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Verschluckte Batterien und Magnete: Lebensgefahr für Kinder
Aus Puls vom 22.11.2021.
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Gefahren im Haushalt So gefährlich sind Knopfbatterien und Supermagnete für Kinder

Klein aber riskant: Fachleute warnen vor schlimmen Verletzungen in Speise- und Luftröhren sowie im Darm bei Kleinkindern.

Wenn sie im Hals von Kindern verschwinden, können sie von einem Moment auf den anderen lebensgefährlich werden: Knopfbatterien und Supermagnete. Sie bergen nicht nur ein Risiko, wenn sie in die Luftröhre gelangen und die Atemwege verschliessen. Darüber hinaus richten sie im Körper noch zusätzlichen Schaden an.

Schluckt ein Kind etwa eine Knopfbatterie, kann sie in der Speiseröhre stecken bleiben, wo sie sie mit der feuchten Umgebung zu reagieren beginnt. Durch die elektrische Ladung der Batterie entsteht im Gewebe ein Stromfluss. Das umliegende Gewebe wird innerhalb von wenigen Stunden nachhaltig zerstört. Auch die Luftröhre kann so beschädigt werden.

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Wie eine Batterie auf den Körper einwirkt.
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Notoperation, Koma, Überlebenskampf

Genau das ist Alisa Veseli zugestossen. Sie hat eine Knopfbatterie verschluckt, als sie zwanzig Monate alt war. In einer komplexen Notoperation mussten Alisas Speise- und Luftröhre rekonstruiert werden. Die knapp Zweijährige lag wochenlang im Koma. Auf der Intensivstation kämpfte das Mädchen um ihr Leben.

Noch heute, gut acht Jahre später, spürt sie die Folgen: Sie hat Probleme beim Essen, immer wieder bleiben Bissen stecken.

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Alisa bleibt häufig etwas in der Speiseröhre stecken.
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Auch das Trinken bereitet ihr Mühe. «Die Batterie hat ein Loch zwischen den zwei Röhren gemacht», sagt Alisa. «Wenn ich trinke, geht immer ein bisschen Getränk in die Luftröhre. Das reizt, deswegen huste ich.» Alisas Stimme klingt rau, ebenfalls eine Folge des Unfalls.

Zig Mal operiert

Seit dem Vorfall musste sich die heute Neunjährige bereits mehr als 75 Operationen unterziehen. In den meisten Fällen musste dabei die Speiseröhre aufgedehnt werden, weil sich diese wegen der Narben immer wieder verengt.

Der Arzt, der Alisa damals die Knopfbatterie aus der Speiseröhre entfernt hat, ist Ueli Möhrlen. Er ist Chirurg am Kinderspital Zürich. Er sieht häufig Fälle von verschluckten Batterien. «Das ist nicht etwas, das wir nur ein-, zweimal im Jahr sehen», sagt Ueli Möhrlen, «sondern etwas, was wir regelmässig, jeden Monat auf dem Notfall haben.» Zum Glück verlaufe nicht jeder Fall so schlimm wie bei Alisa. «Im besten Fall kann man die Batterie schnell bergen, damit es maximal zu einer Verletzung der Speiseröhre kommt.»

Klein aber gefährlich: Magnete

Nicht nur Knopfbatterien können nach dem Verschlucken zu schweren Schäden führen. Auch kleine und sehr starke Magnete sind hochgefährlich, sobald sie in den Darm gelangen.

Verschluckt ein Kind einen einzelnen Magnet, ist das kein Problem. Es gelangt durch Magen und Darm und wird normal ausgeschieden. Verschluckt das Kind aber zwei oder mehrere Magnete, können sich diese im Darmtrakt gegenseitig anziehen und die Darmwand einklemmen. So entstehen Löcher, durch die der Darminhalt in den Bauchraum gelangen kann.

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Weshalb Magnete solchen Schaden zufügen können.
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Immer mehr Fälle

Die Fälle von verschluckten Mini-Magneten hätten in den letzten Jahren stark zugenommen, so der Kinderchirurg. Die Magnete seien immer häufiger in unserem Alltag anzutreffen.

Das Problem: «Die Leute sind sich gar nicht bewusst, wie gefährlich diese Magnete eigentlich sind», sagt Ueli Möhrlen.

Deshalb rät er: «Wenn man verhindern kann, dass Magnete rumliegen – die kleinen nicht die grossen – und wenn keine Knopfbatterien in Kindesnähe sind, so wie man es mit Medikamenten auch macht, dann hat man schon sehr viel für die Prävention gemacht.»

Puls, 22.11.2021, 21:05 Uhr

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