Prostatakrebs wird heute schonender abgeklärt und es braucht nicht mehr immer die unbeliebte Tastuntersuchung beim Urologen. Stattdessen fischen Ärzte mehr Informationen aus dem Blut und werfen auch einen genaueren Blick in die Gene.
Ab 50 Jahren steigt für Männer das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Insbesondere dann, wenn bereits der Vater, der Grossvater, ein Bruder oder Onkel an Prostatakrebs erkrankt ist. Solche familiär vorbelasteten Männer sollten schon mit 45 Jahren mit der Hausärztin oder dem Urologen über eine Frühabklärung auf Prostatakrebs sprechen.
Häufigkeit von Prostatakrebs
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Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. In der Schweiz entwickelt jeder dreizehnte Mann jünger als 70 Jahre einen Tumor in dieser kleinen Drüse. Viele dieser Tumore sind wenig aggressiv und wachsen langsam. Doch einige wachsen schnell, bilden Metastasen und können zum Tod führen. Seit Jahrzehnten wird drum erprobt, wie man aggressiven Prostatakrebs möglichst früh erkennen und behandeln kann.
Die Prostata hat eine Steuerfunktion. Sie sorgt dafür, dass beim Wasserlassen Urin durch die Harnröhre fliesst – beim Sex dagegen Samenflüssigkeit. Muss die Prostata wegen Krebs entfernt werden, haben Männer danach oft Schwierigkeiten, ihren Urin zu halten und weiterhin Erektionen zu bekommen.
Lange Zeit gehörte dazu die Tastuntersuchung via After. Wahrscheinlich sei dies mit ein Grund dafür, warum Männern der Gang zum Urologen oft schwerfällt, vermutet Daniel Eberli. Er leitet die Klinik für Urologie am Universitätsspital Zürich. «Ich bin absolut überzeugt: wenn die Männer wissen, dass die Fingeruntersuchung nicht zwingend notwendig ist, dann fühlen sie sich wohler.»
Unbeliebte Fingeruntersuchung
Nicola Giudici, Oberarzt am Inselspital Bern und dort zuständig für das Prostatazentrum, führt weiter aus: «Wenn ein Patient kommt, sich für eine Vorsorgeuntersuchung auf Prostatakrebs interessiert und älter ist als 50 Jahre, dann würden wir – wenn er einverstanden ist – als Erstes eine Blutentnahme machen und den PSA-Wert bestimmen.»
Unbeliebte Tast-Untersuchung
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Die Prostata ist ungefähr so gross wie eine Kastanie und umschliesst bei den Männern die Harnröhre, unmittelbar am Ausgang der Harnblase. Weil die Prostata direkt am Enddarm anliegt, kann sie rektal ertastet werden – also via Finger im After.
Diese unbeliebte Tast-Untersuchung hilft nicht bei der Früherkennung von Prostatakrebs, das zeigen Daten aus einer grossen europäischen Studie – jedoch kann sie beispielsweise dann aufschlussreich sein, wenn eine Entzündung der Prostata abgeklärt werden soll.
PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen – ein Protein, das in der Prostata-Drüse gebildet wird. «Wenn der PSA-Wert tief ist, können wir vorerst auf weitere Abklärungen verzichten», sagt Nicola Giudici. Der Patient würde dann nach einer gewissen Zeit einfach zur nächsten Kontrolle aufgeboten.
Uneindeutige PSA-Werte
Komplizierter wird’s, wenn der PSA-Wert im Blut erhöht ist. Das kann ein Hinweis sein auf einen Tumor – muss aber nicht. Es kann auf einen nicht aggressiven Tumor hindeuten, der nur sehr langsam wächst und den man vorerst einfach überwacht. Oder aber es liegt ein aggressiver, gefährlicher Tumor vor.
In diesem Fall müssen der Arzt und sein Patient gemeinsam entscheiden: braucht es ein MRI – oder eine Biopsie. Dabei wird Gewebe aus der Prostata herausgestanzt. Das kann zu Komplikationen führen und soll darum möglichst nur dann gemacht werden, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit ein gefährlicher, bösartiger Tumor vorliegt.
Genetik, Proteine, Veranlagung
Bei diesen schwierigen Abwägungen hilft seit einiger Zeit ein neuer Test namens Stockholm3. «Dieser Test analysiert im Blut mehr als 200 Gensequenzen und verschiedene Proteine», erklärt Daniel Eberli. «Und verrechnet das dann mit ein paar klinische Angaben – beispielsweise, ob ein Patient familiär vorbelastet ist. Daraus errechnet der Test das individuelle Risiko eines Patienten für ein Prostatakarzinom.»
Umstrittener PSA-Test und neue, umfassendere Bluttests
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Der PSA-Wert wird seit Jahrzehnten in der Früherkennung von Prostatakrebs eingesetzt. Doch er ist umstritten, denn ein hoher PSA-Wert kann verschiedene Ursachen haben. Beispielsweise ist er erhöht nach Sex, intensivem Velofahren oder auch bei Prostataentzündungen. Der PSA-Test führt darum dazu, dass öfter Prostatakrebs diagnostiziert wird, als tatsächlich vorhanden (Überdiagnose). Behandlungen werden durchgeführt, die gar nicht nötig wären und allenfalls schaden können (Überbehandlungen).
Mittlerweile werden drum verschiedene erweiterte Bluttests erprobt, die das Blut der Männer umfassender untersuchen. Dazu zählt der Stockholm3-Test, der bereits seit zehn Jahren auf seinen Nutzen geprüft wird. Aktuell läuft in Schweden eine Studie, welche die Kosten-Nutzen-Abschätzung für diesen Test genauer abklärt. In der Schweiz kostet der Stockholm3-Test mehrere hundert Franken und wird in aller Regel von der Krankenkasse übernommen.
Beide Urologen machen gute Erfahrungen mit dem neuen Test. Er helfe, die Abklärungen rund um Prostatakrebs schonender zu machen, sagt Daniel Eberli: «Wir biopsieren weniger Männer, wir schauen besser nach, bevor wir biopsieren und wir haben viel mehr Männer, die die Prostata nach einer Diagnose nicht einfach entfernt bekommen.»
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