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Mikrobiom von Neugeborenen Darum ist Stillen nach einem Kaiserschnitt besonders wichtig

Neugeborene bekommen die wichtigen Mikroorganismen häufiger über die Muttermilch, wenn sie per Sectio zur Welt gekommen sind.

Sie sind mikroskopisch klein, aber ohne sie geht es nicht: Millionen von Mikroben wie Bakterien oder Viren bevölkern unsere Körper und sind für die Gesundheit entscheidend.

Die meisten Säuglinge bekommen ihre ersten wertvollen Mikroben schon während oder kurz nach der Geburt von ihrer Mutter mit. Aus unterschiedlichen Quellen wie Hautkontakt, Vaginalsekret oder Muttermilch.

Auf dem Bild ist eine stillende Mutter zu sehen.
Legende: Stillen wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Darmflora aus und reduziert das Asthma-Risiko der Neugeborenen. Keystone / Monika Skolimowska

Die Übertragung der Mikroorganismen haben Forschende aus dem holländischen Utrecht jetzt im Detail untersucht.

Schmusen und Stillen besonders wichtig

Ihre Haupterkenntnis: Für Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen, ist die Muttermilch eine umso wichtigere Quelle, weil ihnen der Kontakt mit Vaginal- und Darmsekreten der Mutter unter der Geburt fehlt. Auch häufiger Hautkontakt ist für sie vorteilhaft.

«Die Studie liefert eine positive Nachricht […]: viel Kuscheln, viel Stillen. Damit kann das fehlende erste Mikrobiom des Geburtskanals kompensiert werden», erklärt Christoph Härtel vom Universitätsklinikum Würzburg.

Wird «vaginal seeding» damit überflüssig?

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Aufgrund bisheriger Studien ging man davon aus, dass per Kaiserschnitt zur Welt gebrachte Kinder ein Defizit an mütterlichen Mikroben aufweisen, das aktiv ausgeglichen werden sollte.

Dafür wurde die Methode des «vaginal seedings» in den vergangenen Jahren untersucht und diskutiert: Dabei wird dem Baby nach der Geburt mit einem Tuch über Mund und Nase gestrichen, das zuvor mit Vaginalsekret versehen wurde. So soll das Kind nachträglich die nötigen Mikroorganismen erhalten.

Ist diese Methode mit den neuen Studienergebnissen obsolet geworden?

«So erscheint es mir», sagt Bernhard Resch von der klinischen Abteilung für Neonatologie der Medizinischen Universität Graz. Zwar ginge es wohl länger, bis die gleichen Mikrobenmengen beim Kind erreicht würden als nach dem «vaginal seeding». Eine so hohe Keimdichte sei aber wahrscheinlich gar nicht notwendig, da es in den ersten zwei Wochen nach der Geburt ohnehin zu raschen Veränderungen in Richtung ausgewogenem kindlichem Mikrobiom komme.

Und Christoph Härtel vom Universitätsklinikum Würzburg erläutert:

«Das «vaginal seeding» hat […] positive Effekte auf die Etablierung des Mikrobioms gezeigt, aber es birgt auch eventuelle Risiken […], weshalb diese Methode von den Fachgesellschaften bisher auch noch nicht empfohlen wird. Nun kommen erste wissenschaftliche Hinweise, dass Stillen und Kuscheln einen ähnlichen Effekt auf das Mikrobiom haben können […].»

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