Rund fünf Prozent der Menschen leiden an einer Farbsehschwäche. Sie sehen manche Farbtöne, häufig Grün und Rot, ungenügend. Genetisch bedingt funktioniert bei diesen Menschen ein Teil der Sinneszellen in der Netzhaut nicht richtig oder gar nicht. Eine in den USA entwickelte Brille verspricht, die Welt der Betroffenen wieder bunter zu machen – mit unterschiedlichem Erfolg.In der Netzhaut des Auges liegen verschiedene Sinneszellen. Stäbchenförmige Zellen ermöglichen uns das Sehen von Kontrasten durch verschiedene Grautöne, etwa in der Dämmerung. Farbinformationen liefern sie jedoch nicht.
Das Farbsehen wiederum ermöglichen drei unterschiedliche Typen von Zäpfchen. Diese lichtempfindlichen Fotorezeptoren gibt es für das Sehen von Blau, von Grün und von Rot. Je nach Wellenlänge des Lichts, das auf die Netzhaut trifft, werden die zapfenförmigen Sinneszellen mehr oder weniger stark gereizt. Die Signale werden schliesslich ans Hirn weiter geleitet – die Wahrnehmung verschiedener Farben entsteht.
Kaputte Zapfen
Farbsehstörungen sind in den meisten Fällen angeboren. Der Defekt liegt auf dem X-Chromosom, was erklärt, warum mit gut acht Prozent mehr Männer als Frauen (mit gut einem Prozent) betroffen sind. Wer eine Farbsehschwäche hat, erkennt manche Farbtöne nur eingeschränkt. Es sind zwar alle Sinneszellen in der Netzhaut vorhanden, ein Teil von ihnen funktioniert allerdings nicht richtig oder gar nicht – meist diejenigen Zapfen, die für „Grün“ zuständig sind, seltener die Rot-Zapfen. Wer eine Grünschwäche hat, erkennt Grün nur dann, wenn es besonders kräftig ist. Gleiches gilt entsprechend für Personen mit einer Rotschwäche. In der Hälfte der Fälle haben Farbfehlsichtige eine Grünschwäche.
Personen mit einer ausgeprägten Farbsehschwäche sind in der Berufswahl eingeschränkt. Für Berufschauffeure, Piloten, Polizisten, Lokomotivführer, Elektriker aber auch Maler und Innendekorateure ist ein korrektes Farbsehen unumgänglich.
Neue Brille verspricht mehr Farbe
Bei den neuen Brillen sollen laut Herstellerangaben die Gläser bestimmte Farben herausfiltern können, damit so wiederum andere verstärkt hervortreten. Weil sich bei Betroffenen die Wahrnehmung der Farben Rot und Grün stärker überschneidet als normal, haben sie Probleme mit der Erkennung der Farben. Diese Schwierigkeiten sollen die Spezialgläser entschärfen, indem sie die Wellenlängen von Rot und Grün so weit auseinanderdividieren, dass Betroffene sie besser unterscheiden können.
Einfache Farbsehtests
Zwei einfache Tests helfen herauszufinden, ob tatsächlich eine Farbsehschwäche vorliegt. Der eine Test ist nach dem japanischen Augenarzt Shinobu Ishihara benannt. Beim Ishihara-Test müssen Betroffene in farbigen Kreisen Zahlen erkennen. Beim zweiten Test, dem Farnsworth-Test, müssen die Farbfehlsichtigen farbige Elemente in eine Reihe legen, die der korrekten Reihenfolge des Farbkreises entspricht.