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Eisenmangel – Wer braucht wirklich eine Infusion?
Aus Puls vom 22.06.2015.
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Eisenmangel Was hilft: Ernährung, Eisentabletten oder Eiseninfusion?

Eiseninfusionen sind beliebt. Viele Patientinnen schwören auf den Kick aus dem Plastikbeutel, auch wenn sie nach medizinischer Lehrmeinung gar keinen Eisenmangel haben.

Ungefähr 20 Prozent der Schweizer Frauen leiden unter tiefen Eisenwerten. Ursache dafür ist vor allem der erhöhte Bedarf an Eisen während der Menstruation, der Schwangerschaft und der Stillperiode. Nicht selten weisen auch Kinder und Jugendliche einen Eisenmangel auf, da sie im Wachstum sind.

Auch Männer leiden an Eisenmangel. Einseitige Ernährung oder Mangelernährung sowie ein hoher Blutverlust durch Darmerkrankungen können die Ursache sein. Auch wer kein Fleisch isst, hat ein erhöhtes Risiko für Eisenmangel.

Wozu der Körper Eisen braucht

Im Körper wird Eisen vor allem für den roten Farbstoff in den Blutkörperchen benötigt. Sie transportieren Sauerstoff bis in die kleinsten Gefässe. Zu wenig Eisen heisst deshalb zu wenig Sauerstoff.

Eisen, das nicht direkt gebraucht wird, speichert der Körper in Leber und Milz. Aus diesen Eisenakkus wird bei Bedarf Eisen zur Blutbildung und für viele andere Stoffwechselvorgänge freigesetzt.

Umstrittener Ferritin-Wert

Nach medizinischer Lehrmeinung ist Eisenmangel dann krankhaft, wenn er zu Blutarmut geführt hat. Es gibt aber auch den Eisenmangel ohne Blutarmut. Wann ein Eisenmangel ohne Blutarmut zu behandeln ist, ist umstritten. Um überhaupt herauszufinden, ob eine Blutarmut oder ein Eisenmangel besteht, wird im Labor unter anderem der Ferritin-Wert im Blut gemessen.

Ferritin ist ein Eiweiss im Blut, das Auskunft über die Eisenreserven im Körper gibt. Doch wie hoch dieser Ferritin-Wert sein muss, damit eine Eisenabgabe überhaupt Sinn macht, darüber wird seit Jahren gestritten.

Laut WHO gilt:

  • Bei einem Ferritin-Wert von 15ng/ml ist der Eisenakku vollständig leer.
  • Bei einem Wert von 30ng/ml ist der Speicher knapp.
  • Der Wert zwischen 30 und 50 ist eine Grauzone. Hier muss der Arzt abklären, ob es typische Symptome gibt.
  • Ein Wert über 50 zeigt eine genügende Eisenreserve an.

Viele sogenannte «Eisenärzte» (Ärzte, die nur Eiseninfusionen verabreichen), finden diese Werte zu tief. Sie weisen darauf hin, dass Männer naturgegeben einen Ferritin-Wert von 30 bis 400 ng/ml haben können und man einen solchen Wert auch Frauen ermöglichen sollte, wenn sie sich damit gesund und besser fühlen.

Viele Patientinnen unterstützen diese Haltung und gehen darum regelmässig zur Eiseninfusion – auch bei einem Ferritin-Wert über 50.

Beschwerden bei Eisenmangel

Bei einer Blutarmut (Anämie) können Symptome auftreten wie Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel. Aber auch eine Lern- und Konzentrationsschwäche, eine Abflachung der Nägel oder eine Entzündung der Mundwinkel können Ausdruck eines Eisenmangels sein. Da unspezifische Symptome aber auch eine ganz andere Ursache haben können, kann erst eine Blutanalyse den Verdacht auf Eisenmangel bestätigen.

Bei einem Eisenmangel ohne Blutarmut ist eigentlich nur ein Symptom wirklich nachgewiesen. Die Ferrin-Studie der Universität Zürich hat erwiesen, dass Müdigkeit im Zusammenhang mit Eisenmangel ohne Blutarmut steht – allerdings nur bei einem sehr niedrigen Ferritin-Wert von unter 15ng/ml. Brüchige Nägel, Haarausfall, psychische Labilität oder Kopfschmerzen werden dem Eisenmangel zugeordnet, wurden durch diese Studie aber nicht bestätigt.

