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Impfprämie Mit einer Geldspritze die Impfbereitschaft boosten?

Finanzielle Anreize für Impfungen gegen Covid-19 sind umstritten – sie führten zu unsolidarischem Verhalten, heisst es. Diese Befürchtung wird nun von einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift «Nature» erschienen ist, entkräftet.

Gesundes Verhalten mit Geld zu fördern, ist international weit verbreitet. Man möchte die Leute so etwa zum Blutspenden bewegen, sie dazu bringen, ihre Medikamente regelmässig einzunehmen oder mit dem Rauchen aufzuhören.

Grosse Skepsis gegen finanzielle Anreize

Doch genauso etabliert wie die Belohnungs-Praxis ist die Skepsis ihr gegenüber. «In den Sozialwissenschaften oder in der Medizinethik warnen unzählige Schriften davor, finanzielle Anreize zu nutzen, um Verhalten zu verändern», sagt der Gesundheitsökonom Armando Meier, der an den Universitäten Lausanne und Basel forscht.

Besonders deutlich sind diese Warnungen, wenn es um das Thema Impfen geht. Bei der Erstimpfung von Covid-19 wurden gemäss Armando Meier Befürchtungen laut, dass die Leute eigennützig würden, wenn man ihnen Geld anbietet. «Es wurde behauptet, kritische Personen würden sich nur des Geldes wegen impfen lassen und sich keine zweite oder dritte Dosis verabreichen lassen, wenn es dafür keine Prämie mehr gebe.» Auch die Schweiz verzichtete bei der Covid-Impfung auf eine Geldprämie, wegen Bedenken um negative Folgen. Begründet?

Keine Impfprämien in der Schweiz

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In der Schweiz hatten Impfprämien bei Covid-19 bislang keine Chance. Die Absicht des Bundesrats, eine Prämie für Impf-Vermittlungen auszuzahlen, war auf viel Kritik gestossen. Im September 2021 hatte der Bundesrat den Vorschlag in die Vernehmlassung gegeben, wonach jede Person, die eine ungeimpfte Person zum Piks überredet, mit 50 Franken belohnt würde.

Die Idee fiel bei den Kantonen durch, monetäre Anreize seien der falsche Weg, meinte eine grosse Mehrheit. Befürchtet wurde etwa, dass sich so kritische Personen künftig nur noch gegen Bezahlung solidarisch zeigen würden.

Die Schweizer Gesundheitsbehörden versuchen mit primär altruistischen Argumenten, die Bevölkerung von der Impfung gegen Covid-19 zu überzeugen: Wer sich selbst schützt, schützt auch andere vor dem tödlichen Virus.

Armando Meier und sein Forschungskollege Florian Schneider von der Universität Zürich untersuchten, wie es um die Auswirkungen von finanziellen Anreizen tatsächlich bestellt ist. Bereits 2021 beschrieben sie mit einem Team aus Skandinavien im Fachmagazin «Science», dass Geldprämien die Impfbereitschaft tatsächlich erhöhen: In ihrer Studie in Schweden mit über 5000 Teilnehmenden stieg die Impfbereitschaft durch eine moderate Prämie von 20 Franken um vier Prozentpunkte – von 72 auf 76 Prozent.

Man könnte finanzielle Anreize durchaus nutzen, um Impfungen zu fördern.
Autor: Armando Meier Gesundheitsökonom

In der aktuellen «Nature»-Studie schauten sich die Forscher nun an, wie sich die Belohnung langfristig auswirkt. Sie befragten die damaligen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zu ihrer Haltung zur Zweitimpfung und zum Booster. Diese Umfragewerte verknüpften sie mit den effektiven Impfdaten. Bei der Auswertung stellten die Forschenden keine negativen Effekte fest. Die Studienteilnehmenden liessen sich also ein zweites und ein drittes Mal impfen, obwohl sie dafür kein Geld bekamen.

Ein ähnliches Muster fanden die Forscher in den USA, wo die Erstimpfung gegen Covid-19 mancherorts mit 100 Dollar belohnt wurde. In einem Experiment klärten die Forscher 3000 Personen über die Hintergründe solcher Anreizsysteme auf. Dies hatte jedoch keinen negativen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, sich auch mit einer zweiten oder dritten Dosis impfen zu lassen.

«Die Gefahr von grossen negativen Auswirkungen finanzieller Anreize, um die Impfbereitschaft in Notsituationen schnell zu erhöhen, ist sehr gering», bilanziert Armando Meier. «Von daher könnte man finanzielle Anreize durchaus nutzen, um Impfungen zu fördern.»

In der Schweiz ist es verpönt, prosoziales Verhalten im Gesundheitswesen zu belohnen. Armando Meier jedoch ist überzeugt, dass sich die Studienresultate auf die Schweiz übertragen liessen. 50 bis 100 Franken Prämie für eine Erstimpfung wären aus seiner Sicht durchaus sinnvoll.

Kultur Aktualität, 11.01.2023, 17:10 Uhr

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