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Blind auf dem inneren Auge

«Aphantasia» oder «Aphantasie» ist nicht der Titel eines neuen Films, sondern ein mentales Defizit. Wer daran leidet, kann sich nichts bildlich vorstellen.

98 Prozent der Menschen erinnern nicht nur Fakten, sondern auch visuelle Eindrücke. Etwas, das Aphantasiker nicht können: sich Dinge bildlich vorstellen – sei es, sich in Erinnerung zu rufen, wie der eigene Haarschnitt eigentlich frisiert gehört oder sich den Partner vor dem inneren Auge vorzustellen. Versucht der Aphantasiker das, sieht er: nichts.

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Aphantasie
aus 100 Sekunden Wissen vom 17.09.2015. Bild: Colourbox
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 34 Sekunden.

Denn Phantasie ist die Fähigkeit, sich Dinge bildlich vorzustellen. Britische Wissenschaftler – die Namensgeber der Aphantasie – nahmen sich des Phänomens an und untersuchten zum ersten Mal eine Gruppe betroffener Menschen. Sie wurden zunächst mit einem Fragebogen getestet, darin Fragen wie «können Sie sich einen Sonnenuntergang vorstellen?» Die meisten von ihnen antworteten klar mit «nein».

Ursachen unklar

Natürlich lässt es sich auch ohne innere Bilder leben, doch wie weitreichend das Ausbleiben ist, zeigt die Tatsache, dass viele Betroffene durch ihr Defizit zwischenmenschliche Probleme bekommen. Aphantasiker selbst merken erst im Kontakt mit anderen Menschen, dass sie selbst auf dem inneren Auge blind sind.

Die Ursachen dafür sind unklar. Dem Gehirn kann die Phantasie an vielen Stellen auf viele Arten verloren gehen. Klar ist lediglich: Für die Phantasie müssen unterschiedliche, weit auseinanderliegende Hirnareal miteinander kommunizieren.

Immerhin: Die Forscher fanden heraus, dass die Betroffenen nur im Wachzustand Probleme hatten, sich etwas vorzustellen. Ihre Träume jedoch waren genauso bunt.

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