GLA:D steht für «Good Life with Arthritis in Denmark» – gutes Leben trotz Arthrose in Dänemark. Es ist ein von nordeuropäischen Wissenschaftlern entwickeltes Physiotherapie-Programm, das mit wenigen einfachen Übungen für alle Arthrose-Patienten auskommt.
Die Übungen werden in 12 Lektionen vermittelt. Das Ziel: Schmerzen reduzieren, Bewegung der Gelenke verbessern und damit Operationen verhindern.
Patienten-Ausbildung und Übungen
Der 78-jährige gebürtige Deutsche Günther Knobloch ist zweimal in der Woche unterwegs in die Physiotherapie, um etwas gegen seine Arthrose zu tun. Sein Ziel: eine Operation verhindern. «Ich bin ein Kandidat dafür. Aber einige Ärzte haben mir davon abgeraten, weil oft die Schmerzen nicht verschwinden.»
Prothesen-Boom in der Schweiz
Betroffene wie Knobloch erhalten Theorie-Stunden, Instruktionen zum Schmerz-Management und spezifisches Training. Ein Training, das laut Physiotherapeutin Sarah Kroman auf Qualität und kontrollierter Bewegungsausführung statt Quantität basiert.
Gruppentraining zur Motivation
Geübt wird in der Gruppe, die Sarah Kroman überwacht und korrigiert: «Das Gruppentraining motiviert die Teilnehmer. Sie haben das Gefühl: ‹Wir machen das zusammen!› Wir haben dieselbe Diagnose, dieselben Schmerzen.»
Das helfe die Frustration auszuhalten, wenn der Schmerz trotz Training mehrere Wochen lang nicht verschwinden will.
Verschiedene Schwierigkeitsstufen
Die Programme sind unterteilt in Knie- oder Hüftübungen und enthalten verschiedene Schwierigkeits-Stufen. Die Patienten sollen das Training ihren Symptomen anpassen können. Die Übungen sind so konzipiert, dass sie zu Hause einfach nachgemacht werden können.
Jetzt soll das Programm auch in die Schweiz kommen. Massgeblich daran beteiligt ist Omega Huber, Leiterin Weiterbildung Physiotherapie an der ZHAW , der Ausbildungsstätte für Physiotherapeuten.
Weitere Informationen
Für GLA:D gebe es hierzulande Bedarf, meint sie: «Viele Patienten mit Arthrose-Diagnose werden einfach ihrem Schicksal überlassen. Es findet kein systematisches Management statt, wie etwa bei Bluthochdruck.» Ab Juni 2019 erhalten nun auch Patienten in der Schweiz Instruktionen zum Selbstmanagement. GLA:D gibt es auch in Kanada, Australien und China.
Markante Schmerzreduktion
Professorin Ewa Roos von der Syddansk Universitet hat das Programm wissenschaftlich ausgewertet: «Wir sehen, dass damit eine Schmerzreduktion von 25 Prozent erreicht wird. Die Teilnehmer können nachher zehn Prozent schneller gehen, und etwa ein Drittel ist nicht mehr auf Schmerzmittel wie etwa Paracetamol oder gar Opiate angewiesen.»
Ein Hauptproblem bei der konservativen Therapie: dass die Patienten dranbleiben. «Etwa ein Drittel macht weiter Training mit Hilfe von Physiotherapeuten, ein Drittel bewegt sich auch nachher noch, ein Drittel hört auf», so die Erfahrung von Ewa Roos.