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Fünf wertvolle Tipps Zeckenstich: Was tun, wenn es mich erwischt hat?

Die Zecke gilt als das gefährlichste Wildtier der Schweiz, denn ihr Stich kann heimtückische Erreger übertragen. Je eher man die Zecke entdeckt und richtig entfernt, desto kleiner ist das Risiko einer Erkrankung.

Sie lauern im hohen Gras oder auf Büschen und lassen sich von vorbeigehenden Menschen und Tieren abstreifen. Das allein macht Zecken noch zu keinem gesundheitsrelevanten Problem. Beim Blutsaugen jedoch können sie Krankheitserreger wie Borrelien oder FSME-Viren übertragen. Deshalb:

1. Möglichst rasch handeln

Auf Haut oder Kleidung entdeckte Zecke sofort entfernen! Idealerweise hat sie noch nicht angesetzt, denn FSME-Viren in ihrem Speichel können bereits beim Stich übertragen werden.

Das Bakterium «Borrelia burgdorferi» hingegen befindet sich im Magen-Darm-Trakt der Zecke. Beginnt sie Blut zu saugen, dauert es in der Regel 12 bis 16 Stunden, bis der Erreger via Stechapparat übertragen wird. Die Zeit zwischen Zeckenstich und Zeckenentfernung ist also matchentscheidend.

2. Beim Herausziehen nicht zerquetschen

Um die Zecke zu entfernen, ist eine Pinzette ideal. Zuerst das Hinterteil des Blutsaugers mit der Pinzette etwas aufrichten – so lässt er sich besser packen. Anschliessend mit der Spitze der Pinzette so nah wie möglich an Haut und Zecke rangehen.

Die Zecke möglichst dicht an der Stichstelle greifen und gerade herausziehen. Das Tier dabei nicht quetschen oder drehen. Vor dem Entfernen auch weder Öl noch Alkohol verwenden: Beides könnte dazu führen, dass die Zecke ihren infektiösen Mageninhalt in die Wunde würgt.

Die Stichstelle so rasch wie möglich desinfizieren. Zudem die Stelle während zwei bis drei Wochen beobachten.

Hand hält ein Sackmesser
Legende: Nützlich: Sackmesser mit Tick-Tool und Pinzette srf

3. Ereignisse dokumentieren

Es lohnt sich auch, das Datum und die betroffene Körperstelle zu notieren: Ein Zeckenstich gilt als Unfall. Mögliche Krankheitsfolgen werden durch die Unfallversicherung abgedeckt.

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4. Bei Krankheitssymptomen Arzt aufsuchen

Die ersten Symptome einer Infektion mit FSME-Viren ähneln einer Sommergrippe: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, begleitet von einem allgemeinen Krankheitsgefühl.

In einer zweiten Phase kommt es durch die Ausbreitung der Entzündung im zentralen Nervensystem zu den typischen Symptomen einer Frühsommer-Meningoenzephalitis: Hirnhautentzündung, starke Kopfschmerzen, Nackenstarre, Bewusstseinsstörungen und Lähmungserscheinungen.

Treten ein bis drei Wochen nach einem Zeckenstich Symptome auf, ist ein Arztbesuch nachdrücklich empfohlen.

FSME-Fallzahlen in der Schweiz

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impfbüchlein
Legende: Die «Zeckenimpfung» gegen FSME ist für alle Personen empfohlen, die sich in einem Risikogebiet (ganze Schweiz ausser die Kantone Genf und Tessin) gegenüber Zecken exponieren. imago images / Jochen Tack

Pro Jahr erkranken in der Schweiz knapp 400 Personen an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Seit Corona sind die Zahlen merklich nach oben gegangen. Mediziner vermuten, dass es einerseits mit dem veränderten Freizeitverhalten der Menschen, man bewegt sich wieder verstärkt im Freien, zu tun hat, andererseits aber auch mit einer gewissen Impfmüdigkeit.

Denn eigentlich existiert eine FSME-Schutzimpfung. Aber nur etwa jede dritte Person in der Schweiz ist gegen FSME geimpft. Mit entsprechenden Folgen: Durchschnittlich drei Personen starben in den letzten zehn Jahren an den Folgen einer FSME-Erkrankung.

Eine medikamentöse Therapie gibt es nicht. Im Krankheitsfall kann nur versucht werden, die Symptome zu lindern.

Bundesamt für Gesundheit: FSME

5. Anzeichen: gerötete Hautstellen

Bei einer Infektion mit Borrelien kommt es innerhalb der ersten ein bis drei Wochen oft zur sogenannten Wanderröte (Erythema migrans) – einem roten Ring, der sich von der Stichstelle her ausbreitet. Sie ist ein eindeutiges Zeichen für eine Infektion mit Borrelien, oft begleitet von grippeähnlichen Symptomen. Unbedingt einen Arzt aufsuchen! In diesem Stadium lässt sich die Erkrankung noch mit Antibiotika-Tabletten behandeln.

Rund ein Drittel der Betroffenen hat allerdings keine Wanderröte oder bemerkt sie nicht. Und ohne antibiotische Therapie breiten sich die Bakterien über Wochen oder Monate im Körper weiter aus. In der Folge kann es zu Gelenks-, Nerven- oder Herzentzündungen kommen. Oft hilft dann nur noch eine Therapie mit Antibiotika-Infusionen.

Schwierige Borreliose-Diagnose

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Computegrafik eines Bakteriums
Legende: Das Bakterium Borrelia burgdorferi ist Auslöser der heimtückischen Lyme-Borreliose imago images / Kateryna Kon

Nach der ersten, akuten Phase einer Borreliose-Infektion braucht es zur Diagnose der Erkrankung Labortests. Gesucht werden dann Antikörper gegen Borreliose – im Blut, Nervenwasser oder in Gelenksflüssigkeit. Die Antikörper werden vom Immunsystem als Abwehrreaktion produziert.

Mikrobiologin Rahel Ackermann vom Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten Armed präzisiert: «Man muss ein positives Laborresultat haben und passende klinische Symptome dazu. Nur die Kombination von beidem erlaubt eine Diagnosestellung.» Denn ein positiver Antikörpertest allein sagt noch nichts darüber aus, ob die Infektion immer noch aktiv ist oder ob sie bereits Jahre zurückliegt und längst ausgeheilt ist.

Bundesamt für Gesundheit: Borreliose / Lyme-Krankheit

Wer ins Unterholz geht, kann sich vorab mit Zecken-Spray und über die Hosen gestülpten Socken schützen. Und hat sich mal ein Blutsauger festgesetzt, ist im Vorteil, wer eine Pinzette, ein Tick-Tool am Sackmesser oder eine Zeckenkarte zur Hand hat.

Puls, 26.06.2023, 21:05 Uhr

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