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Pflegende besser vor Aggressionen schützen

Wer im Spital oder Altersheim arbeitet, braucht manchmal eine dicke Haut. Denn Übergriffe und Tätlichkeiten gegenüber den Mitarbeitenden gehören zum Alltag. Entsprechende Massnahmen sollen Mitarbeiter schützen.

Ein bedrohlicher Blick, ein schmerzhaft kräftiger Händedruck, ein gereizter Ton, ein Wutausbruch, verbale Ausfälligkeiten oder gar Tätlichkeiten wie beissen, kratzen, spucken oder treten – Pflegemitarbeitende sind in ihrem Arbeitsalltag immer wieder damit konfrontiert.

Dies gilt nicht nur für den Notfall, in der Psychiatrie oder in der Geriatrie. Es betrifft alle Abteilungen. Auch im Akutspital sind ausfällige und gewalttätige Patienten, Angehörige oder Besucher keine Seltenheit.

Betroffene schweigen

Gewalttätiger Alltag

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Laut einer Studie der Fachhochschule St. Gallen sind Aggression und Gewalt gegenüber dem Pflegepersonal in Schweizer Alters- und Pflegeheimen an der Tagesordnung. 81 Prozent der Befragten wurden schon einmal körperlich angegangen, 76 Prozent mussten verbale Attacken aller Art einstecken.

Die Gründe für Gewalt und Aggressionen in Spitälern und Altersheimen sind vielfältig. Und Zwischenfälle kommen öfters vor, als man denkt. Betroffene sprechen selbst nur ungern über erlebte Gemeinheiten, Aggressionen oder Gewalttätigkeiten. Trotzdem hinterlassen negative Erlebnisse persönliche Verletzungen. Es braucht Zeit und Unterstützung, um solche Übergriffe zu verarbeiten und das seelische Gleichgewicht wiederzufinden.

Fachleute fordern schon länger Massnahmen gegen Gewalt an Spital-Mitarbeitenden. Einige Altersheime haben bereits spezielle Programme integriert. Denn solche Grenzüberschreitungen können auch die Qualität der Pflege beeinflussen und zu teuren Berufsabgängen führen.

Deeskalation in Aarau

Im Kantonsspital Aarau kümmert sich eine Deeskalationsexpertin um die Betreuung und Ausbildung des Pflegepersonals im Umgang mit aggressiven Patientinnen und Patienten. «Häufig rührt die vorwiegend verbale Aggression von Hilflosigkeit und Angst her», erklärt Yvonne Falkner, die schon seit 20 Jahren im KSA arbeitet. erst war sie als Pflegefachfrau tätig, später als Stationsleiterin und nun in der Weiterbildung.

«Die Angst vor der Diagnose und einer ungewissen Zukunft führt bei den Patienten zu einer Überforderung, die sich in Beschimpfungen entladen kann», weiss sie aus eigener Erfahrung. «Mit gleicher Münze zurückgeben kommt aber nicht in Frage.» Vielmehr gehe es darum, eine Beziehung mit dem gestressten Menschen aufzubauen und ihm klar zu machen, dass man ihm helfen will.

Die Pflegenden im KSA lassen sich bei Yvonne Falkner beraten. Gemeinsam werden schwierige Situationen besprochen, damit man beim nächsten Mal besser gerüstet ist, wenn wieder ein Patient ausser sich ist vor Wut – respektive Angst.

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