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Vom Gluscht zum Zwang Heisshunger – Den ungeliebten Gast in den Griff bekommen

Heisshunger ist nicht gleich Heisshunger. Wer ihn in den Griff bekommen möchte, sollte ihn zuerst richtig einordnen. Denn je nachdem liegen ihm eine Krankheit, falsche Ernährung oder psychische Ursachen zugrunde.

Schokolade! Jetzt! Sofort! Und danach ein paar Kekse, Gummibärchen und was wir sonst noch in die Finger kriegen. Heisshunger ist eine echte Plage, die uns das Leben schwer machen kann. Anders als normalen, «echten» Hunger zeichnet den Heisshunger aus, dass er unaufschiebbar und willentlich nicht oder kaum zu kontrollieren ist – und sich im akuten Moment tatsächlich wie Hunger anfühlt, häufig nach etwas Süssem oder nach bestimmten Nahrungsmitteln.

Mediziner unterscheiden drei Formen von Heisshunger: den körperlich bedingten, den psychisch bedingten und eine Mischform. Die Fachkräfte sehen jedoch Heisshunger nicht als eigenständiges Problem an, sondern konzentrieren sich auf Sättigung und Hunger im Körper. Ist hier ein Ablauf gestört, beispielsweise, weil Hormone nicht richtig ausgeschüttet werden, um ein Sättigungsgefühl zu melden, kann es zu Heisshunger kommen.

Wann wird «Gluscht» zum Esszwang?

«Die Abgrenzung von Heisshunger und ‹Gluscht› ist bei den psychischen Formen nicht ganz einfach. Beides scheint anfänglich identisch und unterliegt der menschlichen Impulskontrolle, wie sie schon in der Kindheit als Kulturleistung erlernt werden muss. Schliesslich kann ich auch nicht jedem eine Ohrfeige geben, auch wenn mich manchmal ein Impuls dazu befällt. Wenn aber Genetik oder die Biochemie regieren, ist die psychische Kulturleistung machtlos», so Stoffwechselspezialist Renward Hauser. Sprich: Wird der Ruf des Körpers nach Essen zu stark, kann auch die Vernunft nichts mehr dagegen ausrichten.

Heisshunger ist unproblematisch, wenn er nur ab und zu und in normalen Bahnen auftritt. Anders sieht die Sache aus, wenn er psychisch und physisch belastend wird, also wenn man unter dem Esszwang leidet oder zunimmt. Dann gilt es, die Ursache des Heisshungers mit ärztlicher Unterstützung genau unter die Lupe zu nehmen.

Diese Informationen braucht der Arzt zur Anamnese

  • Wann haben die Heisshunger-Attacken begonnen?
  • Tritt der Heisshunger zu bestimmten Tageszeiten oder besonderen Umständen auf?
  • Haben Sie Ihre Ernährung geändert oder bewegen Sie sich mehr als früher? Betreiben Sie sehr anstrengende Sportarten?
  • Haben Sie in letzter Zeit Gewicht verloren oder zugenommen?
  • Treten neben dem Heisshunger weitere Beschwerden auf, z. B. Abgeschlagenheit, Durchfall, Schmerzen?
  • Wurden bei Ihnen bereits Vorerkrankungen festgestellt, die zu einer Unterzuckerung und damit verbunden zu Heisshunger führen können, z. B. Diabetes mellitus?
  • Nehmen Sie Medikamente ein, die Heisshunger-Attacken auslösen können?

Danach sollte das Blut genauer angeschaut werden. Folgende Krankheiten/ Ursachen werden bei Heisshungerattacken abgeklärt.

  • Unterzuckerung (Hypoglykämie) bei Diabetes mellitus oder nach längerer Zeit ohne Nahrung
  • Heisshungerattacken bei Diäten und Fasten
  • Hormonell bedingter Heisshunger während der Schwangerschaft oder dem Menstruationszyklus
  • Adipositas (Fettsucht)
  • Essstörungen wie die Ess-Brech-Sucht (Bulimie), Magersucht (Anorexie) und Binge-Eating-Störung
  • Schilddrüsenüberfunktion und weitere Stoffwechselstörungen
  • Drogenkonsum (z. B. Cannabis, Alkohol)
  • Heisshunger als Nebenwirkung von Medikamenten

Neue Forschung

Es gibt noch genetisch bedingte Heisshunger-Formen, wie sie bei Mutationen des Pro-Opio-Melanocortin-4-Rezeptors im Hypothalamus (Hirnstamm) bei 100 Prozent der Betroffenen beobachtet wird. Was hier kompliziert daher kommt, ist im mitteleuropäischen Umfeld ein sehr häufiger genetischer Hintergrund für die Entwicklung einer schweren Adipositas.

Es gibt Autoren, die der Meinung sind, dass mehr als die Hälfte unserer adipösen Bevölkerung, sofern sie seit Generationen hier leben, einen solchen POMC-4-Rezeptormangel haben und dass deshalb die Binge-Eating-Störung derart häufig bei schwer adipösen Personen anzutreffen ist. Die diese Störung ist bisher die einzige Essstörung, bei der eine genetische und eben gerade nicht-psychische Ursache vermutet werden kann.

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Heisshunger nach dem Sport

Der sicherste Weg, um nach dem Sport nicht mit knurrendem Magen dazustehen, ist vor dem Sport etwas zu essen! Natürlich keine riesige Mahlzeit direkt vor dem Workout, doch wer beispielsweise abends zum Sport geht, sollte sein Abendbrot vorziehen und sich zwei Stunden vorher ausgewogen ernähren. Sprich: ein Drittel Kohlenhydrate, ein Drittel Protein, ein Drittel Gemüse.

Natürlich kann der Gemüseanteil auch grösser ausfallen – dann einfach von Kohlenhydraten und Protein weniger essen. Nach dem Sport reicht dann ein Joghurt vollkommen aus. Vor dem morgendlichen Training sollte zumindest eine Banane gegessen werden und danach ein ausgewogenes Frühstück.

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