Wer weiss, wo der Beckenboden ist und wie er sich aktiv beeinflussen lässt, weiss dies meist nicht ohne guten Grund: Ist die Beckenboden-Muskulatur nicht mehr straff genug, kann es primär bei Frauen zu peinlichem Tröpfeln kommen. Husten, Niesen, Lachen oder körperlichen Anstrengungen gehen dann stets einher mit unfreiwilligem Urinverlust.
Das Problem «verdankt» Frau ihrer Anatomie: Die weibliche Harnröhre ist kurz und für einen ausreichenden Verschluss sehr auf einen straffen Beckenboden angewiesen. Geburten sowie der natürliche Alterungsprozess und der damit einhergehendem Hormonmangel lassen den Beckenboden aber zunehmend schlaff werden, was zu einer ungenügenden Abdichtung der Harnröhre führt.
Nicht nur ein Frauenthema
Auch wenn die Natur da dem Mann einige Probleme erspart hat: Inkontinenz ist auch für das starke Geschlecht kein Fremdwort. In fünf bis zehn Prozent aller Fälle tritt sie als Komplikation einer Prostata-Entfernung auf. Beckenbodentraining – sei es präventiv oder nach erfolgter Operation – kann das Problem spürbar lindern.
Was ebenfalls für Beckenbodentraining spricht: Wer gelernt hat, wie sich das komplizierten Geflecht aus Muskeln und Bindegewebe bewusst beeinflussen lässt, kann damit die eigene sexuelle Erregung und die des Partners zusätzlich steigern.
Tipps von Marieke van Beek, Physiotherapeutin und Beckenbodenspezialistin am Kantonsspital Aarau:
- Übung im Sitzen oder Stehen: Muskulatur im Intimbereich zusammenziehen. Frauen stellen sich vor, dass sie mit ihrer Scheide eine Nuss greifen und sie reinziehen. Männer stellen sich vor, dass sie den Urin durch die Harnröhre zurückziehen. Oder sie versuchen, den Penis anzuheben. Diese Übung kann man jederzeit, mehrmals am Tag machen. Sechs bis acht Wiederholungen, die Spannung jeweils ein paar Sekunden halten.
- Urinverlust beim Husten oder Niesen? Versuchen Sie, sich beim Husten oder Niesen seitlich über die Schulter abzudrehen. Wenn man sich nicht verkrümmt, presst man die Blase nicht zusammen.
- Urinverlust beim Lastenheben? Pressatmung oder das Anhalten der Atmung vermeiden. Beim Anheben besser langsam, stetig und bewusst ausatmen.