Hepatitis C gilt als eine klassische Erkrankung aus dem Drogenmilieu. In den 1980er-Jahren waren tatsächlich 60 bis 80 Prozent der Neuinfizierten Drogenkonsumenten. Die Ansteckung mit Hepatitis C erfolgt meist durch Blut, etwa beim Spritzentausch, nur selten beim Sex oder von der Mutter zum Kind.
Doch viele der schätzungsweise 50'000 bis 70'000 schweizweit mit Hepatitis C Infizierten steckten sich auf anderem Weg an – zum Beispiel beim Stechen von Tattoos oder Piercings mit ungenügend sterilisierten Instrumenten oder über infizierte Blutkonserven, bevor diese ab 1990 auf die Viren getestet werden konnten.
Spätfolgen wie Leberkrebs
In der Schweiz stagnieren seit 1992 die neuen Hepatitis-C-Fälle bei etwa 50 bis 65. Doch Folgeerkrankungen treten erst 20 bis 30 Jahre später auf, wie die Schweizer Expertengruppe für virale Hepatitis (SEVHep) mitteilte. Daher würden die schweren Lebererkrankungen aufgrund einer Hepatitis bis 2030 zunehmen.
Die chronische Virushepatitis kann zu Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs führen und damit tödlich enden. Oft hilft nur noch eine Lebertransplantation. Drei Viertel der Neuansteckungen verlaufen symptomlos, weshalb die wirkliche Zahl neuer Fälle laut SEVHep viel höher sein dürfte.
Vielversprechende Tests
Eine Impfung gibt es noch nicht. Erste Versuche damit an gesunden Testpersonen waren aber vielversprechend, Tests mit HIV-Positiven haben vergangene Woche am Kantonsspital St. Gallen und weiteren beteiligten Kliniken begonnen. Bei Menschen mit einer HIV-Infektion verläuft die Hepatitis meist schwerwiegender.
Die SEVHep arbeitet gemeinsam mit Ärztefachgesellschaften und Betroffenenorganisationen an einer nationalen Hepatitis-Strategie. Ihre Vision sei die Elimination der viralen Hepatitis in der Schweiz bis 2030, teilte die Expertengruppe mit. Eine nationale Kampagne soll die Bevölkerung sensibilisieren. «Hepatitis hat vergleichbare Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit wie HIV», sagte Hepatitis-Spezialist und Mitinitiator Philip Bruggmann.
Inzwischen existieren auch vielversprechende Heilungsansätze. In der Vergangenheit konnte rund die Hälfte der Hepatitis-C-Patienten mit der Standardthearpie Interferon plus Ribavirin geheilt werden. Wegen der starken Nebenwirkungen kam das Medikament jedoch nicht für alle Betroffenen in Frage. Doch 2014 und 2015 begann eine Therapie-Revolution mit der Zulassung neuer, besserer und verträglicherer Mittel gegen Hepatitis C. Doch sie sind extrem teuer und werden bislang nur Patienten bezahlt, die bereits schwere Leberveränderungen haben. Alle anderen müssen bis jetzt mit der klassichen Therapie auskommen – mit allen Risiken und Nebenwirkungen.
Hepatits – Von A bis E
Es existieren verschiedene Formen der Hepatitis-Infektion:
- Hepatitis A : Übertragung von Mensch zu Mensch sowie über verunreinigte Nahrung und Wasser. Impfung gegen die «Reise-Gelbsucht» möglich, aber keine spezielle Therapie.
- Hepatitis B : hohe Ansteckungsgefahr über Blut (etwa verunreinigte Spritzen) und Sex. Impfung möglich, nicht heilbar, antivirale Therapie für chronisch erkrankte Patienten.
- Hepatitis C : Übertragung meist über Blutkontakt, keine Impfung, mit neuen Medikamenten zu über 90 Prozent heilbar, antivirale Therapie für chronisch erkrankte Patienten.
- Hepatitis D : tritt nur mit einer Infektion Typ B auf, Schutz durch Hepatitis-B-Impfung, keine wirksame Therapie.
- Hepatitis E : Virus wird ausgeschieden und zum Beispiel über Wasser übertragen, keine Impfung, akute Leberentzündung kommt meist von selbst zum Stillstand, gefährlich für Schwangere.