Eine Woche ist es her, dass «Puls» über die ungehört verhallte Swissmedic-Warnung vor den Nebenwirkungen der HCT-Blutdrucksenker berichtet hat.
Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern schlug die Recherche des SRF-Gesundheitsmagazins hohe Wellen. Im zweistündigen Experten-Chat wurde eine Rekordzahl von knapp 300 Fragen beantwortet – meist diese: «Enthält mein Medikament HCT?»
Die Frage stellte sich auch dem 71-jährigen Heinz Eichenberger. Am Montagabend hörte er dank «Puls» zum ersten Mal vom erhöhten Hautkrebsrisiko bei Einnahme des ihm verschriebenen Medikaments.
Als Langzeit-Blutdruckpatient mit bereits einmal behandeltem weissem Hautkrebs zählt er zur Hochrisikogruppe.
Heinz Eichenberger will die Situation mit seinem Hausarzt besprechen, sobald der aus den Ferien zurück ist. Vielleicht liegen dann endlich Empfehlungen der Schweizerischen Hypertonie-Gesellschaft vor.
Noch warten die Haus- und Hautärzte vergebens darauf: Eine Woche nach der «Puls»-Enthüllung und bald drei Monate nach der Publikation der Swissmedic-Warnung kann auf Nachfrage kein Termin genannt werden. Am Dokument werde aber «fleissig gearbeitet».
Hausärzte übernehmen die Initiative
Inzwischen haben die Hausärzte die Initiative übernommen und sich untereinander abgesprochen, wie mit dem Problem umgegangen werden soll. «Wir besprechen die Situation mit Patienten, deren Rezept zur Erneuerung ansteht», erklärt Hausarzt Connor Fuhrer vom Ärztezentrum in Münsingen. Bei Langzeitpatienten mit auffälligen Hautbefunden würde man das Absetzen prüfen und den Wirkstoff bei jungen Patienten gar nicht erst verschreiben.
Dieses Vorgehen deckt sich mit den Empfehlungen, welche die Deutsche Hochdruckliga bereits im Oktober 2018 publizierte.
Dazu gehört auch, dass Patienten auf keinen Fall eigenmächtig ihr Medikament absetzen. Denn dann drohen Herzinfarkt oder Schlaganfall. «Ein unbehandelter Bluthochdruck ist viel gefährlicher als die Hautveränderungen, von denen hier die Rede ist», betont Hausarzt Fuhrer.
Heinz Eichenberger macht es also richtig: Er nimmt die suspekten Tabletten bis zum Arztbesuch weiter.