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Asperger-Syndrom – Die Welt als Puzzle

Wenn Susan Conza am Morgen aufsteht, ist die Welt jedes Mal anders. Für sie ist das Leben ein grosses Puzzle, das sie täglich neu zusammensetzen muss: Susan fehlt der Blick fürs Ganze, denn sie hat das Asperger-Syndrom, eine milde Form von Autismus.

Asperger Syndrom

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Hans Asperger

1944 beschrieb der österreichische Kinderarzt und Heilpädagoge Hans Asperger (1906-1980) erstmals das später nach ihm benannte Syndrom als «autistische Psychopathie». Die britische Psychologin Lorna Wing nahm das Thema in den 1980er Jahren wieder auf, was 1991 zur Aufnahme des Asperger Syndroms in das medizinische Klassifikationssystem ICD führte.

Die 41-jährige Susan Conza musste lernen, sich in einer Welt zurechtzufinden, in der sie völlig mit Reizen überflutet wird. Für sie ist das Leben voll mit lauten Geräuschen, hellen Lichtern, unkontrollierbaren Situationen und unberechenbaren Menschen.

Susan Conza hat die vermeintliche Schwäche genutzt und die Firma Asperger Informatik gegründet. Ihre Angestellten sind ebenfalls Asperger. In einer Berufswelt, in der Teamwork und Sozialkompetenz gross geschrieben werden, erhalten Cassy, Mike, Anahita, Michael und Roger die Chance, in einer reizarmen Umgebung allein an einer Aufgabe zu arbeiten. So können sie ihre Talente gewinnbringend einsetzen.

Reporter Reto Vetterli und Madlaina Lippuner haben Einblick gewonnen in Susan Conzas Welt, die nach ganz anderen Regeln funktioniert.

Entwicklungsstörung mit vielen Facetten

Das Asperger Syndrom ist eine milde Form des Autismus. Sie äussert sich durch Probleme mit der Verarbeitung von Reizen, sensorische Überempfindlichkeit und Schwierigkeiten im sozialen Umgang. Typische Zeichen für Asperger sind unter anderem:

  • Schwierigkeiten, sich auf Neues einzustellen und mit Unerwartetem umzugehen.
  • Überforderung im Alltag, weil Wichtiges und Nebensächliches gleichberechtigt wahrgenommen werden.
  • Fehlende Empathie, Unverständnis für soziale Konventionen und Floskeln.
  • Sprach- und Sprechauffälligkeiten.
  • Sensorische Überempfindlichkeit.
  • Auffälligkeiten in der nonverbalen Kommunikation
  • Ausgeprägte Interessen häufig technischer Natur, die mit grosser Akribie verfolgt werden.

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Den Asperger-Autisten gibt es nicht. Häufig macht sich Asperger in den ersten Lebensjahren nicht bemerkbar und beeinträchtigt auch die Intelligenz nicht. Die verschiedenen Begleiterscheinungen der Entwicklungsstörung führen mit der Zeit aber häufig zu Schwierigkeiten im Alltag, in der Schule und im Beziehungsleben. Asperger erreichen oft die erwarteten Leistungen nicht. Sie können mit ihrem Verhalten stören, sind oft in Konflikte verwickelt und werden häufig gemobbt und ausgegrenzt.

Die Grenze zwischen «normalen» Einzelgängern und Menschen mit Asperger ist schwierig zu ziehen, zumal die Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind.

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