In England protestierten Frauen für ein Verbot von Vaginalnetzen, welche bei Belastungsinkontinenz eingesetzt werden. Während in Australien Netze zur Stabilisierung des Beckenbodens hart in der Kritik stehen.
Denn wegen der Implantate leiden sie höllische Schmerzen. Die Vorwürfe gelten dabei vor allem den Netz-Herstellern und den Behörden, welche diese vorschnell zuliessen.
Während in England mittlerweile tatsächlich ein Verbot ausgesprochen wurde, berichten darüber auch die Schweizer Medien. Hier werden die Netze jedoch weiterhin ohne Bedenken eingesetzt. Diese Diskrepanz verunsichert Patientinnen in der Schweiz.
Wem sollen Schweizer Patientinnen glauben?
Wer eine Operation zur Beckenbodenstabilisierung mit einem Netz vor sich hat, empfindet Angst. Und Trägerinnen von Implantaten erkundigen sich über eine mögliche Entfernung.
Dabei sind die Netze und Bänder mittlerweile ein erprobtes Prinzip, wenn es darum geht die im Alter schwindende Stabilität der Beckenbodenmuskulatur zurückzugewinnen.
Dass die Stabilität des Beckenbodens im Alter abnimmt, ist dabei völlig normal. Denn nach den Wechseljahren führt der Östrogenmangel an den Harn- und Geschlechtsorganen zu einem Gewebsschwund und einer Gebärmutter- oder Scheidensenkung. Dies verursacht Schmerzen und Problemen beim Wasserlassen.
Diese Methoden werden ganz individuell auf die Patientinnen abgestimmt. Urogynäkologe Gabriel Schär erklärt ihre Vor- und Nachteile im folgenden Video:
Doch wie kam es dazu, dass die Netze im Ausland des Teufels sind und in der Schweiz noch immer häufig eingesetzt werden? Verschiedene Schweizer Experten sehen den Grund dafür vor allem in einer lückenhaften und teilweise übertriebenen Berichterstattung durch die Medien.
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Netze werden ständig revidiert
Tanja Hülder, Urogynäkologin am Kantonsspital St. Gallen, setzt solche Vaginalnetze seit einigen Jahren erfolgreich ein. So weiss sie gut, dass über die Jahre eine stetige Weiterentwicklung stattgefunden hat. Die Devise bei den Netzen heute ist: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig stützen.
Chrisitian Fünfgeld, Gynäkologe aus Tettnang, Deutschland, fügt hinzu, dass gerade in der Anfangsphase die Netze von ungeübten Operateuren eingesetzt wurden. Das führte zu vielen Problemen. Heute habe sich diese Situation jedoch stark verbessert.
Netze und Bändchen sinnvoll einsetzten
So empfinden die Experten in der Schweiz und Deutschland die Verbote im Ausland als übertrieben.
Gabriel Schär erklärt sich die heftige Reaktion durch den Aufschrei der wenigen Betroffenen und den ausgeübten Druck durch die Medien auf die Gesundheitsbehörden.
Volker Viereck, Urogynäkologe am Kantonspital Frauenfeld, sieht das ähnlich. Auch er empfindet ein Verbot als unangebracht. So wurden beim Einsatz von 44'000 Inkontinenzbändern nur bei etwa 600 Frauen Probleme gemeldet. Das sind weniger als zwei Prozent.
Entwarnung für Schweizer Patientinnen
Der Konsens unter den Experten: In der Schweiz besteht kein Problem mit dem Einsatz der Vaginalimplantate. Die Netze werden zureichend kontrolliert und vor allem eine gute Beratung und das sachgemässe Einsetzen durch den Operateur führen zum Erfolg.
So hofft auch Tanja Hülder, dass die Netze hier nicht verboten werden. Denn sie möchte ihren Patientinnen weiterhin alle Optionen anbieten können. Nur so kann eine individuell abgestimmte Behandlung gewährleistet werden.