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So schnell wie noch nie Ebola-Ausbruch in Uganda: Impfstoffe werden rasch entwickelt

Gegen die Sudan-Variante des Ebolavirus gibt es noch keine zugelassene Impfung, doch die Forschung handelt schnell.

Noch nie zuvor war die Wissenschaft bei einem Ebola-Ausbruch so schnell mit Impfstoffen zur Stelle wie beim jetzigen Ausbruch in Uganda. «Das kann man nur deswegen erklären, weil die Vorbereitungsarbeiten seit vielen Jahren im Gange sind», sagt Stephan Becker, Virologe an der Universität Marburg und Forschungskoordinator am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung.

Epidemie befeuerte Forschungsarbeiten

Die Vorbereitungsarbeiten gehen vor allem auf die grosse Ebola-Epidemie von 2014 bis 2016 in Westafrika zurück. Diese forderte über 11'000 Todesopfer. Damals grassierte eine andere Virus-Variante mit dem Namen Ebola-Zaïre. Die Epidemie befeuerte Forschungsarbeiten vor allem gegen dieses Virus, aber nicht nur: Auch andere Varianten des Ebolavirus nahmen die Forschenden unter die Lupe, auch die Ebola-Sudan-Variante.

Für den jetzigen Ausbruch heisst dies: «Die Impfstoffe sind alle bereits da», sagt Becker. «Sie sind teilweise in der Phase I getestet und produziert worden, und zwar in sochlen Mengen, dass man sie jetzt in der Phase III einsetzen kann.»

Ringimpfungen vorgesehen

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Bei Ebola wird nicht die ganze Bevölkerung, sondern grundsätzlich die Kontaktpersonen von Infizierten sowie das Gesundheitspersonal geimpft. Diese Strategie heisst Ringimpfung. Dabei wird zunächst ein neuer Ebola-Fall als solcher identifiziert. Von diesem aus werden alle Personen ermittelt und geimpft, die Kontakt zu diesem Fall haben – Familie, Nachbarn, Arbeitskollegen und so weiter. Dieser Ring wird um jene Personen erweitert, die mit den Kontaktpersonen in Berührung gekommen sind – das können weitere 50 bis 100 Personen sein. Auch sie werden immunisiert.

Drei solcher experimentellen Impfstoffe stehen jetzt in Uganda für klinische Tests bereit. Der Impfstoff-Kandidat des Sabin Vaccine Institute mit Sitz in Washington D.C., und derjenige der Universität Oxford haben einen ähnlichen Ansatz: Sie verwenden Adenoviren von Schimpansen als Vehikel, um Ebola-Bestandteile in den menschlichen Körper zu schleusen. Das Glykoprotein des Ebolavirus, das wie ein Baum auf dessen Oberfläche sitzt, soll dort eine Immunantwort auslösen.

Claudia Daubenberger ist Immunologin am schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut und forscht selber an neuen Impfstoffen, mit Schwerpunkt Malaria. Sie erklärt, Adenoviren seien in der Impfstoffentwicklung seit vielen Jahren als Transportvehikel, als sogenannte Plattform bewährt: «Diese Viren können sich nicht mehr vermehren, da man ihnen gewisse Proteine entnommen hat.» Man müsse also keine Angst haben, dass dieses Virus im menschlichen Körper ausser Kontrolle gerate.

Unterschiedlich rasche Immunantwort

Der dritte Impfstoff-Kandidat stammt vom US-Pharmariesen Merck. Das Unternehmen hatte 2016, gegen Ende der Epidemie in Westafrika, einen Impfstoff gegen Ebola-Zaïre auf den Markt gebracht. Auf gleicher Basis hatte Merck auch einen Impfstoff gegen Ebola-Sudan entwickelt.

Dieser benutzt nicht Adenoviren, aber ebenfalls ein Virus als Transportvehikel von Ebola-Bestandteilen: das vestikuläre Stomatitis Virus, kurz VSV. Ein krankmachender Erreger bei Nutztieren, für Menschen ungefährlich.

Dazu der Virologe Stephan Becker: «Der Unterschied zwischen diesem VSV und den Adenoviren ist, dass sich die VSV-Immunantwort sehr schnell bildet.» Und zwar dadurch, dass sich der Impfstoff im Körper vermehrt und das Immunsystem sehr rasch reagiert.

Genau dies habe sich bei diversen Ausbrüchen von Ebola-ZAÏRE vielfach bewährt. Sie hätten festgestellt, «dass sich dieser Impfstoff tatsächlich eignet für so eine Notfallsituation, wo man gerne mit einer einzigen Impfung einen Schutz erreichen möchte.»

Ob sich ein ähnlicher Schutz gegen Ebola-Sudan erreichen lässt – sei es mit dem Merck-Impfstoff oder den anderen zwei Impfstoff-Kandidaten – wird sich weisen. Eine andere Aufgabe wird es sein, die Menschen davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen. Auch dafür gibt es in Afrika inzwischen bewährte Wege.

Wissenschaftsmagazin, 29.10.2022, 12:40 Uhr

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