Ein Rauchstopp ist eine heikle Sache. Auf der einen Seite steht der Wunsch, endlich von den Zigaretten loszukommen. Auf der anderen Seite steht die körperliche als auch psychische Abhängigkeit, die die positiven Vorsätze allzu oft wieder zunichtemacht.
Die psychischen Entzugserscheinungen - Ungeduld, schlechte Laune oder Reizbarkeit beispielsweise – halten meist ein paar Wochen, selten wenige Monate an. Verantwortlich dafür ist das Belohnungszentrum im Gehirn, dem ohne den Suchtstoff Nikotin die gewohnte Stimulation fehlt.
Häufig kommen je nach Grad der Abhängigkeit noch die körperlichen Entzugssymptome hinzu – das können Stimmungsschwankungen, depressive Symptome, Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Kreislaufbeschwerden sein.
Meist ist das Leiden jedoch nur von kurzer Dauer – nach fünf bis 30 Tagen hat der Körper den Nikotinentzug geschafft. Dennoch: Die Entzugserscheinungen sowie die eingeprägten Rauchrituale sind verantwortlich dafür, dass viele Entwöhnungs-Versuche scheitern. Deshalb brauchen die meisten Raucher Unterstützung bei ihrem Rauchstopp. An Angeboten mangelt es nicht.
Nikotinersatzprodukte
Am bekanntesten sind Nikotinersatzprodukte (NET). Insbesondere starken Rauchern können entsprechende Kaugummis, Pflaster, Lutschtabletten oder Nikotin-Inhaler (Inhalationsapparate) helfen.
Eine Analyse von 100 Studien zu diesen Produkten zeigte, dass mit ihnen die Tabakabstinenz 70 Prozent höher war als mit Placebos. Denn ein NET kann Entzugserscheinungen vorübergehend mildern und so den Weg in ein rauchfreies Leben ebnen.
In einem zweiten Schritt wird dann die NET-Dosis schrittweise vermindert und schliesslich gestoppt. Studien zeigen, dass ein Entzug mit NET, kombiniert mit fachlicher Beratung, den grössten Erfolg verspricht.
Rauchstopp-Medikamente
Gegen die Nikotinsucht können auch Medikamente mit den Wirkstoffen Bupropion (Zyban) und Vareniclin (Champix) helfen. Ein solcher Nikotinentzug geschieht unter ärztlicher Aufsicht, um bei möglichen Nebenwirkungen sofort reagieren zu können. Das ist wichtig, denn die Wirkstoffe beeinflussen die Botenstoffe im Gehirn.
Ursprünglich wurde Bupropion zur Behandlung von Depressionen entwickelt. Es stellte sich jedoch heraus, dass es auch die Lust auf Zigaretten verringerte. Zudem nahmen die Patienten beim Rauchstopp mithilfe des Wirkstoffs weniger zu. Reichen diese Effekte nicht aus, kann Bupropion mit Nikotinersatzprodukten kombiniert werden. Nebenwirkungsfrei ist das Medikament jedoch nicht: Mundtrockenheit, intensive (Alp-)Träume und Schlafstörungen können während der Einnahme – empfohlen sind drei Monate- auftreten.
Der Wirkstoff Vareniclin bindet sich im Hirn an dieselben Rezeptoren wie Nikotin und verringert so die Entzugserscheinungen. Zudem blockiert das Medikament die Wirkung des Nikotins – der begehrte Kick bleibt aus. In der Folge nimmt die Lust auf den Suchtstoff ab. Studien zeigen, dass sich die Erfolgschancen für eine dauerhafte Rauchabstinenz mit Vareniclin verdreifachen. Die empfohlene Behandlungsdauer beträgt drei Monate.
Rauchstopp-Beratungen
In der Schweiz bieten u. a. die Krebs- und die Lungenliga Rauchstopp-Kurse an. In der Gruppe sollen nützliche Tipps und die Unterstützung von Gleichgesinnten das Aufhören erleichtern. Auch der Gruppenzwang kann dem Erfolg zuträglich sein. In den Kursen analysieren die Raucher ihr Rauchverhalten, erkennen Automatismen, planen Ersatzhandlungen und versuchen mithilfe dieser Einsicht ihr Suchtverhalten zu verändern.
Bei einem Rückfall hilft die Gruppe, möglichst schnell den Wiederausstieg zu finden. Raucherberatungen bieten auch spezialisierte Fachleute, Ärzte oder Rauchersprechstunden an Spitälern an. Sie versuchen, idealerweise in mehreren Sitzungen, mit kognitiven Verhaltenstherapien, motivierender Gesprächsführung und entzugsorientierter Therapie bei den Patienten die Lust auf Tabak zu bekämpfen. Die Beratung erfolgt über den Rauchstopp hinweg und soll Rückfälle verhindern. In der Schweiz bietet die Rauchstopplinie (Tel. 0848 000 181, zum Ortstarif, auch in einigen Fremdsprachen) ebenfalls Beratungen an.
Auf dem Markt gibt es auch verschiedene Rauchstoppbücher. Die Bücher helfen den Rauchstoppwilligen, sich mit den Nachteilen ihrer Sucht und den Vorteilen eines rauchfreien Lebens auseinanderzusetzen.
Alternative Therapieangebote
Von Mentaltraining über Akupunktur bis hin zu Hypnosetherapie reichen die alternativen Therapieangebote. Leider sind sie wissenschaftlich nur ungenügend untersucht, um über ihre Wirksamkeit verlässlich Auskunft geben zu können. Experten betonen, dass diese Therapieformen im Einzelfall durchaus Erfolg haben können . Allerdings tummeln sich auf diesem Markt auch unseriöse Anbieter, die mit verlockenden Erfolgsaussichten für teilweise dubiose Therapieformen werben.
Es gibt jedoch nicht die eine Methode mit hundertprozentiger Erfolgsquote. Die meisten Ex-Raucher benötigten fünf bis sechs ernsthafte Aufhörversuche, um langfristig rauchfrei zu bleiben. Wer jedoch professionelle Beratung beansprucht und diese mit wissenschaftlich belegten Methoden wie Nikotinersatzprodukten oder Rauchstoppmedikamenten kombiniert, hat laut Studien die grössten Erfolgschancen.