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Verbreitete Vorurteile Sieben Irrtümer zur Hundehaltung

Viele Zeitgenossen glauben, dass sie die Vierbeiner und ihre Bedürfnisse genau kennen. Doch das stimmt nicht immer: Expertin Silke Wechsung erklärt bekannte Annahmen – und weshalb sie nicht zutreffen.

Silke Wechsung

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Silke Wechsung ist Diplom-Psychologin und Hundebesitzerin. Sie ist Forschungsleiterin des Projekts «Mensch und Hund» an der Universität Bonn. Sie hat zum Verhältnis zwischen Hund und Mensch das Buch «Dreamteam oder purer Egoismus?» publiziert, das die Resultate eines wissenschaftlichen Projekts auch für Laien zusammenfasst.

1. Hunden auf dem Land geht es besser als Artgenossen in der Grossstadt

Der Ort spielt nicht die entscheidende Rolle, sondern es kommt immer darauf an, wie die Bedürfnisse des Hundes in der Hundehaltung berücksichtigt werden. Wichtig sind ausreichende Spaziergänge in Parks mit Freilaufzonen für Hunde, aktive Beschäftigung durch Sport und Spiel, Kontakt zu anderen Artgenossen. Hunden, deren Halter sie aktiv in ihr Leben integrieren und sie körperlich und mental auslasten, geht es besser als Hunden auf dem Land, die wenig Beachtung von ihren Besitzern erfahren. Umgeben von der Natur gelingt das jedoch leichter als in einer dicht besiedelten Grossstadt mit wenig Park- und Freilaufzonen.

2. Hunde sollte man nur dann halten, wenn man in einem Haus mit Garten lebt

Schickt der Halter den Hund in den Garten und glaubt, dann hat das Tier es richtig gut, weil es viel draussen ist, irrt er. Hunde brauchen nicht viel Platz in der Wohnung und wollen sowieso immer möglichst eng mit ihren Haltern zusammen leben. Die Tiere brauchen aktive Beschäftigung und Auslastung – und das geht nur gemeinsam mit dem Halter und erfordert keinen eigenen Garten. Dort allein wäre es dem Hund langweilig. Ein Garten hat allerdings Vorteile für den Halter, weil er den Hund beispielsweise bei der Reinheitserziehung einfach in das Grün schicken kann.

3. Männer sind strenger in der Hunde-Erziehung und können sich besser durchsetzen

Erfolgreiche Erziehung des Hundes hängt vom erzieherischen Engagement und von der Geduld und Konsequenz des Hundebesitzers ab. Hierbei unterscheiden sich Männer und Frauen nicht grundlegend voneinander. Ob der Hund gut hört oder seinem Halter auf der Nase herumtanzt, hängt nicht vom Geschlecht des Besitzers ab.

Ein Hund tollt im Schnee herum.
Legende: Hundehobby: Toben ist eine der Lieblingsbeschäftigungen der Vierbeiner. Keystone

4. Hund und Mensch ähneln sich äusserlich umso mehr, je länger sie zusammen leben

Das stimmt nicht. Reflektierte Hundehalter suchen sich allerdings einen Hund aus, der besonders gut zu den eigenen Vorlieben und dem eigenen Lebensstil passt. Ein eher gemütlicher Hundehalter liebäugelt eher mit einem Hund, der nicht ganz so sportlich ist; ein Langstreckenläufer sucht sich am besten einen ausdauernden Windhund. Und so scheint es in vielen Fällen so, als würden Mensch und Hund einander tatsächlich ähneln oder sich ähnlicher werden. Doch die Ursache ist eher die Anschaffung einer Hunderasse, die nicht kompensiert, was man selbst nicht hat, sondern aufgrund der Ähnlichkeit mit dem Besitzer harmoniert.

5. Kleine Hunde brauchen nicht so viel Erziehung wie grosse Hunde; die kleinen laufen eher einfach so mit

Verantwortungsbewussten Hundehaltern ist klar, dass auch kleine Hunde Erziehung brauchen, um friedlich und konfliktfrei mit anderen Menschen und Hunden auszukommen und niemanden zu belästigen. Oder sogar zu gefährden, indem der Hund zum Beispiel auf die Strasse läuft und einen Unfall verursacht, Joggern am Wadenbein hängt oder grössenwahnsinnig alle Hunde in der Nachbarschaft tyrannisiert. Kleine Hunde brauchen entsprechend genauso viel Aufmerksamkeit in der Erziehung wie grosse Tiere auch. Ob sie sich leichter erziehen oder führen lassen, hängt nicht von ihrer Grösse ab. Sondern von der Rasse, der Persönlichkeit von Hund und Halter sowie der Interaktion zwischen Mensch und Hund.

Ein fein frisierter Pudel auf einer Leistungsschau wird von einem Mann und einer Frau gestreichelt.
Legende: Tiere mit Stil: Die Schönheitsideale von Menschen tun dem Hund nicht immer gut. Keystone

6. Ein bisschen Luxus gefällt auch Hunden gut. Je reicher der Halter, desto besser geht's dem Hund

Das, was für den Halter möglicherweise Luxus bedeutet, ist dem Hund nicht wichtig – oder schadet ihm in manchen Fällen sogar. Teure Designer-Kleidung, luxuriöse Hunde-Accessoires oder auch der Besuch im Schönheitssalon sind das Hobby einiger Hundehalter; mit den Bedürfnissen des Tieres sind sie aber nicht immer vereinbar. Hunde möchten toben, sich dreckig machen und benötigen in der Regel auch keine Kleidung. Eine artgerechte und ausreichende Versorgung durch ausgewogenes Futter, Gesundheitsprävention und Pflege reichen dem Hund vollkommen aus – und dazu muss der Besitzer nicht Millionär sein.

7. Auch wenn der Hund als der beste Freund des Menschen bezeichnet wird, ist Hundehaltern ein menschlicher Partner im Zweifel doch lieber

Das stimmt zumindest nicht bei allen Hundehaltern. 35 Prozent von ihnen haben eine engere Beziehung zu ihrem Hund als zu menschlichen Partnern. Und dies ist unabhängig vom Familienstand: Auch diejenigen, die verheiratet sind oder in einer Beziehung leben, geben trotzdem in 35 Prozent der Fälle an, dass sie zum Hund die engste Bindung haben.

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