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Gesundheitsbericht der WHO Cholera-Fälle steigen weltweit rasant

Mehr als 6000 Menschen sind 2024 an Cholera gestorben. Die Infektionskrankheit ist eigentlich behandelbar. Aber viele Konflikte mit Vertreibungen und Überschwemmungen sorgen für mehr Todesfälle, berichtet die WHO.

Der neuste Gesundheitsbericht der WHO zeigt, dass die Cholera-Krankheit weltweit auf dem Vormarsch ist. Die Zahl der Menschen, die 2024 an Cholera gestorben sind, hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Um fünf Prozent ist zudem die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle im vergangenen Jahr gestiegen. Die WHO verzeichnete 2024 rund 560'000 gemeldete Fälle. Das sei, so die WHO, alarmierend, aber die wahren Angaben dürften noch deutlich höher liegen.

Was ist Cholera?

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Cholera ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird und mit schwerem Durchfall einhergeht. Es kommt vor, dass Patientinnen und Patienten zusätzlich Gallenflüssigkeit erbrechen, was der Krankheit ihren Namen gab. Cholera (aus dem Griechischen) bedeutet auf Deutsch «Fluss der gelben Galle».

Die Durchfallerkrankung wird verursacht, wenn Menschen mit dem Bakterium Vibrio cholerae kontaminierte Lebensmittel oder Wasser zu sich nehmen. Sie ist mit Trinklösungen und Antibiotika relativ gut zu behandeln, kann jedoch in schweren Fällen innerhalb weniger Stunden zum Tod führen, wenn sie unbehandelt bleibt.

Cholera-Bakterien leben weltweit in Küstengewässern und Brackwasser bei Temperaturen über zehn Grad. In der Schweiz müssen Ärzte den Gesundheitsbehörden Cholera-Ausbrüche melden.

Im Jahr 2025 waren bis Ende August 31 Länder von Cholera-Ausbrüchen betroffen. Die WHO stuft das weltweite Cholera-Risiko als sehr hoch ein.

Dies ist der längste und grösste Cholera-Ausbruch in der Geschichte des Sudans.
Autor: Frank Ross Katambula médecins sans frontières

Seit über zwei Jahren tobt im Sudan ein Bürgerkrieg und im Juli 2024 ist zudem Cholera ausgebrochen. «Dies ist der längste und grösste Cholera-Ausbruch in der Geschichte des Sudans», erklärt Frank Ross Katambula von der Organisation Médecins sans frontières gegenüber SRF.

Person liegt in einem Krankenhausbett mit Tropf.
Legende: Die Cholera-Infektion kann zu lebensgefährlichem Flüssigkeitsverlust führen. Keystone/AARON UFUMELI

Über 96'000 Menschen seien innerhalb eines Jahres an Cholera erkrankt und 2500 Patientinnen und Patienten sind daran gestorben. Katambula erklärt, dass dies eine erschreckend hohe Sterberate sei.

Die Gesundheitsinfrastruktur wird im Sudan vom Militär und vom Paramilitär gezielt angegriffen. «Schulen und Trinkwasseranlagen sind zum Kriegsziel geworden», beschreibt Katambula. Zwei Drittel der Spitäler hätten ihre Arbeit eingestellt.

Die Krankheit verbreitet sich entlang von Flüssen, Strassen, entlang der normalen Infrastruktur und in Krankenzentren.
Autor: Christian Lindmeier Sprecher und Cholera-Experte der WHO

Die typische Ansteckungskette von Cholera beschreibt Christian Lindmeier, Sprecher und Cholera-Experte der WHO wie folgt. «In einem infizierten Dorf merken die Leute, dass die Nachbarn krank werden und sie wollen weg. Indem sie wegwollen, tragen sie das Cholera Bakterium wiederum weiter.» So verbreite sich die Krankheit entlang von Flüssen, Strassen, entlang der normalen Infrastruktur und in Krankenzentren.

Die Herausforderung bei Cholera besteht darin, dass 80 Prozent der infizierten Personen keine Symptome der Krankheit aufzeigen. Mit dem Zugang zu Frischwasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene wäre die Krankheit zu vermeiden. Doch an vielen Orten auf der Welt ist genau dies nicht mehr gegeben.

Entwicklungsgelder fehlen

«Das Einfrieren von Entwicklungsgeldern hat die Cholera-Situation und die Bekämpfungsmöglichkeiten drastisch eingeschränkt», führt Lindmeier aus. Schmerzhaft sei dabei vor allem die Kürzung der Entwicklungsgelder aus den USA. Viele Arbeitnehmende im Gesundheitssektor auf dem afrikanischen Kontinent haben durch diese Kürzung ihre Arbeit verloren und darunter leide schlussendlich das Gesundheitssystem, beschreibt der WHO Sprecher.

Gesundheitsbericht der WHO

Echo der Zeit, 18.09.2025, 18 Uhr; noes

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