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Symptom-Checker – Verlockend, aber oft daneben

«Dr. Google» erfreut sich grosser Beliebtheit. Doch die automatisierten Ferndiagnosen aus dem Internet sind mit Vorsicht zu geniessen. Viel zu oft sind sie einfach falsch.

Bei Problemen mit der Gesundheit galt früher eine einfache Regel: «Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker». Das wird immer noch getan, aber immer häufiger wendet man sich der Einfachheit halber an «Dr. Google». Mit dem Suchdienst lassen sich nicht nur Fachausdrücke in der Diagnose des Hausarztes übersetzen, es lässt sich auch nach den möglichen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten eines aktuellen Leidens suchen.

Besonders im englischsprachigen Raum steht eine ansehnliche Zahl von Websites zur Auswahl, die dem Nutzer schnell und einfach Diagnosen anbieten. Einfach die zutreffenden Symptome auswählen – und voilà: Die möglichen Ursachen werden auf dem Silberteller präsentiert.

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Der Haken daran: Viel zu oft liegen die automatisierten Ferndiagnosen daneben. Forscher aus den USA sprechen von nicht weniger als zwei Drittel aller Fälle!

Ein Ergebnis, das sich mit dem Erleben von Hausarzt Christoph Stirnimann deckt, der für das «Musikwelle Magazin» die Probe aufs Exempel gemacht hat: «Ich habe die typischen Symptome einer Magen-Darm-Grippe eingegeben. Eine Magen-Darm-Grippe wurde vom Symptom-Checker aber nicht einmal in Betracht gezogen.» Stattdessen umfasste die Diagnose-Auswahl weit Dramatischeres wie eine Bauchfellentzündung, Scharlach oder Hepatitis!

Digitale Hypochonder

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Eine deutsche Studie hat ergeben, dass fünf Prozent der Internetnutzer zwischen 18 und 69 Jahren ein überdurchschnittliches Interesse an innovativen digitalen Gesundheits- und Fitnessangeboten haben. Gerade die beliebten Online-Symptom-Checker werden den in sie gesetzten Erwartungen aber häufig nicht gerecht: Sie liefern häufig Fehldiagnosen .

Obwohl der Hausarzt es durchaus schätzt, wenn sich seine Patienten im Internet informieren, rät er deshalb zu gesunder Skepsis. «Die gefundenen Informationen können falsch sein. Sie können aber auch richtig sein und so komplex, dass die richtige Interpretation schwierig ist.» Da sieht man sich dann durchaus mit schwerwiegenden Krankheiten konfrontiert.

Und dann gebe es auch nicht wenige Auskunftsdienste, hinter denen handfeste finanzielle Interessen stehen: «Gerade im Bereich der Gewichtsreduktion wird einem zum Beispiel gerne vorgegaukelt, dass Handlungsbedarf besteht und ein ganz bestimmtes Produkt die Lösung des Problems ist», erklärt Stirnimann.

Soll also grundsätzlich auf Informationen aus dem Internet verzichtet werden? Das nicht gerade, «aber man sollte die Informationen kritisch hinterfragen und im Zweifelsfall mit dem Hausarzt Kontakt aufnehmen.» Ein Symptom-Checker im Internet ersetzt auf keinen Fall den Besuch beim Hausarzt.

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