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Gesundes aus der Gerüchteküche

Papst Franziskus hat eine klare Meinung zu Klatsch und Tratsch im Vatikan: «Der Tratsch verdirbt die Menschen, beeinträchtigt die Arbeitsqualität und schadet dem Betriebsklima.» Holländische Forscher sehen das etwas anders und erteilen dem menschlichen Laster fast schon die Absolution.

63 Stunden. Summa summarum mehr als zweieinhalb Tage pro Jahr befassen wir uns mit Klatsch und Tratsch, hören gerne hin und erzählen fleissig weiter.

Dass der Mensch gerne klatscht, ist an sich nicht wirklich überraschend. Trotzdem ist ein Forscherteam der Universität Groningen der scheinbar banalen Tatsache nachgegangen und hat dabei auch durchaus Überraschendes zu Tage gefördert. Zum Beispiel, dass Frauen nicht mehr tratschen als Männer, sondern anders: Frauen hören aufmerksamer zu, schätzen es mehr, dass man sie ins Vertrauen gezogen hat und beschäftigen sich danach intensiver mit dem Gehörten.

Grundsätzlich gilt für Mann wie Frau, dass wir positiven und negativen Klatsch unterschiedlich aufnehmen: Gutes über Bekannte dient uns als leuchtendes Beispiel für die persönliche Entwicklung. Schlechtes hingegen wird als Warnung verstanden, was uns in einer entsprechenden Situation selber zustossen könnte, wenn wir nicht auf der Hut sind. Wen wundert's da noch, dass uns böse Geschichten mehr interessieren?

Der «Treffpunkt» auf SRF 1 hat sich eingehend mit Für und Wider von Klatsch und Tratsch befasst. Zu Wort kommen die Studienautorin Elena Martinescu und der Kommunikationsberater Markus Knill sowie Anrufer aus der Hörerschaft. Ausserdem: ein Korrespondentenbericht aus dem Mutterland des Tratschs, Italien.

Haben Sie gewusst...?

  • Moderne Männer haben Studien zufolge mehr Mühe, ein Geheimnis zu behalten und sind die grösseren Klatschmäuler als Frauen.
  • Männer erzählen vertrauliche Informationen schneller weiter als Frauen.
  • Dank Social Media müssen wir nicht mehr darauf warten, uns mit anderen zu treffen, um Gerüchte, Klatsch und Tratsch auszutauschen. Im Schnitt dauert es keine drei Stunden, bis eine Geschichte so die Runde macht – und die Hälfte der Männer kann kaum länger als einige Minuten auf einer Geschichte sitzen.
  • Eine britische Studie ergab, dass der durchschnittliche Mann ein Geheimnis dreieinhalb Stunden für sich behalten kann – fast 40 Minuten weniger lang als die durchschnittliche Frau.
  • Mehr als zehn Prozent der befragten Männer gaben an, persönliche Geheimnisse anderer innerhalb von zehn Minuten oder weniger weiterzuerzählen. Interessanterweise schätzten sich in derselben Studie 92 Prozent der befragten Männer als gute Geheimnisträger ein.

So reagieren Sie richtig

Jeder Mensch erlebt über Umwege, dass über ihn gesprochen wird, sagt Patrick Rohr: «Es kommt darauf an, wer der Überbringer der Botschaft ist.» Ist er mir schlecht oder gut gesinnt, sei die Frage.

  • Klatsch ist nicht gleich Klatsch: Ist das Gerücht nicht schädigender Art, kann man es mit Humor nehmen.
  • Wenn der Urheber beim nächsten Mal in der Gruppe dabei ist, kann man ihn damit auf humorvolle Art vor allen entlarven.
  • Wenn ein Gerücht berufsschädigend oder gar ehrverletzend ist, sollte man den Urheber direkt damit konfrontieren und ihn nach den Gründen fragen.
  • Richtigstellung: Setzt ein Arbeitskollege schädigende Gerüchte in die Welt, sollte man es auch dem Vorgesetzten melden.
  • Erzählt jemand ein böses Gerücht über einen Dritten, sollte man ihn fragen, warum er dies nicht direkt dem Betroffenen mitteilt.

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