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Harnwegsinfekte Blasenentzündung – Tortur Toilettengang

Jede zweite Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben einen Blaseninfekt. Sie bekommt Antibiotika – und die Sache ist erledigt. Ausser sie gehört zu jenen zehn Prozent, die von wiederkehrenden Blasenentzündungen geplagt werden, gegen die es bis jetzt noch keine allgemeingültige Therapie gibt.

Antibiotika sind noch immer die Standardtherapie gegen Blasenentzündungen. Und das, obwohl das Immunsystem in den meisten Fällen selber mit einem solchen Infekt fertig würde.

Doch oft ist der Leidensdruck gross, und Antibiotika helfen innerhalb weniger Stunden gegen die massiven Beschwerden, die die Betroffene plagen. Eine ernst zu nehmende Alternative ist bis heute nicht auf dem Markt.

Gerade für Frauen, die mehrmals im Jahr an einer Zystitis leiden, ist das ein Manko. Sie müssen damit rechnen, mit wiederholter Antibiotika-Einnahme Resistenzen zu bilden. Deshalb suchen Wissenschaftler nach Alternativen. Unter anderem laufen zurzeit zwei Studien in der Schweiz: Die eine untersucht die Wirkung einer Impfung, die andere vergleicht die Behandlung von Blasenentzündungen mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln (nichtsteroidale Antirheumatika) mit der Antibiotikatherapie.

Impfstudie

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Am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich wird 2014 eine Studie zur Impfung gegen Coli-Bakterien durchgeführt, die eine Harnwegsinfektion verursachen können.

An der Studie teilnehmen können Frauen im Alter von 18 bis 70 Jahren mit mehr als drei Harnwegsinfekten in den letzten zwölf Monaten. Bei ihnen muss in den letzten Jahren eine Coli-Infektion im Labor bestätigt worden sein. Zum Zeitpunkt der Impfung darf keine Infektion vorliegen und die Teilnehmerinnen an der Studie müssen bereit sein, innerhalb von neun Monaten für fünf Besuche ins Studienzentrum zu kommen.

Dem Effekt von nichtsteroidaler Antirheumatika auf Blasenentzündungen gehen im Zusammenschluss verschiedene Zentren nach, bei denen sich interessierte Frauen melden können.

Für die Studie geeignet sind Frauen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren mit den typischen Symptomen einer Blasenentzündung (Brennen beim Wasserlösen, häufiger Harndrang, übelriechender Urin), die seit weniger als sieben Tagen bestehen.

Nicht an der Studie teilnehmen können Patientinnen mit Verdacht auf Nierenbeckenentzündung (Fieber, Flankenschmerzen), mit vorbestehenden chronischen Nierenerkrankungen oder Frauen, die in den letzten vier Wochen Antibiotika eingenommen haben oder die immer wieder an Harnwegsinfektionen leiden (also mehr als drei im letzten Jahr) sowie Schwangere.

An der Studie beteiligte Zentren

City Notfall, Bern

mediX Gruppenpraxis, Zürich

mediX Notfallpraxis, Zürich

Praxis Bubenberg, Bern

Pilatus Praxis, Luzern

Tipps zur Vorbeugung

Die Hauptmassnahme ist regelmässiges Trinken, mindestens zwei Liter pro Tag, um allfällige Bakterien auszuspülen.

  • Bei Urindrang nicht abwarten sondern die Blase gleich und ganz leeren.
  • Unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr die Blase leeren, damit aufsteigende Bakterien sofort wieder ausgespült werden.
  • Keine Spermizide, wie sie etwa mit einem Diaphragma verwendet werden, anwenden.
  • Generell gilt für die Intimpflege: «Weniger ist mehr». Das heisst, ausschliesslich pH-neutrale Duschmittel verwenden und nur die Schamlippen, nie aber die Scheide innen reinigen.
  • Auch Wasser kann die Haut an After, Damm, Scheiden- und Blaseneingang austrocknen und so den geeigneten Boden für Darmbakterien schaffen. Deshalb empfindliche Haut mit Fettcremes pflegen (z. B. Vaseline oder Melchfett): Diese bauen am Damm zudem eine Schranke für allfällige Darmbakterien auf.
  • Die Darm- und Scheidenflora mit entsprechenden (Vaginal-)Tabletten wieder aufbauen – vor allem auch nach Antibiotika-Gebrauch.
  • Nach den Wechseljahren bei Bedarf Östrogensalben oder -zäpfchen für die Scheide verwenden.

Alternativmedizin, Homöopathie, Phytotherapie

Auch wenn dazu kaum wissenschaftliche Studien vorliegen und deshalb keine allgemeingültigen Empfehlungen abgegeben werden können, so gibt es doch Frauen, denen die unterschiedlichsten Therapien helfen: chinesische Medizin, Akupunktur und Phytotherapie mit entsprechenden entzündungshemmenden Blasentees, die Birkenblätter, Bärentraubenblätter etc. enthalten, und auch Globuli können helfen.

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Wissenschaftlich ebenfalls nicht eindeutig belegt ist die Wirkung von Cranberry-Saft oder -konzentrat. Doch bei vielen Frauen scheint das Risiko für einen erneuten Blaseninfekt durch eine regelmässige Einnahme zu sinken.

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