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Aorten-Aneurysma – Die Zeitbombe im Bauch
Aus Puls vom 30.04.2018.
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Heimtückische Gefässschwäche Zeitbombe im Bauch

Ein Aortenaneurysma ist eine Gefässausbuchtung der Schlagader, die keine Symptome verursacht. Wird die Schwachstelle nicht frühzeitig behandelt, kann die Aorta reissen und man droht innerlich zu verbluten. Gefässspezialisten fordern nun eine verbesserte Früherkennung auch in der Schweiz.

Wenn ein Aneurysma der Bauchschlagader platzt, dann zählt jede Sekunde, denn der Betroffene droht innerlich zu verbluten.

80 Prozent der Patienten sterben denn auch, bevor sie eine Klinik erreichen. Nur eine Notoperation kann die Blutung stoppen. Dazu muss der geschädigte Abschnitt der Bauchschlagader durch eine Prothese – eine Art Kunststoffschlauch – ersetzt werden.

Der Eingriff belastet den durch den hohen Blutverlust geschwächten Organismus stark. Laut Statistik überlebt jeder zweite Betroffene die Notoperation nicht.

Die grösste Arterie im Köper

Denn die Aorta ist die grösste Arterie im Körper. Sie versorgt alle Organe mit frischem, sauerstoffreichem Blut. Eine gesunde Aorta hat einen Durchmesser von rund zwei Zentimetern.

Die Hauptschlagader hat eine dicke elastische Wand, um dem hohen Druck des pulsierenden Blutes zu widerstehen. Durch Alterung und Entzündungsprozesse kann die Elastizität leiden und mit der Zeit die Dicke der Gefässwand abnehmen. Als Folge davon kommt es an der betroffenen Stelle zu einer Ausbuchtung.

Ab einem Durchmesser von drei Zentimetern spricht man von einem Aneurysma. Weitet sich die Schwachstelle auf über 5 cm aus, steigt das Risiko für eine Ruptur deutlich an.

Screening im Ausland

Aneurysmen lösen kaum Beschwerden aus und werden deshalb meistens nur zufällig entdeckt, beispielsweise bei einer Ultraschalluntersuchung der Prostata. In verschiedenen europäischen Ländern wie England, Wales, Schottland, Nordirland, Italien und Schweden laufen deshalb Screening-Programme zur Früherkennung.

Auch in Deutschland können sich Männer ab 65 Jahren seit Anfang Jahr einmalig auf Kosten der Krankenkassen per Ultraschall untersuchen lassen. Denn Männer sind von einem Aneurysma der Bauchschlagader rund sechs Mal häufiger betroffen als Frauen. Weitere Risikofaktoren sind nebst dem Geschlecht und dem Alter das Rauchen, Bluthochdruck und Arteriosklerose.

Durch das Screening will man Betroffene möglichst frühzeitig erkennen, um sie anschliessend eng zu überwachen. Eine Auswertung des Screening-Programms in Schweden nach zehn Jahren zeigte, dass seit der Einführung die Todesfälle wegen einem rupturierten Aneurysma der Bauchaorta um 39 Prozent gesunken sind.

Fehlende Früherkennung in der Schweiz

In der Schweiz wird die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung nur für Risikopatienten wie Raucher ab 65 Jahren empfohlen, und diese muss auch noch selbst bezahlt werden.

Die Gefässchirurgen in der Schweiz würden ein Screening-Programm wie im Ausland begrüssen. Denn rund 150 rupturierte Bauchaortenaneurysmen müssen jährlich in den Schweizer Spitälern notoperiert werden, und die Spezialisten rechnen mit rund doppelt so vielen Betroffenen, die nach einer Ruptur nicht einmal mehr eine Klinik erreichen. Genaue Zahlen gibt es jedoch nicht.

Durch eine verbesserte Früherkennung möchte man Betroffene mittels Ultraschalluntersuchung rechtzeitig erkennen und überwachen. Kritiker warnen jedoch davor, dass man mit solchen Screening-Programmen auch eine beträchtliche Anzahl Patienten unnötig mit einer Diagnose belastet. Denn Studien zeigen, dass etwa die Hälfte, der durch ein Screening entdeckten Aneurysmen, im Verlauf des Lebens nie die kritische Grösse von 5,5 cm überschreiten und auch nie reissen werden.

Vorbeugende Operation

Sobald ein Aneurysma jedoch die kritische Grösse von 5,5 cm überschreitet, sollte vorbeugend operiert werden. Dabei werden die Kunststoffprothesen entweder in einer offenen Bauchoperation oder zunehmend auch minimal-invasiv per Katheter eingesetzt.

Der Vorteil der offenen Operation ist das langanhaltende Ergebnis. Ist die Prothese einmal eingesetzt, ist das Problem an dieser Stelle der Schlagader für den Rest des Lebens ausgeschaltet. Der Eingriff selbst hingegen belastet den Körper viel stärker als der Kathetereingriff.

Die per Katheter eingesetzten Gefässprothesen müssen dafür ein Leben lang überwacht werden. Denn das Matallgitter mit Kunststofhülle kann sich aus seiner Verankerung in der Gefässwand lösen.

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