Angelina Jolies Mutter erkrankte mit 49 an Eierstockkrebs, dem sie auch erlag. Auch Jolies Urgrossmutter und ihre Tante waren mit 53 und 61 Jahren an Eierstock-, bzw. Brustkrebs gestorben. Deshalb liess sich Angelina Jolie genetisch testen: Sie ist tatsächlich ebenfalls Trägerin einer Genmutation des BRCA1-Gens, die mit einem deutlich erhöhten Risiko für Brustkrebs und Eierstockkrebs einhergeht.
Aktuelle, entzündliche Merkmale, die ein Anzeichen für Krebs im Frühstadium sein könnten, waren für Jolie offenbar schlussendlich der Anstoss: Nach ihren Brüsten 2013 liess sie sich nun auch ihre Eierstöcke und Eileiter entfernen.
In der Schweiz erkranken jährlich 600 Frauen an Eierstockkrebs, das entspricht drei Prozent aller Krebserkrankungen bei Frauen. Bei etwa fünf Prozent von ihnen – also einem sehr kleinen Teil – liegt wahrscheinlich eine genetische Veranlagung wie in Jolies Fall vor. Und nur für diese kleine Gruppe ist eine präventive Entfernung der Eierstöcke auch tatsächlich eine Option, denn das lebenslange Risiko dieser Mutationsträgerinnen liegt neben dem 80- bis 90-prozentigem Brustkrebsrisiko bei 30 bis 60 Prozent für Eierstockkrebs.
Von heute auf morgen in der Menopause
Entscheiden sich diese Frauen für eine Eierstockentfernung, ist das ein drastischer Schritt. Zwar ist die Operation heute laparaskopisch relativ wenig belastend über wenige, kleine Einschnitte im Bauch möglich und bereitet vielen Frauen auch keine grösseren Probleme.
Schwerer wiegen aber die Folgen des Eingriffs: Die Frauen sind damit unfruchtbar und auf einen Schlag in den Wechseljahren. Sie bekommen keine Menstruation mehr und sehen sich von einem Tag auf den anderen mit jenen Beschwerden konfrontiert, die die Wechseljahre normalerweise mit sich bringen – oft nur in verstärkter Form. Denn während bei natürlichen Wechseljahren die Produktion der Sexualhormone in den Eierstöcken über viele Jahre hinweg kontinuierlich abnimmt, verläuft dieser Prozess bei einer Salpingoophorektomie beziehungsweise Adnexektomie schlagartig von 100 auf 0.
Hitzewallungen können auftreten, aber auch Stimmungsschwankungen oder trockene Schleimhäute. Auch die Sexualität verändert sich oft deutlich, und das Osteoporoserisiko kann ansteigen.
All dem versuchen Ärzte bei ihren Patientinnen falls möglich mittels einer Hormonersatztherapie bis zum natürlichen Menopausenalter entgegenzusteuern. Dazu ist eine feine Überwachung und medikamentöse Einstellung der Patientinnen nötig, denn Hormone haben einen grossen Effekt auf das Wohlbefinden.
Nur für einen sehr kleinen Kreis sinnvoll
Dennoch schöpfen einige der wenigen Frauen, die um ihr genetisches Erbe wissen, dieses Angebot aus, denn der vorbeugende Eingriff minimiert das lebenslange Risiko für Eierstockkrebs bei den Mutationsträgerinnen gravierend und nimmt ihnen die Angst vor einer Erkrankung von den Schultern. Allerdings empfehlen Ärzte ihn wenn überhaupt erst für Frauen ab 40, wenn der Kinderwunsch sicher abgeschlossen ist – und auch, weil eine frühere Erkrankung gegen das Gen BRCA als Auslöser spricht.
Angelina Jolie ist damit – wenn überhaupt – ein Vorbild für einen sehr kleinen Kreis betroffener Frauen.