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Verengte Herzgefässe – Neue Chance für Problemfälle
Aus Puls vom 26.02.2018.
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Herzschmerzen – Neue Hoffnung ohne Operation

Wenn die Herzkranzgefässe so verkalkt sind, dass ein Katheter-Einsatz und eine OP nicht in Frage kommen, bleibt nur die Variante, die Gefässe von aussen mit mehr Blut zu versorgen. Berner Kardiologen testen eine alte Methode neu. Erste Studien-Resultate sind vielversprechend.

Christian Seiler forscht mit seinem kleinen Team seit Jahren an der Möglichkeit, die Herzkranzgefässe von aussen mit mehr Blut zu versorgen. Er will die sogenannten Kollateralen stärken: Kleinere Herzkranzgefässe, die sich durch höheren Druck ausweiten und so anstelle von verengten Stellen die Blutversorgung sicherstellen können.

Die – wie Professor Seiler sagt – elegante Methode ist alles andere als neu. Der Kardiologe des Berner Inselspitals stiess bei Nachforschungen auf Arbeiten aus dem letzten Jahrhundert: Der italienische Chirurg Davide Fieschi hatte die Methode Ende der 1930-er Jahre erfunden und bei über 300 Patienten mit Angina Pectoris äusserst erfolgreich angewandt. Bei 95 Prozent der Behandelten verschwanden die Herzschmerzen unter Belastung.

In Vergessenheit geraten

Doch Ende der 1950-er Jahre hinterfragten amerikanische Forscher die Studien als wissenschaftlich unzureichend. Sie führten die Erfolgsrate auf den Placebo-Effekt zurück und lancierten ihrerseits eine Studie mit Kontrollgruppe.

Diese Studie ergab keinen Unterschied zwischen den Patienten, bei denen die Mammaria tatsächlich abgebunden wurde und denen, die nur glaubten sie seien behandelt worden. So wurde die schonende Mammaria-Methode als nicht effektiv abgetan und geriet in Vergessenheit.

Dies umso schneller, als zur selben Zeit die Bypass-Operation aufkam.

Christian Seiler aber bezweifelt 60 Jahre später die Aussagekraft der zweiten amerikanischen Studie: Weil diese mit nur gerade 20 Patienten durchgeführt wurde, sei das Resultat nicht repräsentativ.

Erste Erfolge

Christian Seiler und sein kleines Team führen mehrere Studien mit insgesamt über 200 Betroffenen durch, um die Mammaria-Methode zu testen. Um nicht nur die subjektiven Empfindungen der Patienten als Grundlage zu haben, messen Seiler und sein Team jeweils sechs Wochen nach dem Verschliessen der Mammaria den Blutfluss in der Hauptkranzarterie, während diese eine Minute lang verschlossen ist.

Die Resultate der ersten Studie liegen vor und sind erfolgversprechend: Im Durchschnitt hat sich der Druck in der Arterie verdoppelt.

Sollten sich die Resultate in weiteren Studien bestätigen, hätten die Berner Forscher um Christian Seiler eine alte Methode neu entdeckt, die einem Viertel der Herzpatienten helfen könnte, die Herzprobleme auch ohne Bypass-Operation in den Griff zu bekommen.

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