende des Bypasses verbindet der Chirurg dann mit einem Blutgefäss vor dem Aneurysma, das für die Versorgung des Gehirns nicht wichtig ist. Das Arterienstück, wo das Aneurysma sitzt, kann gefahrlos für immer abgeklemmt werden, denn die Durchblutung ist nun durch den Bypass gewährleistet.

So überschaubar der Eingriff klingt: Er ist nur etwas für absolute Profis, die die Operation erst einmal unter Anleitung ausgiebig an einem Übungsgerät proben. Zum Teil finden diese Übungen mit isolierten Hirngefässen statt, zum Teil aber auch an Kaninchen. Deshalb sind solche OPs auch nur an wenigen spezialisierten Zentren weltweit möglich, darunter neuerdings auch an der Uniklinik Zürich. Neurochirurg Luca Regli lernte die Technik bei ihrem Erfinder im holländischen Utrecht, den er an der Klinik dort ablöste. Inzwischen ist Regli Leiter der Klinik für Neurochirurgie am Unispital Zürich und hilft dort mit seinem Wissen nicht nur Patienten mit Aneurysma, sondern auch solchen mit Gefässverschlüssen der Hirnarterie oder Tumorpatienten.

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