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Das Immunsystem altert mit dem Menschen

Alte Menschen sind anfälliger für Erkrankungen und weisen nach Impfungen eine tiefere Immunität auf. Wissenschaftler drängen darauf, das alternde Immunsystem besser zu erforschen und fordern massgeschneiderte Impfungen für Senioren.

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Im Alter ist man weniger beweglich und ausdauernd als in jüngeren Jahren. Und nicht nur das: Man wird auch anfälliger für Infektionen – vom ganz gewöhnlichen Schnupfen bis hin zu Grippe, Lungenentzündung und Gürtelrose. Denn mit uns altert auch unser Immunsystem. Und dieser Alterungsprozess beeinflusst das komplexe Zusammenspiel, das ein funktionierendes Immunsystem ausmacht.

Das fängt beim Knochenmark  an, wo die meisten Immunzellen generiert werden: Es verliert seine Regenerationsfähigkeit und produziert deshalb schon einmal weniger Vorläuferzellen, die sich später in Abwehrzellen umwandeln können. Doch damit nicht genug: Im Alter reifen diese Vorläuferzellen nicht mehr so leicht in bestimmte Abwehrzellen aus, weil dafür ein wichtiges Organ fehlt, der Thymus.  Schon Mitte 20 beginnt er sich zurückzubilden. Hat man die mittleren Jahre erreicht, gibt es ihn nicht mehr. Das heisst: Der Organismus muss nun mit dem vorhandenen Kontingent an T-Zellen – auch «Helferzellen» genannt – für den Rest des Lebens auskommen.

Was lässt unser Immunsystem altern?

Forscher drängen darauf, das alternde Immunsystem besser zu erforschen. Denn Senioren sind für Infektionskrankheiten anfälliger; daher empfehlen Ärzte, sie sollen sich impfen lassen. Doch eben wegen des alternden Immunsystems wirken diese Impfungen nicht so gut wie bei jüngeren Menschen – zum Beispiel bei Hepatitis oder Grippe.

Der Alterungsprozess des Immunsystems beginnt recht früh, und er zieht zweierlei nach sich: eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten und eine tiefere Immunität nach einer Impfung. Es bräuchte also neue Impfstoffe, die vom alternden Organismus besser angenommen werden.

Damit das gelingt, müsste man freilich erst einmal genau verstehen, warum ältere Menschen ein schwächeres Immunsystem haben. Kommt hinzu, dass auch die persönliche Krankengeschichte eine wichtige Rolle spielen könnte. Also ob man in jungen Jahren viele oder nur wenige Infektionen überstanden hat. Und noch etwas könnte einen Einfluss haben: Wir alle haben chronische Infektionen, die uns nicht krank machen. Im Alter von 70 Jahren sind zum Beispiel gut 90 Prozent aller Menschen mit dem Herpesvirus infiziert, ohne dass sich daraus Symptome entwickeln. Die Annahme: Die jahrelange Kontrolle all dieser Viren könnte unser Immunsystem vorzeitig altern lassen.

Blackbox Mikrobiom

Manchmal altert das Immunsystem schneller, bei anderen Menschen wiederum bleibt es erstaunlich lange fit. Über Hunderjährige sind ein wandelndes Beispiel dafür, dass ein relativ robustes Immunsystem auch im Alter möglich ist. Das Geheimnis ihrer vergleichsweise jugendlichen Helferzellen ist noch nicht gelüftet.

Und auch über einen anderen Mitspieler im Immunsystem weiss man erst wenig: über das Mikrobiom,  die Gesamtheit all der Billionen Bakterien, Viren und Pilze, die auf und im menschlichen Körper leben. Studien legen einen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom im Darm und dem Immunsystem nahe. Und klar ist mittlerweile immerhin, dass sich das Darmmikrobiom von Kindern von dem von Erwachsenen unterscheidet.

Die Welt des alternden Immunsystems ist also wundersam kompliziert. Sie beschäftigt Wissenschaftler ebenso wie Pharmafirmen. Und auch Experten für öffentliche Gesundheit wollen zunehmend mehr darüber wissen. Denn die Frage, wie man möglichst erfolgreich altert, ist nicht mehr nur auf Industrieländer beschränkt: Dank Impf- und Gesundheitsprogrammen wächst die Lebenserwartung auch in Drittweltländern. Das ist eine gute Nachricht. Für die Immunologen aber bedeutet sie: viel Arbeit.

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