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D-Mannose - Nachgefragt bei PD Dr. Annette Kuhn
Aus Gesundheits-Clips vom 24.06.2014. Bild: srf
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Blasenentzündungen vorbeugen «D-Mannose ist so wirksam wie Antibiotika»

Wer von chronischen Blasenentzündungen geplagt wird, erhält häufig Antibiotika. Die wirken zwar schnell, aber nicht nachhaltig. In «Puls» kam die Alternative D-Mannose zur Sprache, die bei Publikum wie Usern auf grosses Interesse stiess. Nachgefragt bei Studioexpertin Annette Kuhn.

Annette Kuhn

Annette Kuhn

Gynäkologin

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PD Dr. Annette Kuhn ist Leiterin Urogynäkologie an der Frauenklinik des Inselspitals Bern.

SRF: In der «Puls»-Sendung zum Thema Blasenentzündung haben Sie auf die Substanz «D-Mannose» hingewiesen. Was ist das und wie wirkt sie?

PD Dr. Annette Kuhn: Bei der D-Mannose handelt es sich um einen Einfachzucker, den man als Pulver zu sich nimmt. Dieser Einfachzucker wird von unserem Körper nicht verstoffwechselt und als Ganzes wieder im Urin ausgeschieden. Das bedeutet, dass die Substanz auch für Zuckerkranke geeignet ist und für Leute, die abnehmen wollen.

D-Mannose verhindert, dass die sich die Escherichia-Coli-Bakterien an der Blasenwand festsetzen können. In einer kürzlichen Studie wurde der Nutzen bei der Vorbeugung von Harnwegsinfekten mit jenem eines Antibiotikums verglichen. Dabei wurde eine gute, wenn nicht bessere Wirksamkeit der D-Mannose festgestellt – ohne die Nebenwirkungen oder Resistenzentwicklung eines Antibiotikums.

Studie belegt Nutzen und Verträglichkeit

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Legende: Colourbox

D-Mannose wird schon länger zur Behandlung von Harnwegsinfekten bei Pferden, Hunden und Katzen eingesetzt und ist auch als Nahrungsergänzungsmittel für Menschen erhältlich. Die Wirkung des Einfachzuckers auf verschiedene Bakterien konnte im Labor mehrfach nachgewiesen werden.

Kroatische Forscher haben sich 2012 mit der Frage befasst, ob sich der Nutzen von D-Mannose bei der Vorbeugung von Harnwegsinfekten wissenschaftlich belegen lässt. Im Rahmen ihrer Studie wurden 308 Frauen mit immer wiederkehrenden Harnwegsinfekte in drei Gruppen eingeteilt. Die erste erhielt täglich zwei Gramm D-Mannose-Pulver, während die zweite mit einem Antibiotikum behandelt wurde und bei der dritten auf jegliche Prophylaxe verzichtet wurde.

Nach sechs Monaten zeigte sich, dass die Einnahme von D-Mannose eine mindestens ebenso gute Wirkung auf die Rückfallrate hatte wie das Antibiotikum. Zudem war die Verträglichkeit deutlich besser.

In der Schweiz ist D-Mannose als Medizinprodukt erhältlich.

Nachteile der D-Mannose sind die relativ hohen Kosten, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, und die aktuell eingeschränkte Verfügbarkeit in Schweizer Reformhäusern.

Welche Dosis ist empfohlen?

Wir empfehlen zwei Esslöffel pro Tag. Ob das Pulver morgens oder abends eingenommen wird, spielt keine grosse Rolle.

Wie lange kann oder soll D-Mannose eingenommen werden?

Im Prinzip kann das so lange eingenommen werden, wie man eine Prophylaxe durchführen möchte. Mir sind Frauen bekannt, die das schon seit Jahren ohne Nebenwirkungen machen.

Nützt D-Mannose auch bei einer akuten Blasenentzündung?

Ist eine Entzündung vorhanden, bedeutet das ja, dass sich bereits Coli-Bakterien in der Blasenwand festgesetzt haben. Dann ist es eigentlich schon zu spät für diese Methode. Wir setzen D-Mannose deshalb auch nicht als Therapie ein, sondern nur zur Prophylaxe.

Video
Probates Mittel gegen Blasenentzündungen?
Aus Puls vom 30.06.2014.
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