Mit einer salzigen Brise um die Nase, morgens an den Strand. Wellenrauschen im Ohr, Surfbrett unterm Arm. Rein ins Wasser, souverän die Welle stehen – und sich entspannt an den Strand spülen lassen. Das scheint weit weg von Ihrem Leben? Und ganz weit weg von dem, was Sie sich sportlich zutrauen würden?
Gut möglich, dass sich das jetzt ändert. Denn Surfen lernen geht in jedem Alter – und sogar bequem von zu Hause aus. Das behauptet zumindest Nina Notter, Personaltrainerin und Coach für Surf-Einstiegskurse.
SRF Wissen: Ich stand noch nie auf einem Brett, fangen wir also von vorne an: Was brauche ich für meine erste Session?
Nina Notter: Geduld und innere Ruhe. Beim Surfen passiert viel, das wir nicht beeinflussen können: Strömungen, Wetter, Lärm. Der erste Schritt, um sich davon nicht beeindrucken zu lassen, ist mentales Training. Atemtechniken oder Meditation sind zwei Varianten.
Wenn wir gestresst sind, atmen wir flach in den Brustkorb – das wollen wir auf dem Brett vermeiden. Also: Tief in den Bauch atmen, das hilft, ruhig zu bleiben. Was es noch braucht: Flexibilität – etwas, das mit täglichem Stretching verbessert werden kann. Und, klar: Kondition schadet bei der ersten Session auch nicht.
Das klingt nach einem umfangreichen Programm.
Ja, aber das Geniale ist: Man kann sich einfach von zu Hause aus auf die erste Surf-Stunde vorbereiten.
Schwere Muskeln sind beim Surfen weniger vorteilhaft.
Ohne Wasser?
Genau. Um die Ausdauer zu trainieren, locker auf der Stelle joggen. Oder Seilspringen – das geht auch ohne Seil. Zusätzlich täglich fünf Minuten Kniebeugen machen. Und Kraft braucht’s beim Surfen natürlich auch.
Also ab auf die Hantelbank?
Nein, schwere Muskeln sind beim Surfen weniger vorteilhaft. Das Stichwort lautet «Explosivität», also Schnellkraft. Man muss zackig sein, um sich im richtigen Moment vom Brett hochzupushen. Die wichtigsten Muskeln dafür sind die Rücken- und Armmuskeln. Liegestütze sind eine prima Übung.
Genauso wichtig: die Rumpfmuskulatur. Dazu zählen neben Bauch- und Rückenmuskeln, Teile der Gesäss- und Oberschenkelmuskulatur. Die trainiert man etwa mit einer Standwaage, bei der man sich im einbeinigen Stand nach vorne beugt.
Kraft zum Hochzudrücken hätte ich dann. Aber wie läuft der Rest?
Um den Ablauf zu üben, könntest du mit Klebeband einen geraden Strich auf den Wohnzimmerboden kleben – als imaginäres Surfbrett. Dann bäuchlings draufliegen. Beine zusammenpressen, sonst pflügst du das Wasser. Arme unter den Schultern positionieren, Ellenbogen anwinkeln, wie ein Heugümper und hochdrücken.
Wenn man weitergehen will, kann man dann anfangen, zu paddeln. Im Wasser ist das natürlich wackeliger.
Es ist nie zu spät, aufs Surfbrett zu steigen.
Apropos Wasser: Muss ich bis zu den nächsten Portugal-Ferien warten, um das auszuprobieren?
Tatsächlich kann man in der Schweiz surfen lernen. In Sion befindet sich eine tolle Anlage zum Üben. Aber auch in Zürich gibt's eine künstliche Welle – allerdings kommt das Wasser da mit ziemlich viel Wumms von vorne angerollt. Das ist nicht dasselbe wie beim «echten» Surfen.
Und ist es irgendwann zu spät, damit anzufangen?
Absolut nicht. Die Sängerin Shakira ist jetzt 46 und stand vor drei Jahren das erste Mal auf dem Brett. Der Japaner Seiichi Sano ist 90 und hat es als ältester Surfer ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Er hat das Surfen vor 25 Jahren gelernt, Schritt für Schritt mit einem Trainer.
Also nicht enttäuscht sein, wenn's beim ersten Mal nicht klappt. Es klingt kitschig, ich weiss. Aber: Beim Surfen ist's wie im echten Leben. Wenn man herunterfällt, heisst es: Aufstehen und nochmal probieren.
Das Gespräch führte Gina Buhl.