Zum Inhalt springen

Längerfristiges Umdenken Kupfer, Lithium und Co – was es braucht für die Energiewende

Weg von fossiler Energie und hin zu grünem Strom. Dazu braucht es Innovation, gesellschaftlichen und politischen Willen, aber vor allem auch mineralische und metallische Ressourcen. Und zwar sehr viel davon.

Jährlich werden weltweit 65 Milliarden Tonnen Mineralien und Metalle abgebaut. Wir brauchen Sie für Häuser, Windräder oder Computer. Und die Nachfrage nach Mineralien und Metallen steigt. Die Internationale Energieagentur geht von einem vierfachen Wachstum aus.

Doch woher sollen diese Ressourcen kommen? Wie gehen wir jetzt und in Zukunft damit um? Genau darüber wurde in Genf am World Ressources Forum diskutiert.  

Das Wachstum hat vor allem mit dem Bedarf nach allen möglichen elektronischen Geräten zu tun. Aber es hat auch mit der Energiewende zu tun, sagt der Direktor des Forums Mathias Schluep. «Es geht um alternative Energien, Solarzellen und Windturbinen. Es sind aber auch Materialien für die Elektromobilität. Eigentlich sprechen wir von all den Materialien, die längerfristig die fossilen Rohstoffe ablösen sollten.» Die Herausforderungen sind also gross.

Fachleute sehen drei Lösungsansätze

Zum einen müssten wir genügsamer werden. «Vielleicht müssen wir nicht alles besitzen, vielleicht können wir Sachen auch ausleihen, wir können Sachen teilen. Wir müssen vielleicht nicht jedes Jahr ein neues Gadget haben oder ein neues Telefon. Da braucht es ein Umdenken», so Schluep.

Der zweite Lösungsansatz ist die Kreislaufwirtschaft, also die bereits gewonnenen Materialien nicht wegwerfen, sondern möglichst lange verwenden und letztlich recyceln. Da sei noch sehr viel mehr möglich, sagt Christian Bauer vom Paul Scherrer Institut: «Bei manchen Metallen wie zum Beispiel Kupfer ist das Recycling schon gut entwickelt. Anders sieht es zum Beispiel bei Lithium aus. Das wird heute noch nicht in grossem Massstab recycelt.»

Beide Experten sind der Meinung, dass die Entwicklung mittlerweile in die richtige Richtung gehe. Schliesslich habe auch die Industrie ein grosses Interesse an einer sicheren Versorgung mit Rohstoffen. Dennoch wird das nicht reichen, da sind sich die Experten auch einig.

Den dritten Lösungsansatz sieht Mathias Schluep im Bergbau: «Wenn wir eine Wende wollen, dann brauchen wir mehr Rohstoffe – und zwar aus den Minen, in der ganzen Welt.» Es brauche für die grüne Wende weltweit mehr Bergbau. Dabei ist Bergbau in den allermeisten Fällen wiederum mit Umweltbelastung und oft auch noch mit sozialen Problemen verbunden.

Ein grosses Dilemma also, über das man dringend diskutieren müsse, so der Forumsdirektor Mathias Schluep. «Es hat auch etwas mit Fairness zu tun. Einerseits müssen wir nachhaltig die Stoffe abbauen und nachhaltig die Stoffe nutzen und andererseits muss das auch fair sein.»

Bergbau in Europa?

Das heisst konkret: Industriestaaten sollten die Rohstoffe nicht weiter möglichst billig und unter fragwürdigen Umständen in Südamerika oder Afrika abbauen lassen und dann auch noch möglichst viel davon für sich beanspruchen.

Der Blick sollte auch nach Europa gehen, denn manche der Rohstoffe kommen durchaus auch hier vor, meint Christian Bauer. «Bergbau ist natürlich eine relativ umweltschädliche Sache und deswegen wird er heute nur ungern in Europa betrieben.» Es ist also noch viel zu diskutieren. Nicht nur darüber, ob wir Windparks und Solaranlagen bauen, sondern auch darüber, wo die Rohstoffe dafür herkommen.

Wissenschaftsmagazin, 02.09.2023, 12:40 Uhr

Meistgelesene Artikel