An der Ski-WM in Are läuft es den Schweizerinnen derzeit wie geschmiert. Michelle Gisin kann jedoch nichts dazu beitragen. Denn sie liegt auf einem Behandlungsbett. Ihr frisch operiertes Knie wird von der Physiotherapeutin zur Abschwellung massiert, während sie im Fernsehen die Fahrten ihrer Teamkolleginnen verfolgt.
Ihre Verletzung zog sie sich im Januar während dem Super-G in Garmisch zu. Wirklich dramatisch sah es nicht aus: Kein Sturz, aber ein heftiger Schlag im dümmsten Moment, der den Knorpel im rechten Knie beschädigte. Gisin entschied sich, nicht an der WM in Schweden teilzunehmen, und sich stattdessen operieren zu lassen. Ihrer Gesundheit zuliebe.
Im Spitalbett statt auf dem Siegerpodest: Eine Situation, die viele Sportlerinnen und Sportler nur zu gut kennen. Denn verletzungsbedingte Ausfälle gehören zum Ski-Sport wie der Schnee auf der Piste.
Auch Sonja Nef kann beim Klagelied der Knieverletzungen mitsingen. Karriere und Trainingsplan waren bei ihr seit jeher massgeblich durch Knie-Probleme geprägt. Sieben Mal fiel sie aus, wurde operiert und kämpfte sich wieder zurück. 2001 wurde sie mit WM-Gold im Riesenslalom dafür belohnt.
Enorme Kräfte wirken auf das Gelenk
Dass die Knie vielen Skifahrerinnen Probleme machen, ist für Orthopäde Lukas Weisskopf nicht erstaunlich. Denn beim Skifahren wirken enorme Kräfte auf das Gelenk. Kommt eine rotierende Bewegung dazu oder schlägt eine Unebenheit ungefiltert durch, reicht das meist aus: Ein Band reisst, oder der Knorpel wird verletzt.
Dann ist erst mal ausgefahren und statt der Siegerehrung steht eine schwere Entscheidung an: Operation ja oder nein?
Für Michelle Gisin war es ein klares Ja. Was bedeutet, dass sie ihr Knie sechs Wochen lang nicht belasten kann. Danach darf sie mit dem Muskelaufbau beginnen und die Belastung steigern, bis dann hoffentlich in drei bis vier Monaten alles wieder bereit ist – für die grossen Belastungen auf der Piste.