Basel, Zürich, Bern und Genf schreiten voran in Sachen Legalisierung von Cannabis: In Pilotprojekten soll Cannabis verschiedenen Konsumentengruppen legal zugänglich gemacht werden. Während Basel und Bern in die Versuche nur Erwachsene einbeziehen, wollen Genf und Zürich auch Jugendliche mit Stoff versorgen.
Das Genfer Projekt hat unter anderem zum Ziel, die harte von der weichen Drogenszene zu trennen. Dies ist in Zürich längst geschehen: Wer sich mit Marihuana eindecken will, kann das einfach tun, ohne mit Dealern von harten Drogen in Kontakt zu kommen. Trotzdem will auch Zürich Jugendliche mit dem Projekt erreichen.
«Problemkiffer» im Fokus
«Mit der heutigen Prävention kommen wir nicht an die jugendlichen Kiffer heran», sagt der Projektverantwortliche Morten Keller, Direktor der städtischen Gesundheitsdienste. Er will Jugendliche ab 16 Jahren einbinden, allerdings nur eine sehr eingeschränkte Zahl von «Problemkiffern». Also Jugendliche, die wegen starken Konsums in Konflikt mit dem Gesetz gekommen sind oder auffällige psychische Probleme entwickelt haben.
Von der Abgabe von eigenproduziertem Cannabis mit standardisiertem THC-Gehalt erhofft sich Keller eine bessere Kontrolle und einen vereinfachten Ansatz zu einer wirkungsvollen Prävention.
Cannabis stört die Gehirnentwicklung
Für das ausgewachsene menschliche Gehirn ist Cannabis kein Problem. Im Gegensatz zum Alkohol tötet es keine Hirnzellen ab. Vorübergehende Veränderungen kann das Gehirn problemlos wieder ausgleichen.
Nicht so jedoch bei Jugendlichen: In der Pubertät ab ca. zwölf Jahren bis etwa MItte zwanzig entwickelt sich das Gehirn erst voll aus. Bis dahin ist es besonders empfindlich. Wird das Gehirn in dieser Zeit regelmässig mit Cannabis vernebelt, kann das zu einer gestörten Entwicklung mit lebenslang spürbaren Folgen führen. Kann, muss aber nicht. Denn bei längst nicht allen Starkkiffern macht sich der Konsum später bemerkbar.
Gemäss Boris Quednow, Pharmapsychologe und Drogenexperte an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK), besteht das grösste Risiko darin, später eine Sucht zu entwickeln. Nicht nur für Cannabis, sondern auch für Alkohol oder andere Drogen. Auch von kognitiven und sozialen Schwächen berichten Studien.
Einen gelegentlichen Joint am Wochenende will auch Boris Quednow niemandem ausreden. «Ihr müsst nicht ein Leben lang auf Cannabis verzichten», sagt er jeweils in Schülervorträgen. «Aber je später ihr anfangt, desto besser. Die Substanz gibt's auch noch, wenn ihr älter seid – und wenn ihr dann immer noch täglich rauchen wollt, dann tut es lieber mit 20 als schon mit 14.»