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Das Lipödem kennt man landläufig als Reiterhosen oder Säulenbeine . Diese entstehen, wenn sich Fettzellen krankhaft vermehren und vergrössern – und zwar im Eiltempo: Innerhalb weniger Wochen bis Monate nimmt das Volumen der Beine spür- und sichtbar zu, ohne dass dies sich auf eine falsche Ernährung zurückführen liesse.
Meist tritt die Krankheit zuerst an den Beinen auf und kann sich später auch auf die Arme ausdehnen. Betroffen sind fast ausschliesslich Frauen. Die Veränderung beginnt oft in der Pubertät, nach der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Darum geht man davon aus, dass ein Lipödem hormonell bedingt ist. Zudem scheint es vererbbar zu sein.
Unterschied zu normalem Übergewicht
Typisch ist das Bild der oben schlanken Frau, die unten disproportional dicke Beine hat. Das Fett lagert sich symmetrisch rund ums ganze Bein ab, daher der Ausdruck Säulenbein. Meist endet das Lipödem unter den Waden; die Füsse bleiben schlank.
Charakteristisch ist eine starke Anfälligkeit für blaue Flecken. Auch starke Druckempfindlichkeit und Spannungsschmerzen unterscheiden ein Lipödem von normalem Übergewicht.
Ebenfalls typisch: Die Fettpolster an Beinen und später auch Armen lassen sich weder weghungern noch wegtrainieren. Bei Gewichtszunahme aber nimmt das Lipödem-Fettgewebe überproportional zu.
Oft unerkannt
Obwohl es schon vorchristliche Darstellungen von Frauen mit Lipödem gibt, wird die Krankheit erstmals 1940 wissenschaftlich beschrieben. Nicht immer aber ist die Unterscheidung von anderen Ursachen dicker Beine sowie normalem Übergewicht einfach. So wird das Lipödem immer noch oft auch von Ärzten nicht als solches erkannt.
Bis zur Hälfte der Lipödem-Betroffenen entwickeln mit der Zeit auch ein Übergewicht, das seinerseits das Lipödem verschlechtert.
Nicht bösartig, aber auch nicht heilbar
Behandlungsmöglichkeiten gibt es nur wenige. In einem ersten Schritt empfehlen die Experten Kompressionsstrümpfe oder -strumpfhosen. Diese verbessern den Abtransport der überschüssigen Flüssigkeit im Gewebe. Dasselbe Ziel hat die Lymphdrainage. Zusätzlich gilt es, ein normales Gewicht zu halten. Diese konservativen Behandlungen können die Symptome lindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.
Wenn die Beinbeschwerden trotz allem weiter bestehen, bleibt noch das chirurgische Fettabsaugen (Liposuktion). Wichtig ist die Wahl eines seriösen, erfahrenen Chirurgen, da ein unsorgfältiger Eingriff die Situation verschlimmern kann – zum Beispiel durch Verletzungen der Lymphgefässe.
Eine Heilung ist aber damit nicht möglich. Die Frauen müssen auch nach der Operation weiterhin zumindest zeitweise Kompressionsstrümpfe/- strumpfhosen tragen und den empfohlenen Lebensstil weiter konsequent führen.
Zudem zahlen die Krankenkassen eine Liposuktion bis anhin nur selten.