Die Notfallapotheke für die Berge
«Die beste Bergapotheke ist die, die man nicht braucht», sagt Daniel Walter, Hausarzt und Notfallmediziner mit langjähriger Tätigkeit bei der Rega . Sein wichtigster Tipp: «Übernehmen Sie sich nicht und kehren Sie rechtzeitig um.»
Wichtig bei Bergtouren: Die Reiseapotheke muss leicht und klein sein. Deswegen lieber weniger Medikamente einpacken, stattdessen Verbandsstoff, etwas Desinfektionsmittel und eine Schiene, die man falten kann – «das ist die beste und eine schmerzstillende Massnahme bei jedem verstauchten Handgelenk oder Fuss.» Dazu ein multifunktionales Tape. Damit könne man alles machen: eine Rissquetschwunde behelfsmässig schliessen, einen verstauchten Knöchel tapen – oder die Schuhsohle flicken.
Die Reiseapotheke für die Strandferien
«Der Sinn einer Reiseapotheke ist ja, etwas für den Notfall dabei zu haben», sagt Elvan Kut, Apothekerin und Dozentin für Pharmazie an der ETH Zürich . Sie rät deshalb: immer etwas für die Verdauung dabei haben, ein Schmerzmittel, etwas gegen Insektenstiche und natürlich guten Sonnenschutz.
Blasenentzündungen sind typisch für die Sommerferien.
Ihr besonderer Tipp geht an die Frauen: «In den Ferien sind wir viel in nassen Badekleidern, viele haben öfter Geschlechtsverkehr als sonst, deswegen sind Blasenentzündung sehr typisch für die Sommerferien.» Es lohnt sich, vorzubeugen. «Ein paar Beutelchen mit Cranberry und Mannose mitnehmen, die kann man auch schon prophylaktisch einnehmen und helfen sehr gut gegen eine Blasenentzündung.»
Was mitnehmen bei Fernreisen
Ob Thailand, Tansania oder Costa Rica: Packen Sie ein Fieberthermometer ein, wenn Sie in tropische und subtropische Länder reisen. Dieser Rat kommt von Esther Künzli, Co-Leiterin des Zentrums für Tropen- und Reisemedizin am Swiss TPC. «Oft rufen die Leute in unserer Sprechstunde an und sagen, sie hätten Fieber. Aber sie können nicht sagen, wie hoch – das macht die Beurteilung schwierig», so die Infektiologin.
Das Fieber kann durch Mückenstiche ausgelöst sein – Malaria, Dengue, Chikungunya sind typische Krankheiten. «Ein Mückenspray gehört unbedingt in die Reiseapotheke.» Und für Reisen in Malariahochrisikogebiete natürlich das Malariamedikament.
Typisch sei auch Reisedurchfall. «Nehmen Sie etwas mit für Situationen, in denen Sie nicht sofort auf eine Toilette gehen können, auf einer Busreise zum Beispiel oder auf einer Safari.» Ansonsten rät die Expertin dazu, das Durchfallmedikament eher zurückhaltend einzusetzen. «Der Sinn des Durchfalls ist ja, dass die Erreger aus dem Darm rausgespült werden. Je länger sie im Darm sind, desto grösser ist bei manchen Erregern das Risiko, dass es schlimmer wird als ein blosser Durchfall.»
Wegen der grossen Temperaturschwankungen zwischen klimatisierten Innenräumen und der Hitze draussen kommt es zudem öfter mal zu Erkältungskrankheiten – Esther Künzli rät deshalb noch zu einem Nasenspray.
Die Packliste für die Reise mit Kindern
«Wichtiger als jede Reiseapotheke ist es, den gesunden Menschenverstand einzupacken», sagt Bernard Egg, Kinderarzt in Zürich . Wenn das Kind in einem schlechten Allgemeinzustand ist und man sich nicht erklären kann, warum; wenn Fiebersenker nicht wirken und die Urinproduktion zurückgeht oder das Kind angestrengt atmet: lieber einen Arzt vor Ort aufsuchen oder den Kinderarzt zu Hause kontaktieren. «Da würde ich die Verantwortung abgeben», so der Fachmann.
«Ansonsten sind es auf Reisen oft die banalen Sachen wie virale Atemwegsinfektionen oder in wärmeren Gebieten aufgekratzte Mückenstiche oder Blasen, die sich infizieren, gegen die man was mitnehmen sollte.» Der Kinderarzt empfiehlt, gegen Infektionen ein Desinfektionsgel einzupacken.
Auch ein Antihistaminikum sollte dabei sein, am besten in Tropfenform: «Dann ist man für alle Fälle gewappnet, für Mückenstiche genauso wie für Quallenstiche oder andere allergische Reaktionen», so der Kinderarzt.