Nur etwa zehn Prozent aller Schweizer sterben zuhause. Das heisst: Der oder die Sterbende ist zwar nicht in den eigenen vier Wänden. Aber andersherum bedeutet das auch, dass Angehörige nicht auf sich allein gestellt sein, sondern von Fachkräften – Ärzten, Pflegern und Seelsorgern – umgeben sind. Das kann für die Angehörigen in dieser schwierigen Phase eine enorme Entlastung sein, denn wer hat schon Erfahrung im Umgang mit Sterbenden?
SRF-Ratgeberpsychologe Markus Zimmermann rät dennoch, Sterbenden ein Stück «Daheim» ins Pflegeheim, Spital- oder Hospizzimmer zu bringen. Ist man sehr unsicher im Umgang mit dem Sterbenden, kann man sich die wichtigsten Handgriffe zeigen lassen, wie man dem Patienten die Lippen befeuchtet beispielsweise, wie man ihm Linderung verschaffen kann, aber auch, wie man das Personal in der Pflege unterstützen kann.
Mit den Kräften haushalten
Wichtig ist, dabei sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren und sich klar zu machen, wie viel Zeit man mit dem Kranken verbringen kann und wie man sich gegebenenfalls am Sterbebett mit anderen Nahestehenden – Freunden, Geschwistern, Kindern – ablösen kann. Allen guten Bemühungen zum Trotz: Der Wunsch des Sterbenden gilt. Das heisst auch, dass er das Recht hat, zu bestimmen, wie seine letzten Stunden oder Tage aussehen – selbst wenn er beim Sterben allein sein will.
Auch Kinder müssen vom Sterbeprozess nicht automatisch ausgeschlossen bleiben. Sie verkraften oft deutlich mehr, als man ihnen zutraut. Ein grosser Punkt ist dabei jedoch, wie stabil sich die sie begleitende Person fühlt. Kinder belastet es häufig weit mehr, ihre Mutter am Sterbebett der Grosi zusammenbrechen zu sehen als tatsächlich dabei zu sein, wenn die Oma stirbt. Man sollte sich deswegen vorab prüfen, ob man neben der Begleitung des sterbenden Menschen auch noch die Kapazitäten hat, für seine Kinder da zu sein.
Abschied ohne Abschiednehmen
Vielfach besteht aber gar nicht die Möglichkeit, einem nahestehenden Menschen während des Sterbeprozesses beizustehen und sich voneinander zu verabschieden, beispielsweise einfach, weil der Tod zu plötzlich eintritt. Manchen hilft es dann, den geliebten Menschen noch einmal aufgebahrt zu sehen. Auch ein einseitiges Gespräch am Grab oder ein Brief, den man dem Verstorbenen ans Grab bringt, können erleichtern.
Auch Gespräche mit anderen Menschen über all das, was einem auf der Seele brennt, entlastet – und das sollte man laut Markus Zimmermann auch unbedingt tun. «Es macht keinen Sinn einen Rucksack voller Steine mit sich herumzutragen», meint Markus Zimmermann. Fühlt man sich mit diesem Thema in seinem sozialen Umfeld nicht gut aufgehoben, können entsprechende Gruppen helfen, belastende Themen aufzuarbeiten – oder auch professionelle Unterstützung.