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Ernährung Wie kommt man zu gesundem Fast Food?

Fertigpizza, Müesli oder Guetzli – Fertigprodukte bieten gerade jetzt für viele eine schnelle Lösung. Doch wie (un-) gesund sind sie? Ein Label soll Orientierung bieten.

In Zeiten von Homeoffice und geschlossenen Restaurants ist es wieder zur täglichen Routine geworden: das Kochen. Für Vielbeschäftigte und Kochmuffel wird das schnell zur Herausforderung. Für viele die Lösung: Fertigprodukte. Ob Pizza, Fischstäbchen oder der Tomaten-Mozzarella-Salat: Im Regal-Dschungel verliert man schnell den Überblick, was wirklich (un-) gesund ist.

«Der Nutri-was»?

Eine mögliche Orientierung bietet der Nutri-Score. Das internationale Label gibt von A bis E an, welche verarbeiteten Lebensmittel bezüglich Nährwerte besser (A) oder schlechter (E) abschneiden. Dabei beurteilt der Nutri-Score nicht nur «Fast Food» wie etwa Fertigpizzen, sondern auch andere verarbeitete Produkte wie Joghurts oder Fertigsalate. So braucht es keine lange Analyse der Zutatenliste. Nur – viele kennen den Nutri-Score gar nicht.

Wir fragen auf der Strasse nach: «Haben Sie den Score schon gesehen?» «Nein, noch nicht.» «Gesehen schon, aber nicht genau studiert.» «Ich glaube, er ist für die Leute, die gesundheitsbewusst leben möchten.»

Laut der Stoffwechselexpertin Anne Katrin Borm zeigt der Score das Risiko an, später an Leiden wie hohem Blutdruck, Blutzucker oder Übergewicht zu erkranken. Bei einem Produkt mit der schlechtesten Bewertung, dem E, ist dieses Risiko also höher.

Bewertet wird die Menge an guten oder schlechten Inhaltsstoffen auf 100 Gramm: Ungesättigte Öle, Ballaststoffe oder Proteine beispielsweise werden positiv bewertet. Gesättigte Fettsäuren, Kilokalorien, Zucker und Salz ziehen den Score nach unten. Zusatzstoffe hingegen fliessen nicht mit in den Score ein.

Reicht also beim nächsten Einkauf ein Blick auf den Nutri-Score? Jein. Denn das Lebensmittel-Label weist einige Tücken auf.

Gesund dank Dosenaprikosen?

Der Nutri-Score bezieht sich nicht auf eine ausgewogene Ernährung. «Manche Dosenfrüchte sind auch mit einem A klassifiziert, aber es ist kein Gramm Eiweiss dabei», so Anne Katrin Borm. Ein A-Produkt beinhaltet nicht alle Nährstoffe, die der Mensch braucht. Es zeigt nur an, dass sich hier wenig schlechte Inhaltsstoffe verstecken.

Und so lassen sich auch nicht ein Joghurt und eine Pizza aufgrund des Nutri-Scores miteinander vergleichen. Sinn ergibt hingegen ein Vergleich zwischen Müesli eins und zwei. Das ausgewogene Wochenmenü muss man sich aber weiterhin selbst zusammenstellen.

Vieles ist noch Label-frei

Den Nutri-Score gibt es schon seit eineinhalb Jahren in der Schweiz. Nur: Bis anhin sind viele verarbeitete Produkte noch nicht mit dem Label gekennzeichnet. Wer vor dem Regal die Wahl hat zwischen einem Joghurt mit oder ohne Nutri-Score, dem bringt das Label nicht besonders viel.

Und so stellt man sich am Ende doch die Frage: Was macht ein gesundes Joghurt überhaupt aus; der Zucker, das Fett oder die Kalorien?

Die Ernährungsexpertin Undine Lehmann meint: «Joghurt ist ein Milchprodukt, es wird für unsere Ernährung empfohlen. Aber Zuckergehalt, Fett, Energie und Zusatzstoffe spielen alle eine Rolle für ein gesundes Joghurt.»

Ungesunde Fertigprodukte? Drei Fragen und Antworten

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Wie (un-) gesund ist Gemüse aus der Dose oder aus dem Tiefkühlfach im Vergleich zu frischem Gemüse?

Christine Brombach, Ernährungsforscherin: Tiefkühlgemüse ist absolut gleichwertig, denn diese Lebensmittel werden nach der Ernte direkt verarbeitet. Bei Konservengemüse ist es so, dass diese Produkte erhitzt werden, damit gehen hitzeempfindliche Stoffe verloren. Das ist aber auch bei jedem Kochvorgang so.

Stichwort «vorprozessiert»: Es heisst ja, man sollte möglichst keine Produkte einnehmen, die schon vorprozessiert wurden, weil dann der Körper weniger arbeiten muss bei der Verwertung. Ich verstehe das nicht ganz, es spielt doch keine Rolle, ob die Hörnli vom Pastasalat in der Fabrik oder bei mir in der Küche gekocht werden?

Anne Katrin Borm, Stoffwechselexpertin: Es geht hierbei weniger um die Teigwaren, als insbesondere um Gemüse oder Früchte, welche in vorprozessierten Gerichten häufig zu lange gekocht werden und hiermit wichtige Bestandteile, insbesondere Vitamine verlieren. Nahrungsmittel, die nicht ganz vorprozessiert sind oder mehr Nahrungsfasern enthalten, müssen auch besser gekaut werden, so dass man weniger dazu tendiert, zu schnell zu essen. Des Weiteren können vorprozessierte Nahrungsmittel ungünstige Zusätze enthalten (z.B. mehr billiges Fett), damit die Produktionskosten reduziert werden. Auch hier muss der Körper weniger arbeiten, als wenn er Nahrungsfasern verdauen würde.

Sind Light-Produkte nicht empfehlenswert? Ich habe gehört, sie seien schädlich. Stimmt das? Wenn ja, warum?

Claudia von Siebenthal, Ernährungsberaterin: Light-Produkte sind nicht schädlich. Die Produkte sind in der Regel Fett- oder Zucker-reduziert, oder auch beides. Bei Joghurts wird der Zucker oft durch Süssstoffe ersetzt.

Mehr Fragen und Antworten hier im Chatprotokoll

Drei Alternativen zu Fertiggerichten

Zugegeben – ein Joghurt lässt sich nur aufwendig selbst herstellen. Doch einige der verarbeiteten Produkte sind relativ einfach mit Selbstgemachtem ersetzbar. Besonders praktisch sind Gerichte, die sich wieder einfrieren lassen und so gleich für mehrere Mittagessen reichen. Die Köchin Alexandra Knutti zeigt drei kreative Rezepte, die Fast Food wie Fertiglasagne, Fischstäbchen und Fertigpizza ersetzen. Anstatt Fischstäbchen lässt sich zum Beispiel frischer Fisch in Cornflakes panieren.

Fazit: Im Lebensmittel-Dschungel bieten Labels wie der Nutri-Score eine erste Orientierung. Für eine ausgewogene Ernährung reicht der Blick auf das Label aber nicht aus. Im Idealfall lohnt es sich noch immer, selbst zu kochen.

Puls, 22.03.2021, 21:05 Uhr

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