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Fürs Wunschkind ins Ausland

Barbara und Oliver reisten ins liberale Spanien, um ihr leibliches Wunschkind zu bekommen. Barbara erzählt von wachsender Verzweiflung bei ihren Versuchen, schwanger zu werden. Ihr Mann berichtet, wie Romantik der Medizin Platz machte und zwei Flüge an die Costa Brava die Wende brachten.

Jedes sechste Paar in der Schweiz hat Probleme, Kinder zu bekommen. Zu den Betroffenen zählten auch Barbara und Oliver, ein Paar aus Zürich, die mit dieser Möglichkeit nie gerechnet hätten.

Dass Kinder einmal ein Teil ihrer Beziehung sein sollten, war immer klar. «Wir haben das ganz genau geplant», erinnert sich Barbara. «Nach der Heirat haben wir eine schöne Reise gemacht, dann habe ich die Pille abgesetzt und alles weitere sollte sich ganz natürlich ergeben.»

Viele Tests, keine Gewissheit

Dass Unfruchtbarkeit für sie ein Thema sein könnte, hätten sich beide nie vorstellen können. Ebenso wenig, welcher Druck sich entwickelt, wenn es rundherum im Bekanntenkreis «einschlägt», während die eigenen Bemühungen ohne Erfolg bleiben. In der Folge durchlief das Paar die klassischen Stationen der Kinderwunsch-Abklärungen: Tests und Untersuchungen, die aus einem gesunden Paar plötzlich Patienten machen – und trotz allem keine handfesten Ergebnisse brachten. Die Ärzte konnten nichts Aussergewöhnliches feststellen.

Der Kinderwunsch blieb, aber der Stress wurde immer grösser. «Sex wird geplant und kalkuliert – mit Romantik hat das nicht mehr viel zu tun», denkt Oliver zurück. «Und man kriegt vom Umfeld lauter gute Tipps, die man nicht braucht.»

Infertilität

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Von Unfruchtbarkeit ist die Rede, wenn es nach einem Jahr mit regelmässigem Geschlechtsverkehr zu keiner Schwangerschaft kommt. In 30 Prozent der Fälle liegt das am Mann, in 30 Prozent an der Frau und in ebenfalls 30 Prozent an beiden zusammen. In den restlichen 10 Prozent ist die Ursache unbekannt.

Schliesslich entschloss sich das Paar zur künstlichen Befruchtung, der letzten Stufe, die noch von der Krankenkasse übernommen wird. Drei Versuche, allesamt ohne Erfolg. Und rundherum immer mehr Freunde, die zu Familien werden, wo sich alles um jene Kinder dreht, die bei Barbara und Oliver ausbleiben. «Da macht sich dann schon langsam das Gefühl breit, dass die Welt ungerecht ist.»

Da es ein leibliches Wunschkind sein sollte, entschloss sich das Paar zur letzten in der Schweiz verfügbaren Option: der In-vitro-Fertilisation. Vier Versuche wurden unternommen – wiederum ohne Erfolg, dafür mit Kostenfolge. Denn IVF übernehmen die Krankenkassen nicht. Was den beiden mittlerweile 38-Jährigen blieb, war eine riesige Enttäuschung sowie die Gewissheit, dass ihnen hierzulande nicht mehr geholfen werden kann. «Die Spezialisten hatten nach vier Jahren Abklärungen, Tests und Behandlungen keine Ahnung, weshalb es einfach nicht klappen wollte und empfahlen uns schliesslich den Gang ins Ausland, wo die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin deutlich liberaler angewandt werden.»

Stress, Schmerzen und hohe Kosten

In Spanien sind zahllose Kinderwunschkliniken angesiedelt, die auch im Internet offensiv für ihre Dienste werben. In eine solche begab sich das Zürcher Paar – und hatte innerhalb einer Stunde Gewissheit, weshalb es mit dem Nachwuchs einfach nie klappen wollte: Eine Störung des Zuckerstoffwechsels beeinträchtigte den letzten Schritt der Eireifung. Eine medikamentös behandelbare Störung.

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Barbara und Oliver nahmen einen weiteren Anlauf – den definitiv letzten, denn wenn das spanische Verfahren nicht fruchten würde, gäbe es keine weiteren Optionen mehr. Während in Japan der Tsunami wütete und Fukushima die Welt in Atem hielt, verbrachten sie zehn Tage in Alicante und weitere sieben in der Schweiz, bis der Schwangerschaftstest schliesslich das erlösende Ergebnis zeigte: positiv!

Barbara und Oliver sind heute glückliche Eltern eines gesunden Zwillingspaars. Dafür haben sie nebst seelischem Stress und körperlichen Schmerzen rund 30'000 Franken aufgewendet, Reisekosten nicht inbegriffen. Diese finanziellen Möglichkeiten haben nicht alle kinderlosen Paare, weshalb sich viele eine liberalere Nutzung der Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin auch hierzulande wünschen.

Politiker, Ethiker und Wissenschaftler diskutieren darüber, aber die Betroffenen selber kommen kaum zu Wort. Barbara und Oliver brechen das Tabu und sprechen in der Radiosendung «Input» über ihre Geschichte.

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