Komplimente tun jedem gut. Sie werten das Selbstwertgefühl auf, sind der Beweis für Anerkennung und sorgen auch für den sozialen Kitt. Dennoch: Viele wissen mit positiven, lobenden Äusserungen über sich selber nicht recht umzugehen.
Häufig sind das Menschen, die schon als Kind stark über Leistung definiert worden sind, erklärt SRF-Ratgeberpsychologe Markus Zimmermann. Bei Komplimenten beschleicht sie auch als Erwachsene noch das unangenehme Gefühl, dass Komplimente einfach nur hübsch verpackte Erwartungen sind. Nehmen sie die Komplimente an, bürden sie sich dann den Druck auf, dieser Erwartung gerecht zu werden – kein Wunder, dass dann eine abwehrende Reaktion erfolgt.
Vielfach sind die Ursachen für die Zurückhaltung im Annehmen von Komplimenten nicht ganz so komplex, sondern einfach eine Frage der Bescheidenheit.
Zurücklächeln statt zurückweisen
Diese Bescheidenheit darf man ruhig ablegen, rät SRF-Ratgeberpsychologe Markus Zimmermann, und ein Kompliment geniessen, wenn es ernst gemeint ist. Eine souveräne Reaktion kann man üben. Zurückzulächeln ist der erste Schritte. Man kann sich zum Beispiel bedanken und andere miteinschliessen und nennen, die für das gute Gelingen eines Projekts mitverantwortlich waren. Oder man freut sich über das Kompliment fürs schöne Kleid und erzählt, dass es in dem Geschäft noch so viele andere schöne Kleider gegeben hätte, dass die Entscheidung schwer war.
Ein Kompliment direkt mit einem Gegenkompliment zu kontern, ist nicht nötig. Denn das Annehmen eines Kompliments ist auch ein Zeichen des Respekts dem anderen gegenüber.
«Fishing for compliments»
Schwierig ist es, regelrecht um Komplimente zu buhlen. Ein «fishing for compliments» macht eher unbeliebt. Vielmehr sollte sich das eigene Selbstwertgefühl nicht nur durch die Aussagen anderer stützen, sondern unabhängig von dem sein, was andere über uns sagen.
Probleme können entstehen, wenn man spürt, dass ein Kompliment nicht ernst gemeint war. Dann kann man einerseits nicht weiter darauf eingehen, andererseits aber auch ansprechen, dass man an dem Lob so seine Zweifel hat. Und auf vermeintliche Komplimente wie «Für eine Frau hast du das super gemacht» kann man sowieso bestenfalls noch mit Schlagfertigkeit reagieren.
Positiv sein statt lobhudeln
Will man der Chefin oder dem Chef ein Kompliment machen, sollte sich das explizit auf eine bestimmte Sache beziehen, zum Beispiel: «Ich fand es toll, dass du mir in der Situation den Rücken so gestärkt hast.» Zu generelles Lob wie «Du bist die beste Chefin der Welt» dagegen wirken anbiedernd, machen eher misstrauisch – und bewirken so eher das Gegenteil.