Behandlungsmöglichkeiten

Wenn die Eisenreserven fast leer sind, können sie mit Nahrung alleine nicht mehr gefüllt werden, sondern es braucht Eisenpräparate. Die Medikamente können als Tabletten, Tropfen oder Sirups eingenommen oder als Infusion verabreicht werden.

In der Regel wählen die meisten Ärzte die kostengünstigste Behandlungsmethode und verschreiben Eisentabletten, Sirups oder Tropfen. Das Problem dabei: Den Grossteil des oral eingenommenen Eisens scheidet der Körper ungenutzt wieder aus. Dazu kommen häufig Nebenwirkungen wie Blähungen, Verstopfungen und Bauchschmerzen.

Bis die Eisenspeicher aufgefüllt sind, braucht es drei bis sechs Monate. Einige Ärzte sprechen sich sehr für Brausetabletten aus. Die sind weniger hoch dosiert, und der Darm kann das Eisen besser aufnehmen.

Sind die Beschwerden sehr stark, helfen Eiseninfusionen. Dabei wird Eisen direkt dem Blut zugeführt, und die Eisenspeicher füllen sich rasch auf. Der Nachteil dieser Methode: Sie ist viel teurer als die orale Therapie und kann auch Nebenwirkungen haben.

Möglich sind unter anderem Unwohlsein, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung sowie verminderter Appetit. Auch Schwindel, Kopfschmerzen, Hautausschlag und Entzündungsreaktionen an der Einstichstelle können auftreten. Akute Überempfindlichkeitsreaktionen sind eine seltene Komplikation, daher ist eine gute Überwachung erforderlich, die bis zu einer halben Stunde nach der Infusion durchgeführt werden muss.

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Eisenfresser in der Nahrung
aus A point vom 22.06.2015. Bild: Colourbox
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Eisenpräparate nur kontrolliert einnehmen

Von einer Einnahme von Eisenpräparaten ohne ärztliche Kontrolle mit Laboruntersuchungen ist strikt abzuraten. Hierbei besteht das Risiko einer Eisenüberladung, das heisst der Anreicherung und Ablagerung von Eisen in Leber, Herz und anderen Organen, die dadurch in ihrer Funktion gestört werden können.

Und natürlich muss immer auch die Ursache des Eisenmangels abgeklärt werden.

Ernährung

Ernährung und Eisenreserven sind in den letzten Jahren immer mehr zum Thema geworden. Gerade Frauen, die sehr auf ihr Gewicht achten, sich gesund ernähren, Sport treiben und dazu eine starke Monatsblutung haben oder zum Blutspenden gehen, kippen schnell unter den nötigen Ferritin-Wert.

Es ist nicht schwierig, die richtige Menge an Eisen aufzunehmen. Wer sich nicht merken kann, welche Nahrungsmittel viel Eisen enthalten, kann sich an den Kilokalorien orientieren: Wer 2500 Kilokalorien pro Tag zu sich nimmt, hat auch automatisch genug Eisen.

Prävention eines Eisenmangels

  • Viel Eisen enthalten: Rotes Fleisch (zum Beispiel Bündnerfleisch), Blut- und Leberwurst, Leber, getrocknete Linsen, Weizenkeime/-kleie, Kichererbsen, Tofu / Sojabohnen, Ingwer, Sesamsamen, Hirse, Roggenkeime, Petersilie, Pistazienkerne, Sonnenblumenkerne, Mandeln.
  • Mit Vitamin C lässt sich die Eisenaufnahme im Körper verbessern. Wer also einen Orangensaft zum Steak isst, unterstützt seine Bemühungen um eine eisenreiche Ernährung. Reich an Vitamin C sind Zitrusfrüchte, Kartoffeln und Sauerkraut.
  • Koffeinhaltige Getränke wie Schwarztee, Eistee und Kaffee behindern die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Nahrungsmitteln.
  • Auch Kalzium aus Milchprodukten hemmt die Aufnahme von Eisen aus tierischen Produkten. Deshalb sollte man zu einer Fleischmahlzeit keine Milch trinken oder Milchprodukte essen.

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