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Gegen Eisfinger und Frostzehen Was hält bei Winteraktivitäten wirksam warm?

Ein Skitag auf der Piste, ein Winterspaziergang im Wald, eine Schneeschuhtour zum Gipfel – kalte Hände und Füsse können die gute Laune dabei gehörig verderben. Eine Outdoor-Sportlerin, ein Pisten- und Sicherheitschef sowie der Besitzer einer Alpbeiz verraten, wie sie sich schützen.

Es herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt im Skigebiet Meiringen-Hasliberg. Kein Grund für Natascha Knecht nicht nach draussen zu gehen – sie ist entsprechend gut eingepackt und sagt: «Ich setze bei allen meinen Aktivitäten auf das sogenannte Zwiebelschalenprinzip.».

Die Winter-Extremsportlerin kleidet sich im Zwiebel-Look

Als Journalistin und Autorin schreibt sie hauptsächlich über Alpinismus. Im Winter trotzt Natascha Knecht der Kälte beim Skitourenfahren, Winterbergsteigen und Eisklettern.

«Trägt man eine zu dicke Jacke, schwitzt man schnell und läuft damit Gefahr, zu frieren», erläutert sie das Problem. Bei ihr kommen im Winter vier Schichten zum Einsatz. «Die äusserste Schicht muss Wind und Wasser abhalten können», beschreibt Natascha Knecht ihre Kombination. «Sie ist sehr dünn».

Frau in Eiswand
Legende: Natascha Knecht trotzt den alpinen Herausforderungen mit flexibler Kleidung srf

Goretex eignet sich gut. Es folgen zwei isolierende Schichten, die für die entsprechende Wärme sorgen müssen – bei Bedarf können sie schnell an- oder abgelegt werden. Die gebürtige Meiringerin bevorzugt Fleece oder andere atmungsaktive Kunstfasern.

«Direkt auf der Haut trage ich ein enganliegendes Merinoshirt», schliesst sie die Aufzählung ab. Denn: «Merinowolle ist atmungsaktiv und temperaturregulierend.»

Nützliche Winter-Accessoires

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Natascha Knecht trägt verschiedene wärmende Accessoires auf sich mit:

  • Schal oder Sturmhaube, um den Nacken zu schützen
  • Eine Mütze
  • Zwei Paar Handschuhe, falls das erste Paar nass geworden ist
  • Wärmebeutel für Extremsituationen

Und auch für die Füsse hat die passionierte Wintersportlerin noch zwei Tipps parat: «Einen guten Effekt haben Thermosohlen mit Aluminiumschicht, die vor Bodenkälte schützt. Oder ich trage zwei Paar dicke Socken.»

Das Winterschuhwerk kauft sie deshalb immer eine bis zwei Schuhnummern grösser.

Von Baumwolle und echten Daunen rät Knecht bei schweisstreibenden Winteraktivitäten ab: «Beide Materialien saugen schnell Feuchtigkeit auf, Daunen klumpen in der Folge rasch und verlieren ihre isolierende Eigenschaft.»

Der Pistenchef bleibt in Bewegung

«Zuerst hat man kalte Hände oder Füsse oder ist nass, dann geht die Kälte rasch durch den ganzen Körper», sagt Peter Michel, Leiter Pisten und Sicherheit bei den Bergbahnen Meiringen-Hasliberg.

Mann in einem Büro
Legende: Peter Michel warnt davor, sich ohne Aufwärmen zu viel zuzumuten SRF

Und genau das kann zum Problem werden: «Der Körper braucht die Kraft in so einer Situation eher für die Wärmeproduktion als für eine solide Fahrtechnik.» Dass es dann eher zu Schwierigkeiten oder gar einem Unfall kommen kann, hält Peter Michel für wahrscheinlich.

Kältetipps der Pistenprofis

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Holt einen die Kälte trotz aller Vorkehrungen ein, empfiehlt der Sicherheitschef eine Pause an der Wärme. «Dafür eignet sich natürlich eine Hütte oder unser Picknickraum im Zentrum des Skigebiets», sagt Peter Michel.

Der Picknickraum auf der Mägisalp ist für Wintersportler während der Betriebszeiten frei zugänglich. Sein Tipp: Die Schuhe ausziehen, um auch die Socken zu wärmen.

Sein Team vom Pisten- und Rettungsdienst sei oft auch Stunden in der Kälte unterwegs, erzählt Michel. Jeder habe seine ganz eigene Methode, um warm zu bleiben. «Ein Kollege nimmt immer einen Plastiksack mit auf die Piste», weiss Peter Michel. «Sind die Sessel nass oder voll Schnee, sitzt es sich mit dem Plastiksack unter dem Hintern trotzdem trocken».

Auch ein Rucksack am Rücken sei ein guter Wärmespender, und notfalls könne man sich auch mit Zeitungspapier warmstopfen.

Aus Erfahrung weiss er auch, dass die Wintersportler bei Kälte tendenziell schneller fahren und sich weniger aufwärmen. Aber: «Kalte Muskeln sind weniger flexibel.» Immer in Bewegung bleiben, ist deshalb seine Devise, auch beim Anstehen oder auf dem Sessellift. Arme schütteln, Schattenboxen, auf der Stelle treten – es gebe viele Möglichkeiten, um warm zu bleiben.

Der Koch hält sich mit einer Suppe warm

«Wir kochen nicht nach speziellen Ernährungsphilosophien, machen es aber offenbar intuitiv richtig», sagt Ueli Grossmann, Inhaber und Geschäftsführer vom Alprestaurant Balis-Hasliberg.

Mann in Küche
Legende: Ueli Grossmann schwört auf die anhaltende Wirkung einer warmen Suppe srf

«Ich schwöre auf eine Suppe, wenn ich im Winter länger in die Kälte gehe», verrät der Küchenchef. «Diese liefert mir eine gewisse Grundwärme, die guttut.» Die Tagessuppe ist deshalb ein fixer Menüpunkt im Alprestaurant.

Warm dank asiatischer Ernährungslehren

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In der traditionell chinesischen Medizin TCM und in der traditionell indischen Heilkunst Ayurveda werden gewissen Lebensmitteln und Zubereitungsarten wärmende Eigenschaften zugeschrieben. Lang gekochte Gerichte wie Suppen, Eintöpfe, Chili con Carne / sin Carne und Currys sind im Winter ideal. Durch die lange Garzeit wird ihnen laut den asiatischen Ernährungsphilosophien viel Wärmeenergie zugeführt.

Bei der Verdauung roher Zutaten oder kalter Speisen muss der Körper mehr Energie aufwenden, Energie, die dann für die Wärmeproduktion fehlt.

Auch energiereiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Marroni oder Nüsse liefern Wärme. Und Gewürze wie Chili, Ingwer, Fenchel, Muskat oder Zimt – diese passen auch gut in ein Getränk.

Und auch ein wärmendes Frühstück vor der Kälte-Exposition ist ein angesagter Tipp für «Gfröhrlis». Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber einen Versuch auf jeden Fall wert sind Suppe, Hafer- oder Griessbrei, Milchreis oder warme Eierspeisen wie eine Omelette.

In den Töpfen und Pfannen von Ueli Grossmann und seinem Team kochen auch Linsen, Dörrbohnen, Rösti, Baked Potatoes und ein Chili – alles gute Wärmespender im Winter.

Puls, 29.01.2024, 21:05 Uhr

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