«Ein grosses Equipment, um ein Riechtraining zu starten, braucht es nicht», sagt Regula Rudolf von Rohr. Sie hat eine besondere Aufgabe in den universitären psychiatrischen Kliniken Basel.
Als Fachfrau Aromapflege und psychiatrische Aromatherapie verantwortet sie wöchentliche Gruppenangebote in Aromatherapie. «Es braucht eigentlich nicht mehr als den Gewürzschrank in der Küche», sagt die Therapeutin. «Im Sommer kann man das Riechtraining mit Blumen und Blüten machen.»
Wer lieber mit ätherischen Ölen arbeitet, kann sich an das Riechtraining von Thomas Hummel, Professor für Hals-, Nasen- und Ohrenkunde an der Technischen Universität Dresden halten. Dieses sieht ein Geruchstraining mit vier verschiedenen Düften vor: Gewürznelke, Zitrone, Eukalyptus und Rose. Es wird dabei nicht blind geübt, am Duft wird ganz bewusst geschnüffelt.
Bei einem Riechtraining ist es wichtig, dass man konsequent übt. Und dass man Düfte nimmt, bei denen man ein Wohlbefinden spürt.
«Bei einem Riechtraining ist es wichtig, dass man konsequent übt», sagt Rudolf von Rohr. Nicht umsonst handelt es sich hier um ein Training, und das braucht etwas Geduld. Zweimal pro Tag, am besten am Morgen und am Abend, schnüffelt man an den Gewürzen oder ätherischen Ölen. Und dies während zehn bis 30 Sekunden.
«Am besten beginnt man mit zehn Sekunden», sagt die Fachfrau. Nach zwölf Wochen empfiehlt sie, die Düfte auszuwechseln. Das tägliche Training kann durchaus zum Erfolg führen und man riecht wieder besser. Das Riechtraining nach Hummel von der Technischen Universität Dresden dauert bis zu einem Jahr. «Wichtig ist, dass man Düfte nimmt, bei denen man ein Wohlbefinden spürt», so die Aromatherapeutin.
Damit man Fortschritte schwarz auf weiss hat, empfiehlt Rudolf von Rohr ein Geruchsprotokoll. «Natürlich führt man am besten täglich Buch, aber auch einmal wöchentlich reicht.»
Rudolf von Rohr empfiehlt, ätherische Öle immer nur in Kleinstmengen zu kaufen. «Ätherische Öle sind flüchtig. Am besten füllt man die im Fachhandel erhältlichen Fünf- bis Zehn-Milliliter-Fläschchen zusätzlich in noch kleinere Fläschchen um.»
Riechtraining gegen Demenz?
Riechstörungen sind im Alter häufig und ein wichtiges Frühsymptom für neurodegenerative Erkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer-Demenz oder Parkinson. Eine Studie der Universität Seoul gibt Anlass zur Hoffnung. Innerhalb von zwei Wochen verbesserte sich die Gedächtnisleistung mittelschwer an Parkinson Erkrankter signifikant. Demenzbetroffene zeigten zudem weniger depressive Symptome.
Die Resultate könnten ein Indiz sein, dass ein Riechtraining auch präventiv gegen Demenz wirkt. Denn der Geruchssinn ist der einzige Sinn, dem wir uns nicht entziehen können, weil er ohne Umwege direkt im Hirn wirkt, genauer im limbischen System.
Für alle Gesunden gilt: Wenn der Geruchssinn nachlässt oder plötzlich verschwindet – ob jung oder alt –, tut gut daran abzuklären, ob organische, infektiöse oder neurologische Ursachen für die Riechstörung verantwortlich sind.