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Künstliches Leben Schon Alchemisten wollten Menschlein herstellen

Von der Magie zur Wissenschaft: Das erste Kind aus dem Reagenzglas ist heute 40 Jahre alt. Die Versuche, künstlich Leben herzustellen sind viel älter.

Das «Retortenbaby» aus England, der erste Mensch, der in einem Reagenzglas gezeugt wurde, ist heute über 40 Jahre alt.

Die Technik ist mittlerweile medizinischer Standard und nennt sich «In-vitro-Fertilisation». Doch damals war das sehr umstritten, nicht zufällig wurde das Kind «Retortenbaby» genannt.

Ziel der Alchemisten

Retorten, das waren Glasgefässe, die früher die Alchemisten benutzten um ihre oft geheimnisvollen Experimente zu machen. Bis heute steht deshalb der Begriff «Retorte» für etwas, das künstlich hergestellt wird. Leben künstlich herzustellen, war ein Ziel der Alchemisten.

«Homunkulus», den «kleinen Menschen» haben die Alchemisten ihn genannt: der Fleisch gewordene Traum, Leben zu erschaffen. Er hätte in einer Retorte wachsen und gedeihen sollen.

Ein Mann sitzt vor einem Reagenzglas, in dem ein Mensch zu erkennen ist.
Legende: Erzeugung des Homunculus in Goethes Faust II. (Darstellung aus dem 19. Jahrhundert). Wikimedia

Der Schweizer Naturforscher Paracelsus habe vor fast 500 Jahren ganze Abhandlungen darüber geschrieben, sagt Martin Kluge, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pharmaziemuseum der Universität Basel.

Es gibt zahlreiche alte Bilder, auf denen Alchemisten einen Homunkulus herstellen. Man sieht sie, in Gedanken versunken und entzückt, vor sich ein Glasgefäss mit einem kleinen Menschlein drin. Martin Kluge sieht das eher als Symbol. Es ginge den Alchemisten vor allem darum, das Leben an sich zu verstehen.

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Alles ist mystisch

Damals waren aber erst wenige Zusammenhänge in der Natur bekannt und sehr viele Theorien waren aus heutiger Sicht schlichtweg falsch. Alchemisten, die Forschung betrieben, verrannten sich deshalb oft in ihren Ideen. Auch Gold aus Blei herzustellen war so eine Idee, die auf einer falschen Theorie beruhte. Es konnte gar nicht funktionieren.

René Oetterli ist Chemiker an der Universität Zürich und Lehrer am Gymnasium und hat sich mit der Alchemiegeschichte auseinandergesetzt. «Solange man im Dunkeln tappt ist alles Magie. Der Wind ist Zauberei und ob eine Flut kommt oder nicht ist Gottes Wille, oder wie man das interpretieren will. Man sucht nach Erklärungen, und kommt dabei schnell in die Mystik».

Erforschung des Lebens

So ist auch der Homunkulus aus heutiger Sicht zu verstehen. Er ist eine Geschichte, ein Symbol für die Erforschung des Lebens. Etwas, das auch heute noch lange nicht abgeschlossen ist.

Denn trotz Retortenbaby und In-vitro-Fertilisation, sind wir von der tatsächlichen Erschaffung von Leben noch schier unendlich weit entfernt. Doch wir können immer mehr nachvollziehen und verstehen, so wie die Alchemisten, Stück für Stück.

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