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Zwei Frauen blicken im Dunkeln durch die Autoscheibe auf die dunkle Strasse.
Legende: Lichter, Bewegung, Schatten: Schon eine kleine Sehschwäche kann das Autofahren nachts anstrengend machen. imago

Nachtsehschwäche Wer nachts schlecht sieht, ist selten wirklich «blind»

Kaum jemand fährt gern im Dunkeln. Manche sehen dann sogar so schlecht, dass sie sich als nachtblind bezeichnen. Die echte Nachtblindheit ist jedoch selten. Viel häufiger liegt eine Nachtsehschwäche vor – der sich mit Hilfsmitteln recht gut beikommen lässt.

Dämmert es, stehen Menschen mit einer Sehschwäche wahrhaftig im Dunkeln: Konturen und Schatten verschwinden, Orientierungslosigkeit macht sich breit. Strassenlampen und Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge lassen sich zwar noch zuordnen, doch gerade kurzsichtige Autofahrer sind besonders lichtempfindlich.

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Vor allem Menschen zwischen 30 und 50 Jahren haben oft das Gefühl, nachts schlechter zu sehen. Dem liegt meist eine schleichende Sehschwäche zugrunde: Das Auge verändert sich im Laufe der Jahre – selten zum Besseren, wie Optometrist Heinz Dremmel von Ryser Optik erklärt.

Nachtsehschwäche ist keine Nachtblindheit

Auch wenn der Volksmund bei schlechtem Sehen in der Nacht gern von «Nachtblindheit» spricht: Die echte Nachtblindheit ist sehr selten. Die meisten Personen leiden vielmehr unter einer Nachtmyopie – einer Nachtkurzsichtigkeit. Und die ist keine schwerwiegende Augenerkrankung, sondern ein meist altersbedingt eingeschränktes Sehvermögen.

Gegen die Nachtmyopie gibt es Hilfe – gegen eine Nachtblindheit so gut wie keine.

Weshalb nachts alle Katzen grau sind

Der Mensch ist kein Nachtwesen. Das menschliche Auge ist denn auch nicht für gutes Sehen bei Nacht gebaut. Zumindest aber hat es die Fähigkeit, sich ein wenig an die veränderten Lichtverhältnisse anzupassen. Die Netzhaut der Augen besteht aus Lichtsinneszellen – den sogenannten Stäbchen und Zapfen. Bei Dunkelheit übernehmen die lichtempfindlichen Stäbchen in der Netzhaut das Sehen, denn die für das Farbensehen zuständigen Zapfen funktionieren bei schwachem Licht nicht mehr.

Aus rechtlicher Sicht

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Besteht der Verdacht, dass ein Unfall auf eine Sehschwäche zurückzuführen ist, wird dies von den Behörden abgeklärt. Bestätigt sich der Verdacht, kann die Versicherung Leistungen kürzen oder Rückgriff auf den Verursacher nehmen.

Die Stäbchen hingegen nehmen keine Farben wahr, weshalb im Dämmerlicht alles grau in grau erscheint. Damit so viel Licht wie möglich ins Auge fällt, weitet sich zudem die Pupille. Das hat zur Folge, dass das Auge nicht mehr so scharf stellen kann und Sehfehler stärker auffallen. Bei der echten Nachtblindheit sind aber die Stäbchen defekt. Das heisst: völlige Dunkelheit.

Ausserdem braucht das Auge Zeit: Nach einer Viertelstunde haben sich die Augen weitestgehend an die Dunkelheit gewöhnt, vollständig adaptiert haben sie sich aber erst nach einer Stunde in dunkler Umgebung.

Nachtblindheit meist vererbt

Meist steckt hinter dieser Krankheit eine erbliche Netzhauterkrankung als möglicher Auslöser der Funktionsstörung. Überwiegend zeigt sich die in Form der Augenkrankheit «Retinits Pigmentosa». Dabei sterben die Netzhautzellen schrittweise ab, das Sichtfeld wird zunehmend eingeschränkt. Den Fortschritt der Krankheit kann bislang keine medizinisch anerkannte Therapie stoppen.

Auch ein (hierzulande sehr seltener) Vitamin-A-Mangel kann zur echten Nachtblindheit führen. Der Mangel ist oft ein Nebeneffekt anderer Probleme wie Morbus Crohn oder Glutenunverträglichkeit und kann auch schon bei Kindern auftreten, die an Zöliakie leiden.

Brille, Kontaktlinsen, Operation

Liegt kein Gendefekt vor, können Fachärzte und Optiker dem nachlassenden Sehvermögen bei schlechten Lichtverhältnissen schnell entgegenwirken:

  • Eine Brille oder Kontaktlinsen helfen sofort.
  • Wenn der Graue Star die Linse trübt und die Lichtstreuung im Auge zunimmt, kann es sein, dass Patienten sich schneller geblendet fühlen. Hier kann in einer Operation die eigene Linse durch eine aus Kunststoff ersetzt werden. Dies stellt das Sehvermögen wieder her.

Mit speziellem Brillenglas zum Ziel

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Bei einem Tag-Nacht-Sehtest wird mit einem speziellen Messgerät das Sehvermögen untersucht. Hierbei liefert das Messgerät unterschiedliche Daten für das Tages- und Nachtsehen. Eine neue Optiker-Technologie ermöglicht es, diese Werte in ein Brillenglas einfliessen zu lassen: Die mittleren drei Millimeter des Brillenglases decken den Tageswert ab, die Peripherie des Glases entspricht dem Nachtwert.

Ist die Pupille am Tag klein, reichen die zentralen drei Millimeter offenbar aus – in der Nacht bei erweiterter Pupille nutzt das Auge auch den äusseren Raum des Brillenglases. Eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz bestätigt den Vorteil dieser Gläser. Der Nutzen hat allerdings seinen Preis: Ein solches Glas kostet im Schnitt das Doppelte eines normalen Glases.

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