Das Wichtigste in Kürze
- Eisenbakterien nagen am Schiffswrack der Titanic.
- Das Schiff zerfällt deshalb schneller als bisher angenommen.
- Forscher entdeckten neue Bakterienarten am Schiffswrack.
Jahrelang suchte man nach den Überresten der Titanic. Fündig wurde ein Expeditionsteam im Jahr 1985. Es entdeckte, dass ein grosser Teil des Bugs noch intakt war und aufrecht auf dem Meeresboden liegt.
Tauchroboter fanden im Innern des Schiffes sogar noch die grossen Kronleuchter aus der 1. Klasse und eine grosse Menge an Gegenständen wie Geschirr, Spiegel und Möbel.
Bald nur noch ein Trümmerfeld
Doch der Zahn der Zeit nagt stark an solchen Schiffswracks. Chemische Korrosionsprozesse wie Rostbildung zersetzen ein Wrack mit etwa 0.1 Millimeter pro Jahr. Die dünnsten Stahlplatten an der Aussenhaut der Titanic sind allerdings stattliche 25 Millimeter dick – und könnten über lange Jahre halten.
Allerdings sind es nicht nur chemische Prozesse, sondern auch biologische Vorgänge, die am ehemaligen Luxusdampfer nagen. Eisenfressende Bakterien, sogenannte Eisen-Oxidierer, sorgen zusätzlich für eine schnelle Zerstörung des Wracks.
Einige Experten befürchten, es könnte schon in 10–20 Jahren auseinanderfallen. Andere sind optimistischer und hoffen, dass die Titanic noch weitere hundert Jahre auf dem kalten Meeresgrund überdauert.
Rusticles – Zapfen aus Rost
Fest steht: Die Tage des Schiffswracks sind gezählt. Bis es komplett zerfällt, sorgen die Bakterien aber für neue Strukturen in der dunklen und bizarren Unterwasserwelt.
Ausgehend von Metallteilen – wie etwa dem Anker – wachsen Zapfen in die Länge. Sie sind zusammengesetzt aus rostähnlichen Substanzen, aus Eisen in verschieden oxidiertem Zustand.
Die Form der Zapfen erinnert ein wenig an Eiszapfen. Sie werden deshalb Rusticles genannt – ein Kofferwort aus Rost (rust) und Eiszapfen (icicles).
Im Innern dieser Strukturen leben zahlreiche Mikroorganismen und oxidieren das Eisen mit Hilfe von Sauerstoff. Forscher nahmen Proben von diesen Rusticles und entdeckten dabei auch ganz neue Arten wie das Bakterium Halomonas titanicae .
Herausforderung für die Archäologen
Der Zerfall von gesunken Schiffen geht unterschiedlich schnell voran. Eisen hält sich relativ lange, so sind auch zahlreiche Schiffe aus dem Zweiten Weltkrieg noch einigermassen in ihrer Struktur auf dem Meeresgrund vorhanden.
Anders sieht es bei Holzschiffen aus. Im salzigen Meerwasser wird das Holz innert kurzer Zeit von Schiffsbohrwürmern zerfressen, so dass von älteren Holzschiffen in der Regel nur noch die Ladung übrig bleibt. Einzig im Süss- oder Brackwasser können solche Wracks lange überdauern, hunderte bis tausende von Jahren.
Sendung: Radio SRF 1, 1.11.2017, 13.15 Uhr