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Verschiedene Pilze auf einem Tisch.
Legende: Am Institut für Pharmazie der Universität Greifswald wird der medizinische Nutzen von Pilzen systematisch erforscht. SRF

Heilpilze – Vergessenes Wissen mit Potenzial

Bis ins Mittelalter spielten Pilze und ihre Inhaltsstoffe noch eine wichtige Rolle in der Medizin. Während das in Asien immer noch so ist, ging das Wissen in Europa weitestgehend verloren.

Auch wenn Ötzi einen heilkräftigen Birkenporling im Beutel hatte und das bahnbrechende Antibiotikum Penicillin zunächst aus Schimmelpilzen gewonnen wurde: Auf Europas Tellern spielen Pilze eine weit grössere Rolle als in der Medizin.

Das war nicht immer so: Bis ins Mittelalter fanden Pilze vielfältige Anwendung gegen Entzündungen, Magenschmerzen, Fieber und allerlei andere Beschwerden. Während sich dieses Wissen im asiatischen Raum gehalten hat und Pilze heute sogar bei Krebstherapien Anwendung finden, gewannen in unseren Breitengraden Kräuter immer mehr an Bedeutung und verdrängten die Heilpilze zusehends aus der Schulmedizin.

Als im 19. Jahrhundert Arzneien erstmals industriell hergestellt wurden, hatten die Kräuter endgültig das Rennen gemacht. Sie konnten weit einfacher, zuverlässiger und in grösserem Massstab angebaut und geerntet werden.

Comeback der Heilpilze

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Mittlerweile erleben Heilpilze – auch Vitalpilze genannt – in unseren Breitengraden aber ein eigentliches Comeback. Von Heilpraktikern und Naturärzten seit jeher gerne eingesetzt, widmen sich auch Forscher wie Prof. Ulrike Lindequist am Institut für Pharmazie der Universität Greifswald dem potenziellen Nutzen von Reishi, Shii-Take und Co.

Dabei stiessen die Forscher unter anderem auch auf den Pappelritterling, der bestimmte Steroide und Tritapene enthält, die eine immunsuppressive Wirkung haben. «Das ist potenziell von Interesse zur Behandlung von Heuschnupfen, allergischen Hauterkrankungen oder auch von schwereren Autoimmunerkrankungen», ist Lindequist überzeugt.

Das Problem, wie bei allen anderen Pilzen auch: Der Nutzen ist nicht stichhaltig belegt, wenigstens nicht nach westliche Standards. « Es gibt über Reishi und Shii-Take klinische Studien aus dem asiatischen Raum», weiss Ulrike Lindequist. «Die entsprechen aber nicht in vollem Mass den Anforderungen der Zulassungsbehörden hier in Europa.» Deshalb dürfen Pilze und Pilzpräparate auch nicht als Medikamente angepriesen werden, sondern lediglich als Nahrungsergänzungspräparate.

Riskante Onlineangebote

Eine Unterscheidung, die gerade Anbieter im Internet wenig kümmert. Da wird unverblümt Heilung versprochen für fast jedes Leiden von Stress über sexuelle Störungen bis hin zu Krebs. Ulrike Lindquist rät zur Vorsicht: «Man muss sich überlegen, was an den Heilsaussagen tatsächlich gut belegt und nachvollziehbar ist. Da wird oft übertrieben.»

Gegen die Selbstmedikation mit Pilzpräparaten aus dem Online-Handel spricht auch, dass die richtige Dosierung einige Erfahrung voraussetzt – und der Wirkstoffgehalt erheblich variieren kann: Die Spanne reicht von deklarationsgemäss vorhanden bis kaum messbar. Von möglichen Pestizidrückständen oder Schwermetallen ganz zu schweigen.

Pilze lassen sich nicht patentieren

Mit sicheren «Pilzmedikamenten» aus der hiesigen Apotheker ist in absehbarer Zeit allerdings nicht zu rechnen. Zu wenig lohnt sich der beträchtliche finanzielle Aufwand für klinische Studien am Menschen. Da sich Naturstoffe kaum patentieren lassen, konzentrieren sich die Pharmafirmen lieber auf die diesbezüglich lukrativeren, chemischen Arzneien.

Immerhin: Auch ohne medizinisches Prädikat haben Pilze gesundheitlichen Nutzen. Sie sind vitaminreich, kalorienarm und ein guter Fleischersatz. Und auch gut bekömmlich, sofern man sie lange genug in der Pfanne lässt.

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