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«Puls in Lourdes» (3/3) 67 grosse und viele kleine Wunder

Schwerkrank, aber voller Hoffnung pilgern jährlich Zehntausende nach Lourdes. Für 7000 von ihnen wurde seit den 150 Jahren des Bestehens des Wallfahrtsorts der Traum von Gesundheit wahr. Offiziell anerkannt sind bislang 67 solcher Wunderheilungen.

Der Wallfahrtsort in Südwestfrankreich nahe der spanischen Grenze ist auf seine Besucher bestens vorbereitet. Ein Pilgerkrankenhaus kümmert sich um seine gebrechlichsten Gäste, Helfer, diverse Vehikel, Fahrstuhlrampen: Alles stellt sicher, dass es auch den Kranken gut geht bei ihrem Besuch in Lourdes. Darauf, dass sie nach ihrem Besuch nicht mehr auf so viel Hilfe angewiesen sind, hoffen insgeheim wohl die meisten. Wunder, die gibt es ja schliesslich immer wieder.

Alles begann mit einem einfachen Hirtenmädchen. Bernadette Soubirous, 14 Jahre, war 1858 an einer Grotte mehrmals hintereinander die Mutter Gottes erschienen. Schliesslich legte sie auf deren Weisung hin die Quelle frei, die bis heute die Pilger mit dem heiligen Wasser versorgt. Wie es zu den 67 anerkannten wundersamen Heilungen jedoch kommt, ist unerklärlich. Am Wasser der Quelle allein kann es wohl nicht liegen. Es hat «Trinkwasserqualität», nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Was auch immer die Kranken von Multipler Sklerose, Tuberkulose, Infektionskrankheiten und Knochenkrebs befreit hat: Offenbar sind Frauen dafür empfänglicher, denn 80 Prozent der Genesenen sind weiblich. Eine Altersgrenze gibt es nicht: Die jüngsten Geheilten waren zwei und drei Jahre alt, der Älteste 64. Das Wunder erlebten vor allem Franzosen (55 der Fälle), aber auch Italiener (6), Belgier (3) sowie jeweils ein Schweizer, eine Deutsche und eine Österreicherin.

Wissenschaft und Wunder

Bis eine Wunderheilung als solche anerkannt wird, braucht es seine Zeit. 7000 solcher Wunder wurden bereits im medizinischen Büro vor Ort vorgetragen. Ein Arzt dort entscheidet, ob er dem Erzählten Glauben schenken kann. Tut er das, beruft ein medizinisches Gremium aus in Lourdes anwesenden Ärzten ein. Befindet das Gremium das Wunder ebenfalls aus glaubwürdig, wird der entstandene Bericht an das Internationale Medizinische Komitee in Lourdes weitergeleitet, das aus ca. 20 Medizinern unterschiedlichster Fachrichtungen besteht. Der Fall wird nochmal genau geprüft, weitere Spezialisten werden hinzugezogen. Die Zweidrittel-Mehrheit entscheidet, ob es sich aus medizinischer Sicht um eine Heilung handelt, die aus dem bisherigen und dem zu erwartenden Krankheitsverlauf heraus nicht zu erklären ist. Die letztliche Entscheidung fällt jedoch der Bischof der Diözese, zu der der oder die Geheilte gehört.

Dieser Prozess kann sich über Jahrzehnte hinziehen. Zuletzt war 2005 die Heilung einer damals 40-jährigen Italienerin von ihrer schweren Herzkrankheit als Wunder anerkannt worden – nach über 50 Jahren.

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