Unter Angina-pectoris-Beschwerden leiden fünf bis zehn Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung. Männer ab 40 Jahren und Frauen nach der Menopause sind am häufigsten betroffen – Männer dreimal häufiger als Frauen.
Die zugrunde liegende Erkrankung der Herzkranzgefässe kann unbehandelt zum Herzinfarkt führen. Über den Erfolg einer Behandlung entscheiden auch Ernährungsgewohnheiten, Rauchstopp und körperliche Aktivität.
Typische Symptome einer Angina pectoris sind: Rasche Ermüdung bei körperlicher Anstrengung und verschiedene Missempfindungen; vor allem ein Schmerz, Druck, Brennen oder Klemmen hinter dem Brustbein. Schmerzen können auch in Kinn, Hals, Rücken, Arme oder Oberbauch ausstrahlen. Etwa ein Viertel der Betroffenen hat allerdings keine Beschwerden – die zugrunde liegende Mangeldurchblutung des Herzmuskels bleibt «stumm». Deshalb kann es ohne jedes Vorzeichen zu einem Herzinfarkt kommen.
Eine Angina pectoris muss nicht zwingend zum Herzinfarkt führen. Angina-pectoris-Betroffene haben aber meist ein deutlich erhöhtes Infarktrisiko.
Allgemein ist jede Veränderung bereits bekannter Beschwerden ein Alarmsignal für einen möglichen Herzinfarkt. Treten Angina-pectoris-Beschwerden im Ruhezustand auf (zum Beispiel nachts im Bett) und dauert ein Anfall länger als 15 Minuten, so bedeutet das höchsten Herzinfarkt-Alarm!
Grunderkrankung: Koronare Herzkrankheit
Blutgefässe, die das Herz wie ein Kranz umschliessen, versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff. Mit den Jahren können sich diese Herzkranzgefässe verengen, meist durch Ablagerungen in den Gefässwänden. Damit ist die koronare Herzkrankheit entstanden. Durch stark verengte Gefässe fliesst nicht mehr genug Blut, und der Herzmuskel bekommt zu wenig Sauerstoff, vor allem bei körperlicher Belastung, aber auch unter Stress, nach schweren Mahlzeiten oder bei Kälte. Die Beschwerden halten an, bis der Herzmuskel wieder genügend Sauerstoff getankt hat.
Neben Angina pectoris-Beschwerden, unter denen jeder zweite Patient mit koronarer Herzkrankheit leidet, können verengte Herzkranzgefässe auch einen Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) verursachen.
Eine Sonderform von Angina pectoris ist die Prinzmetal-Angina. Hier bewirken nicht Ablagerungen, sondern Krämpfe in der Gefässmuskulatur eine vorübergehende, starke Verengung der Herzkranzgefässe.
Medikamentöse Behandlung
- Nitrathaltige und nitratähnliche Medikamente (Nitroglycerin) weiten die Koronararterien und verbessern die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels.
- Betablocker senken den Sauerstoffverbrauch des Herzens.
- Kalzium-Antagonisten verringern den Sauerstoffbedarf und verbessern die Blutversorgung.
- Lipidsenker senken den Blutfettspiegel, sie werden eingesetzt, wenn trotz Ernährungsumstellung ein zu hoher Blutfettspiegel nicht sinkt.
Wichtig können auch blutdrucksenkende Mittel sein. Azetylsalizylsäure hemmt zudem die Bildung von Thrombosen.
Operative Behandlung
Bei Gefässverengungen wird angestrebt, die Gefässe wieder zu erweitern, bevor es zum Herzinfarkt kommt. Bei der Ballondilatation wird das verengte Gefäss während einer Angiografie durch einen Ballonkatheter aufgedehnt. Nach der Dehnung kann ein Stent die Schwachstelle stützen.
Bypass-Operation: Anbringen einer «Umleitung» durch ein körpereigenes Venen- oder Arterientransplantat. Gründe für eine Bypass-Operation: Diabetes oder Verengungen in allen drei Hauptgefässen.
Lebensstil ändern und regelmässig bewegen
Operative Verfahren beheben zwar Gefässverengungen, nicht aber die tiefer liegenden Ursachen der Angina pectoris. Durch Studien belegte Risikofaktoren sind Rauchen, Zuckerkrankheit, hoher Blutdruck, schlechte Blutfette, Übergewicht, psychosozialer Stress, Bewegungsmangel, einseitige Ernährung und familiäre Veranlagung.
Zur Vorbeugung einer Angina pectoris sollten vorhandene Risikofaktoren mit einer Lebensstiländerung aktiv angegangen werden. Wichtig ist auch regelmässige Bewegung: Einige positive Effekte wie Gefässerweiterung und Blutverdünnung stellen sich schon nach einem zwanzigminütigen Training ein.
Angina-pectoris-Patienten sollten ihre Leistungsfähigkeit allerdings behutsam und möglichst unter professioneller Kontrolle aufbauen und sich nicht überfordern.