Kurz nach dem 18. Geburtstag flattert er meist ins Haus: der Marschbefehl. Er führt in eines der sechs Rekrutierungszentren, wo am ersten Tag ein medizinischer, ein psychologischer und ein Fitnesstest warten. Am zweiten Tag gibt's den Stempel: tauglich oder untauglich.
Auf Herz und Nieren geprüft
Zum Start geht es für alle durch den Medizin-Check. Bei einem Parcours von fünf Posten wird der Körper untersucht – von der Messung der Körpermasse über einen Seh- und Hörtest bis zum EKG. «Bei uns geht's darum zu entscheiden, ob der Körper belastbar für den Militärdienst ist», so der Rekrutierungsarzt Ulrich Bürgi.
Zum Schluss des Parcours wartet eine ärztliche Befragung. Für Bürgi auch eine Chance, den mehrheitlich jungen Männern ein letztes Mal medizinischen Rat auf den Weg mitzugeben. Der Rekrutierungsarzt weiss nämlich, dass einige Männer in den darauffolgenden 20 Jahren keinen Arzt mehr sehen werden.
Weiter geht's im straffen Zeitplan: zum Intelligenztest. Beim sogenannten «Test 95», benannt nach seinem Einführungsjahr, müssen die jungen Männer und Frauen Texte verstehen und Formen erkennen. Zusätzlich müssen alle einen psychologischen Fragebogen ausfüllen. Erkennt der Algorithmus darin auffällige Antworten, muss die betreffende Person zum persönlichen Gespräch.
«Manche junge Menschen kommen hier zum ersten Mal mit einem Psychologen in Kontakt und trauen sich in diesem Setting erstmals etwas anzusprechen», sagt Sidonia Widmer, Chefpsychologin des Rekrutierungszentrums Aarau.
Als Drittes wartet der wohl meistdiskutierte Test: der Fitnesstest. Seit 2006 besteht er aus den gleichen fünf Disziplinen: Standweitsprung, Medizinballstossen, Einbeinstand, globale Rumpfkraft und progressiver Ausdauerlauf. Alle lassen sich eins zu eins zu Hause trainieren. Das lohnt sich insbesondere beim Einbeinstand. «Da haben manchmal sogar supersportliche Leute Mühe damit», weiss André Güss, Kommandant des Rekrutierungszentrums Aarau.
Tauglich oder untauglich?
Am zweiten Tag folgt der Tauglichkeitsentscheid. Grundlage dafür bieten die Ergebnisse des medizinischen und des psychologischen Tests. Anhand klarer Kriterien weist die verantwortliche Rekrutierungsärztin oder der -arzt eines der folgenden drei Labels zu:
- Militärdiensttauglich
- Zivilschutztauglich
- Dienstuntauglich
Für alle, die nicht militärdiensttauglich sind, endet die Reise hier. Wer tauglich ist, aber den Militärdienst aus Gewissensgründen ablehnt, kann später Zivildienst beantragen.
Grundsätzlich sollte sich jede Person vorher überlegen, was sie im Militär machen möchte
Zum Abschluss der beiden Tage erfahren alle, die tauglich sind, welche Funktion sie im Militär übernehmen werden. Vom Grenadier über den Patrouillenreiter bis zum Militärmusiker – maximal fünf Funktionen dürfen die jungen Männer und Frauen auf einem Wunschzettel notieren. «Grundsätzlich sollte sich jede Person vorher überlegen, was sie im Militär machen möchte», sagt Kommandant Güss. Um dann aber auch tatsächlich in der gewünschten Funktion zu landen, empfiehlt er, sich auf den Fitnesstest vorzubereiten.
Für viele junge Menschen sind die beiden Rekrutierungstage eine bleibende Erfahrung. Umso wichtiger sei es, sich nicht stressen zu lassen, meint Güss. Egal welches Ziel jemand also bei der Rekrutierung verfolgt: Mit etwas Gelassenheit und der richtigen Vorbereitung lässt sie sich meistern.